Der Pakt - Rügen Thriller
aufeinander.
Manja lehnte sich nach vorn, ihr Ton war nun etwas versöhnlicher. »Frau Rottmann, wir glauben, dass wir bei DRM das Motiv für den Mord an Kirijenko finden. Das Motiv führt uns zum Täter. Die Frau im Spa war nur ein Werkzeug, eine Mietkillerin. Der wahre Drahtzieher hat sein Gesicht noch gar nicht gezeigt. Wer es auch ist, er hat nicht nur Kirijenko und diesen Tino Rücker auf dem Gewissen, sondern auch Ihre Schwester.«
52
Jürgen Fuchs war seit seiner Flucht nicht mehr in Stralsund gewesen und seit über zwei Wochen nicht mehr an der Ruine seiner niedergebrannten Villa am Voigdehäger Teich. Dass er sich für seine Rückkehr ausgerechnet den Tag ausgesucht hatte, an dem die Hansestadt das größte Aufgebot an Uniformierten seit der Belagerung durch Wallensteins Truppen erlebte, war einfach gewaltiges Pech.
Auf dem Hinweg hatte er noch nichts von alldem bemerkt. Eine kleine Ewigkeit war Fuchs inmitten von Zementresten, Brandschutt und Schnee herumgelaufen, wie ein Tiger in seinem Käfig. Er hatte nachgedacht. Was war passiert mit seinem Leben? Und was würde die Zukunft bringen? Von Peter Rottmann hatte er seit ihrer Begegnung auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt nichts mehr gehört. Offenbar war es seinem Freund bislang nicht gelungen, ein Gespräch mit dem Staatsanwalt zu führen. Konnte er überhaupt verlangen, dass Peter so etwas tat? Politiker hatten schon aus geringerem Anlass zurücktreten müssen.
Das Feuer zu legen, war natürlich eine Riesendummheit gewesen. Aber mit der Versicherungssumme hätte er von vorn anfangen können. Mit einem kleinen Ingenieurbüro, das nur aus ihm selbst bestand. Flexibel und mit geringen Kosten. Aufträge wären dank seiner guten Verbindungen ins Rathaus kein Problem gewesen. So hatte er es geplant, aber es war alles anders gekommen.
Und nun? Ins Ausland verschwinden? Er hatte kaum noch Geld, und seine Papiere konnte er nicht benutzen, wenn er das Land verlassen wollte. Peter? Nein, beschloss Fuchs, ihn hatte er schon viel zu tief in die Sache hineingezogen. Diesmal musste er allein klarkommen.
Polen, entschied er. In zwei Stunden wäre er dort. Er würde sich über die grüne Grenze nach Nowe Wapno durchschlagen, einem kleinen Nest auf einer Halbinsel zwischen Neuwarpener See und Stettiner Haff. Vielleicht konnte er dort ein bisschen Geld verdienen und dann weiter nach Osten reisen.
Er fasste neuen Mut. Es war noch nicht vorbei.
Als er das Grundstück verließ, überzeugte er sich davon, dass niemand zu sehen war. Sein Wagen, ein Opel Corsa, den sein Rechtsanwalt für ihn angemietet hatte, damit es keine verräterische Papierspur gab, stand ein paar Hundert Meter entfernt, am Rand eines Feldes, von der Straße aus nicht zu sehen.
Fuchs stieg ein, fuhr auf den Voigdehäger Weg und von dort auf die B 96. Sein Blick fiel auf die Tankanzeige. Genug Benzin, um bis zur Grenze zu kommen. Doch als er um die nächste Kur ve bog, stellte er zu seiner Bestürzung fest, dass dreihundert Meter vor ihm ein polizeilicher Kontrollposten errichtet worden war. Davor hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Und hinter ihm fuhren Autos. Er hatte keine Chance, unauffällig zu wenden.
Woher zum Teufel wissen die Bullen, dass ich hier bin?
Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Einen Abzweig gab es nicht, auf beiden Seiten der Straße erstreckten sich riesige, schneebedeckte Felder. Er saß in der Falle, soviel war sicher. Aber er würde auf keinen Fall ins Gefängnis gehen. Nicht noch einmal. Nie wieder.
Da sah Jürgen Fuchs den Sattelschlepper auf der Gegenfahrbahn und plötzlich war alles sonnenklar. Mit einem Mal wusste er, wie er seine Probleme auf einen Schlag lösen konnte. Er scherte aus. Bullig Gas gebend jagte er an den anderen Fahrzeugen vorbei in Richtung des Kontrollpostens. Er wurde schneller und schneller und flog förmlich dahin. Der Sattelschlepper wurde immer größer. Der Fahrer bremste und betätigte hektisch die Hupe.
Es gab ein markerschütterndes Geräusch, als Metall auf Metall krachte.
53
Simon hatte aus Käse, Walnüssen und Focaccia eine verführerisch duftende Snackplatte zusammengestellt. Während sie auf dem Bett hockten und aßen, sah er Juli seltsam prüfend an. Sein Blick irritierte sie. Lag nicht sogar so etwas wie Argwohn darin?
»Auf dem Weg zum Supermarkt habe ich Radio gehört«, sagte er schließlich. »In Stralsund läuft eine Ringfahndung. Sie suchen nach einer … kahlköpfigen Frau. Ende zwanzig, Anfang
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