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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Einsatz so genannter Untermenschen gar nicht gut zu sprechen.«
    Andrej Wlassow war ein Sowjetgeneral, der 1942 in deutsche Gefangenschaft geraten war und sich hatte »überreden« lassen, Verbände von russischen Kriegsgefangenen aufzustellen, die für Hitler kämpfen sollten. Schellenberg hatte alles getan, um einen eigenständigen Status der Wlassow’schen »russischen Befrei-74

    ungsbewegung« zu erreichen, aber Hitler war schon bei der Vorstellung, dass Slawenverbände für das Deutsche Reich kämpften, an die Decke gegangen. Er hatte befohlen, Wlassow in ein Gefangenenlager zurückzubringen, und sich jede weitere Erwähnung dieses Themas verbeten.
    »Ich habe noch nicht aufgegeben, was Wlassow und seine Verbände angeht«, fuhr Schellenberg fort, »aber in Posen hat Himmler noch einmal ausdrücklich gesagt, dass er da auf Granit beißt, und es wäre unklug, dem nicht Rechnung zu tragen.«
    Die Zeppelin-Agenten unterschieden sich nicht groß von Wlassows russischer Befreiungsbewegung: Auch sie waren russische Kriegsgefangene, die für die Deutschen kämpften, nur dass sie in kleinen Guerillaeinheiten organisiert waren und tief in sowjetischem Gebiet mit dem Fallschirm abgesetzt wurden.
    »Ich glaube nicht, dass der Reichsführer ein Kommando von Zeppelin-Agenten eher billigen wird als eine Einheit aus Wlassows Verbänden.« Schellenberg wandte sich an Hauptsturmführer Janssen. »Nein, wir sollten es besser durch und durch als SS-Unternehmen gestalten. Janssen, Sie waren doch in der Ukraine. Wie heißt die ukrainische Waffen-SS-Division, die dort kämpft?«
    »Division Galizien. 14. Waffen-Grenadierdivision der SS.«
    »Wer hat da das Kommando?«
    »Gruppenführer Walther Schimana. Ich glaube, sie sind auch jetzt noch dabei, ukrainische Kader zu rekrutieren.«
    »Dachte ich mir. Reden Sie mit diesem Gruppenführer Schimana und klären Sie, ob unsere Zeps im Rahmen der Division Galizien operieren können. Solange ich unsere Leute als Waffen-SS-Männer und nicht als Ukrainer bezeichnen kann, wird Himmler sicher zufrieden sein.«
    »Fahren Sie nach Friedenthal zurück«, befahl er von Holten-Pflug, »und bringen Sie alles – Männer, Material, Geld, was eben dazugehört – in die Ukraine. Sie und die übrigen Offiziere 75

    können Himmlers Feldhauptquartier in Schitomir benutzen. Das ist eine ehemalige Offiziersakademie, etwa achtzig Kilometer nördlich vom Führerhauptquartier Wehrwolf in Winniza, Sie werden es dort also recht komfortabel haben. Ich kläre das persönlich mit Himmler. Ich glaube nicht, dass er das Hauptquartier noch braucht. Und seien Sie vorsichtig. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen sich von den russischen Dörfern fern halten und die Frauen in Ruhe lassen. Als ich das letzte Mal dort unten war, wurde Himmlers Pilot auf grässlichste Art und Weise von Partisanen getötet, weil er hinter irgendeinem Weiberrock her war. Wenn Ihre Jungs Entspannung brauchen, sagen Sie ihnen, sie sollen Tennis spielen. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es dort einen ganz anständigen Platz. Sobald Ihr Kommando einsatzbereit ist, kommen Sie hierher zurück und erstatten Meldung. Nehmen Sie die Kuriermaschine der Wehrmacht bis Warschau und dann den Zug nach Berlin.
    Verstanden?«
    Schellenberg schloss die Besprechung und verließ sein Büro.
    Er hatte den Wagen, statt auf seinem üblichen Parkplatz vor dem Haupteingang, am Hohenzollerndamm abgestellt, damit er den kurzen Fußweg nutzen konnte, um zu prüfen, ob ihn jemand observierte. Die meisten Wagen, die vor Amt VI standen, kannte er, aber ein Stück weiter, kurz vor dem Taxistand an der Ecke Teplitzer Straße, entdeckte er eine schwarze Opel-Limousine mit zwei Insassen. Sie stand mit dem Kühler nach Norden, genau wie sein eigener grauer Audi. Ohne Arthur Nebes Warnung hätte er sie wahrscheinlich nicht weiter beachtet.
    Sobald er in seinem Wagen saß, griff er zum Kurzwellenfunkgerät, rief sein Büro an und bat seine Sekretärin
    Christiane, das Nummernschild, das er im Rückspiegel ablas, zu überprüfen. Dann wendete er und fuhr südwärts, Richtung Grunewald.
    Er fuhr langsam und behielt den Spiegel im Auge. Und tatsächlich: Er sah den schwarzen Opel auf dem 76

    Hohenzollerndamm wenden und dann im gleichen gemächlichen Tempo hinter ihm herrollen. Ein paar Minuten später meldete sich Christiane über Funk.
    »Ich habe den Eintrag im Kfz-Register«, sagte sie. »Der Wagen ist zugelassen auf Amt IV, RSHA, in der Prinz-Albrecht-Straße.«
    Es war also

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