Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
Hinten am Grottenbad prüfte eine Angestellte gerade die Sauberkeit des Wassers. Sie tauchte etwas, das wie ein Plastikröhrchen aussah, hinein, schüttete den Inhalt wieder aus und hielt das Röhrchen erneut in das Becken. Juli nutzte die Gelegenheit, um mit zwei, drei großen Sätzen in Richtung der Glastür auf der rechten Seite zu springen, die zum Dampfbad und den Behandlungsräumen führte. Sie war im Seitentrakt verschwunden, ehe sich die Angestellte am Grottenbad wieder erhoben hatte.
    Tief einatmend sah Juli sich um. Der Kräuterduft des Dampfbades lag in der Luft und vermischte sich mit dem Geruch von Massageöl und Chlor. Auch hier war es ruhig, sie schien noch ganz allein zu sein. Massagen wurden erst ab elf Uhr verabreicht. Juli zog den Stretchanzug aus und den Bademantel an. Sorgfältig rollte sie Hose und Oberteil zusammen und steckte beides in die Plastiktüte, die sie in den Holzeimer neben dem Dampfbad legte, der für die benutzten Sitztücher vorgesehen war. Dann nahm sie einige der rot-weißen Tücher, machte sie unter der Dusche etwas nass und stopfte sie zusammengeknüllt ebenfalls in den Eimer, bis von ihrer Tüte nichts mehr zu sehen war. Zum Schluss vergewisserte sie sich noch einmal, dass das USB-Kabel und das Seidentuch in den Taschen des Bademantels steckten.
    Dann begab sie sich zur Toilette.
    Der Raum verströmte dieselbe kühle Eleganz wie der Rest des Hotels. Der Fußboden war aus grünem Marmor. Neben dem Eingang stand ein langgezogener Glaswaschtisch mit vier nebeneinanderliegenden Becken, die über Armaturen aus gebürstetem Edelstahl verfügten. Es gab zwei Sensorhändetrockner, aber neben jedem Waschbecken lag auch ein Stapel kleiner weißer Frotteetücher. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich die Toilettenkabinen. Die Zwischenwände waren massiv und reichten von der Decke bis zum Boden. Auch die dicken Holztüren ließen oben und unten keine unnötigen Freiräume. Es war immer schön, wenn sich ein Hotel um die Intimsphäre seiner Gäste sorgte. Juli entschied sich für die zweite Kabine von links und verschwand darin. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach acht.
    Nun hieß es warten.

32
    Das Callgirl stammte aus Rostock. Manja hatte das Mädchen gebeten, für die Vernehmung nach Binz zu kommen. Das Gespräch sollte zwar nicht im Hotel stattfinden, sondern auf dem Polizeirevier, aber vielleicht würde sich ja die Notwendigkeit ergeben, Kirijenkos Suite noch einmal aufzusuchen.
    Das Binzer Polizeirevier befand sich auf der Jasmunder Straße, im selben Gebäude wie die Gemeindeverwaltung, einem etwas zergliedert wirkenden Mehrzweckbau. Zu den anderen Mietern gehörte eines der unzähligen griechischen Restaurants des Ortes. Der Leiter der Dienststelle hatte Manja sein Zimmer zur Verfügung gestellt, einen zwar hellen, aber kleinen Raum mit Resopal schreibtisch und einem PC, der schon veraltet war, als die Behörde ihn gekauft hatte.
    Manja kannte solche Räume aus Dresden. Und solche Computer auch.
    Sie bat das Mädchen, auf einem der beiden Besucherstühle Platz zu nehmen. »Ich bin Staatsanwältin Koeberlin«, sagte sie, nachdem eine ältere Polizistin zwei Tassen Kaffee gebracht hatte und diskret wieder verschwunden war. »Wie ist Ihr Name?«
    »Sunny Liliou.«
    »Ist das ein … äh … Künstlername?«, fragte Manja ein wenig verdattert.
    »Das ist der Name, unter dem ich arbeite. Er steht auch in meinem Ausweis. Möchten Sie ihn sehen?« Die Frau griff nach einer weißen Umhängetasche und begann, darin zu wühlen.
    »Schon gut.« Manja winkte ab. »Wie alt sind Sie?«
    »Einundzwanzig.«
    Manja lag die übliche nächste Frage nach dem Beruf auf der Zunge, aber die verkniff sie sich. Nachdem sie die Anschrift des Mädchens notiert hatte, legte sie ihren Stift weg und sah ihren Gast an.
    Sunnys Schultern waren soldatisch straff, aber sie ließ den Kopf leicht hängen. Ihre roten Haare wirkten gefärbt oder zumindest getönt, passten jedoch gut zu ihren sommersprossenübersäten Wangen. Sunny trug Jeans, Stiefel und einen weißen Pullover. Ihren Anorak mit Fellkragen hatte sie ausgezogen und auf den Stuhl neben sich gelegt.
    »Wie ich schon am Telefon gesagt hatte, möchte ich mit Ihnen über den letzten Montag sprechen.«
    Sunny nickte.
    »Ich weiß, dass Sie der Polizei schon erzählt haben, was passiert ist. Lassen Sie uns bitte trotzdem noch einmal darüber reden. Manchmal erinnert man sich beim zweiten oder dritten Mal an Details, die einem zuvor nicht

Weitere Kostenlose Bücher