Der Pakt - Rügen Thriller
Schilling. »Eine seiner Tochtergesellschaften hat sie vor zehn Jahren gekauft. Das heißt, wenn wir Kirijenko irgendwie mit diesem Unternehmen in Verbindung bringen können , gibt es einen Tatverdächtigen.«
»Haben Sie sich inzwischen Ihre Akte schon angeschaut, Frau Koeberlin?«, fragte Mast. »Taucht der Name Soran da auf?«
»Nicht, dass ich wüsste. Aber ich gehe gleich noch einmal alles durch«, antwortete Manja diplomatisch. Die Akte lag unangerührt in ihrem Hotelzimmer. »Übrigens, wurde eigentlich Kirijenkos Mobiltelefon gefunden?«
»Nein. Kein Kalender, kein Mobiltelefon.«
»Dann muss der Killer die Sachen mitgenommen haben. Vielleicht enthielten sie ja Hinweise auf den Auftraggeber. Kontakte, Termine, Memos, irgendetwas in dieser Richtung. Hat der Richter von der Suite aus telefoniert?«
»Negativ«, erwiderte Mast. »Das haben wir überprüft. Hören Sie, können Sie sich bitte Ihre alte Akte möglichst schnell vorneh men? Derweil schauen wir uns alles an, was wir hier über die Soran-Werft und ihre Eigentümer haben. Wir wollen gleich morgen früh nach Warnemünde fahren. Je mehr wir dann wissen, umso besser.« Mast legte auf.
Manja seufzte. Sie war achttausend Kilometer geflogen, von der Sonne Floridas in den bitterkalten Ostsee-Winter. Der Jetlag steckte ihr noch in den Knochen, und heute war ihr erster Arbeitstag seit fast drei Jahren. Sie hatte keinerlei Verlangen, eine verstaubte Ermittlungsakte durchzulesen.
Der Leiter des Polizeireviers steckte seinen Kopf durch die Tür. »Noch einen Kaffee für Sie?«
Manja schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe zurück ins Windwood. Dann können Sie Ihr Büro wiederhaben.«
Der Polizist wirkte nicht, als wäre er sonderlich scharf darauf.
»Sagen Sie«, begann Manja, »auf dieser Halbinsel, die zu Stralsund gehört …?«
»Devin?«
»Ja. Gibt es dort irgendwelche touristischen Attraktionen?«
»Da befindet sich ein Naturschutzgebiet«, erwiderte der Revierleiter, lässig gegen den Türrahmen gelehnt. »Genauer gesagt, ein ehemaliges Naturschutzgebiet. Der Status wurde vor kurzem aufgehoben, damit dort ein Hotel gebaut werden kann. Kleiner als das Windwood, aber genauso vornehm. Fünf Sterne, mit eigenem Golfplatz. Devin Residenz. Es heißt übrigens, dass die Russen dahinterstecken.« Im gleichen Atemzug zählte der Mann eins und eins zusammen. »Moment mal, glauben Sie, dass dieser tote Richter da irgendwie mit drinhing?«
In Manjas Kopf rotierte es. »Die Russen?«, echote sie, ohne auf seine Frage einzugehen.
»Ja. Offiziell steht eine Firma namens DRM hinter dem Projekt. Devin Residenz Management. Aber man munkelt, dass in Wahrheit …«
»DRM. Wo haben die ihren Sitz?«, unterbrach ihn Manja.
»In Stralsund«, erwiderte der Polizist. »Ich glaube, im Gewerbegebiet Stadtkoppel.«
35
»Das ist heute wirklich nicht unser Tag.« Seufzend trat Nora Rottmann in das Dampfbad. »Erst dieser Kellner, jetzt der Masseur. Angeblich ist er unterwegs aufgehalten worden. Aber in fünfzehn Minuten soll er da sein.«
Juli war hinter der Säule noch immer halb aufgerichtet, als Noras Blick auf sie fiel. »Oh, Verzeihung, ich dachte, meine Schwester wäre allein.«
»Kein Problem. Ich wollte sowieso gerade raus.« Juli wandte sich um und griff nach dem Sitztuch, wobei sie das Kabel unauffällig darin verschwinden ließ. Beim Hinausgehen achtete sie darauf, dass nichts zu sehen war.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete sie tief durch, verärgert über die unerwartete Störung. Andererseits – wenn Nora ein paar Sekunden später gekommen wäre, hätte Juli ein noch größeres Problem gehabt. Sie begab sich zu den Duschen, um sich kalt abzubrausen. Zum Glück hielt sich dort gerade kein anderer Gast auf, so dass sie sich wegen des Kabels in ihrer Hand keine Gedanken machen musste. Mit dem Sitztuch trocknete sie sich notdürftig ab. Als sie wieder am Dampfbad vorbeilief, nahm sie ihren Bademantel vom Haken und zog ihn an. Das USB-Kabel stopfte sie in die rechte Seitentasche. Dann holte sie ihre Plastik tüte aus dem Holzeimer neben der Tür hervor und ließ das benutzte Tuch hineinfallen.
Und nun?
Zurück zur Toilette. Diesmal war sie allerdings nicht allein. Vor einem der Waschbecken stand eine Frau mittleren Alters, die gerade den Sitz ihrer imposanten blonden Hochsteckfrisur begutachtete. Das verbesserte Julis Laune nicht gerade. Sie verschwand in einer der Kabinen und ließ sich auf dem Klo nieder.
Denk nach,
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