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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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erledigten. Sie waren mit dem Terrain viel vertrauter.
    Allerdings sprach sie diese Bedenken nicht aus. Denn sie war Wladimir Kirijenko von einem langjährigen Klienten aus Berlin empfohlen worden, und das machte es schwierig, den Job abzulehnen. In dieser Branche war es nicht so einfach, neue Auftrag geber zu finden. Da Anzeigen, bunte Flyer oder eine schicke Homepage, auf der sich zufriedene Kunden äußerten, aus naheliegenden Gründen nicht in Betracht kamen, waren diskret geflüs­terte Referenzen nahezu die einzige Möglichkeit. Ein Inte­ressent, der gleich beim ersten Mal eine Abfuhr erhielt, fragte nie wieder. Und im schlimmsten Fall verärgerte man auf diese Weise auch noch den Tippgeber.
    Also hatte Juli den Auftrag angenommen.
    Sie hatte sich in einem Wartungsraum des Saxonia Resort im dritten Stock auf die Lauer gelegt, gekleidet in eine langärmelige weiße Stretchbluse und einen schwarzen Rock nebst rüschenverzierter Servierschürze, der Arbeitskleidung der Kellnerinnen. Mit diesem Outfit konnte sie sich im Hotel natürlicher bewegen und würde etwaigen Zeugen schlechter im Gedächtnis bleiben.
    Nach etwa einer Stunde vibrierte ihr Telefon. »Sein Name ist Jörg Wendt«, sagte eine unbekannte Stimme in gebrochenem Deutsch. »Büro zweihundertfünfzehn. Zweiter Stock. Die Staatsanwältin wird in zwanzig Minuten da sein. Ein Foto von Wendt kommt per MMS.«
    Juli sah sich das kurz darauf eintreffende Bild genau an. Dann machte sie sich auf den Weg. In der rechten Tasche ihrer Servierschürze steckte eine sehr kleine, handliche Pistole, eine Beretta 950 mit aufgeschraubtem Schalldämpfer, in der linken Tasche das Han­dy. Ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerkt, dass die Schürze durch das Gewicht der Waffe ein wenig nach unten gezogen wurde, aber Juli war zuversichtlich, dass dieses Detail im hektischen Alltagsgewusel eines Hotels niemandem auffallen würde.
    Der Auftrag war ein Albtraum.
    Sie hatte weniger als zwanzig Minuten Zeit und wusste praktisch nichts über Wendt. Führte der Weg zu ihm über ein Sekre tariat? Hatte er gerade Besuch? Gab es eine Waffe in seinem Büro? Umgab er sich mit einem Bodyguard? Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als sich auf ihre Kaltblütigkeit und ihre Improvisationskunst zu verlassen.
    Juli ging im Treppenhaus nach unten und betrat den zweiten Stock. Hier befanden sich die Büros der Geschäftsführung und der Marketingabteilung, Sekretariate, Besprechungsräume. Als Juli an einem Spiegel vorbeilief, überprüfte sie ihr Aussehen. Die Kurzhaarperücke und ihre Arbeitsuniform saßen perfekt. Wenigs­ tens das.
    Vor dem Büro Nummer zweihundertfünfzehn blieb sie ste­ hen. Unter Wendts Namen und seinem Titel – Stellvertretender Direktor – stand »Anmeldung bitte im Büro zweihundertvierzehn«. Das war offenbar das Sekretariat.
    War Wendts Tür verschlossen? Verließ er sein Büro stets durch das seiner Sekretärin? Oder nahm er den direkten Weg, wenn er mal aufs Klo musste? Kurz entschlossen drückte Juli die Klinke hinunter.
    Die Tür ging auf. Alles Weitere passierte rasend schnell. Juli überlegte nicht länger, dachte nicht an Risiken und mögliche Probleme, sondern ließ sich allein von ihrem Instinkt leiten. Sie schaute nach links und nach rechts, dann betrat sie das Büro und sondierte mit einem schnellen Rundblick die Lage. Ihr Unterbewusstsein registrierte, dass es sich um einen großen, eleganten Raum handelte, einem Vizedirektor angemessen. Eine hohe Decke, schwere Vorhänge, ein gemusterter Orientteppich und Möbel im Empirestil. Die Tür zum Sekretariat war halb geöffnet. Aus dem Raum nebenan erklang Tastaturgeklapper. Am Schreibtisch saß eine etwas grauere, müder wirkende Version des Mannes von dem Foto, das Juli vor ein paar Minuten bekommen hatte. Irritiert sah er auf. Seine Hände ruhten auf einer Computertastatur.
    Juli zog die Beretta aus der Tasche und richtete sie auf seinen Kopf. Wendts Blick flackerte wild, als er versuchte, etwas zu sagen, aber das Adrenalin zog ihm die Kehle zusammen. Juli hatte nicht vor zu warten, bis er seine Stimme wiedergefunden hatte. Sie drückte ab. Es gab ein gedämpftes Plopp, wie beim Entkorken einer Champagnerflasche. Auf Wendts Stirn erschien ein kleines rotes Loch.
    Juli drehte sich abrupt um, vergewisserte sich erneut, dass die Etage leer war, und trat hinaus. Jetzt musste sie nur noch unbemerkt verschwinden.
    Mit zügigen Schritten ging sie zum Treppenhaus. Von unten hörte sie Stimmen und

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