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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Bombe etwa 479

    um neun Uhr scharf machen. Hochgehen würde sie dann zwölf Stunden später, wenn Churchills Dinner-Gäste sich gerade zu Tisch setzten. Und wenn das nicht den Sieg bringen würde, dachte Oster, dann würde es sicher reichen, um einen Waffenstillstand zu erzwingen. Und das war doch wohl jedes Risiko wert.
    Oster hörte Jomat rufen, dass die Russen wieder abgezogen waren. Erleichtert kämpfte er sich mit den anderen unter der Pistazienlawine hervor. So viel Glück würden sie sicher nicht noch einmal haben! Da es noch achtundvierzig Stunden waren, bis er und Schkwarzew mit der Umsetzung des Plans beginnen konnten, blieb ihnen nichts weiter zu tun, als Ruhe zu bewahren und zu warten.
    8.00 UHR
    Der amerikanische Stützpunkt Amirabad lag ganz in der Nähe des Gale-Morghe-Flughafens, doch trotz des Lärms der amerikanischen C-54, die die ganze Nacht hindurch mit Kriegsmaterial für die Russen eintrafen, schlief ich ausgezeichnet. Kein Wunder, ich hatte ja auch endlich ein richtiges Bett statt einer Holzpritsche. Und meine Zimmertür hatte einen Schlüssel, über den ich selbst verfügen durfte. Wie auf den meisten Army-Stützpunkten waren die Unterkünfte und auch die sanitären Einrichtungen ziemlich elementar, aber das störte mich nicht. Nach drei Nächten als Hausgast der Kairoer Polizei fühlte ich mich hier wie im Plaza Hotel. Ich sah kurz zu, wie zwei Army-Footballteams auf einem Matschfeld vor dem Fenster trainieren. Es interessierte mich wenig, denn ich hätte ein gutes Football-Team sowieso kaum vom Chor einer Methodistenkirche unterscheiden können. Nach einem hastigen Frühstück, bestehend aus Kaffee und Rührei, wurden Bohlen und ich von einem Jeep abgeholt. Er brachte uns allerdings nicht 480

    etwa wieder in die amerikanische Botschaft, sondern in die russische.
    Hinter der schwer bewachten Mauer stand in einem kleinen Park ein viereckiger Bau aus hellbraunem Stein, das Hauptgebäude der Botschaft. Auf der Vorderseite hatte es einen hübschen Portikus mit weißen dorischen Säulen und sechs hohen Bogenfenstern in der Hauswand. In der Ferne sah ich Springbrunnen, einen Teich und noch etliche kleinere Villen, von denen eine jetzt von Stalin und Molotow bewohnt war. Alle diese Nebengebäude wurden von russischen Soldaten mit Handfeuermaschinengewehren bewacht.
    Der Präsident residierte bereits im Hauptgebäude. Er war in den frühen Morgenstunden in die Botschaft geschmuggelt worden. Das bedeutete, dass ihn außer dem Vereinigten Generalstab, dem Secret Service und einigen wenigen anderen Menschen noch alle in der amerikanischen Botschaft wähnten.
    Bohlen und ich fanden ihn in einem kleinen Wohnzimmer im hinteren Teil des Botschaftsgebäudes, in seinem Rollstuhl neben Hopkins, der auf der Kante eines zweisitzigen Ledersofas saß.
    Auf dem Boden lag ein neuer Perserteppich mit einem Pfauenmotiv, passend zu den hellblauen Vorhängen. Hinter dem Präsidenten stand eine prunkvolle Tischlampe, etwas weiter seitlich ein riesiger Ölradiator. Ganz offensichtlich hatten es die Russen Roosevelt behaglich machen wollen, aber insgesamt wirkte es doch, als hätte sich Stalin persönlich als Innenarchitekt betätigt.
    Reilly kam herein und schloss die Tür hinter sich.
    »Marshall und Arnold?«, fragte Roosevelt.
    »Nein, Sir«, sagte Reilly.
    »Churchill?«
    Reilly schüttelte den Kopf.
    481

    »Mist«, sagte Roosevelt. »Mist! … Auf wen warten wir dann?«
    »Admiral Leahy, Sir.«
    Roosevelt erblickte Bohlen und mich und bedeutete uns, Platz zu nehmen.
    Ich sah, dass Hopkins die Beketowka-Akte auf dem Schoß hatte. Er tätschelte sie. »Hochexplosiv, das Ding hier«, sagte er, während Roosevelt auf die Generäle Marshall und Arnold schimpfte.
    »Aber Sie werden sicher verstehen, dass wir darauf nicht reagieren können.«
    Ich nickte. In Wahrheit hatte ich das kommen sehen.
    »Nicht jetzt. Aus demselben Grund, aus dem wir auch wegen des Katyn-Massakers nichts unternehmen konnten.«
    Und er gab mir die Akte zurück.
    Die Tür ging wieder auf. Herein trat Leahy, dicht gefolgt von Agent Pawlikowski, der zwischen mir und der Tür Wachposten bezog. Links hatte ich den Präsidenten im Blick. Und zu meiner Rechten stand jetzt, nicht minder gut in meinem Gesichtsfeld postiert, Pawlikowski. Und plötzlich fiel mir auf, dass einer der Knöpfe an seinem Jackett anders aussah als die anderen beiden.
    Ich sah fort, um keinen Verdacht zu erregen. Als ich wieder hinsah, war es mir zweifelsfrei klar: Der eine Knopf

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