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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Landung im nächsten Jahr geben. Und vielleicht überhaupt nie. So einfach ist das.«
    »Sie wissen ja, Schellenberg, zwischen mir und Göring steht es momentan nicht zum Besten.«
    »Ich habe so etwas läuten hören.«
    »Es wird nicht so leicht sein, ihn zu überreden.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Dass wir ihn vielleicht umgehen sollten. Ich werde mit Schmid im Kurfürst reden.« Milch sprach vom Sitz des Nachrichtendienstes Luftwaffe. »Und mit General Student von den Fallschirmjägern.«
    Schellenberg nickte: Student hatte mit Skorzeny den Handstreich zur Befreiung Mussolinis aus dem Hotel Campo Imperatore am Gran Sasso geplant.
    »Also, trinken wir auf unseren Plan«, sagte Milch und orderte eine neue Flasche Champagner.
    »Mit Ihrem Einverständnis, Milch, würde ich unser Vorhaben gern ›Unternehmen Großer Sprung‹ nennen.«
    »Das gefällt mir. Klingt angemessen sportlich. Nur dass es hier um einen Weltrekord geht, Walter. Einen Sprung wie von diesem schwarzen Burschen bei der Olympiade in Berlin.«
    »Jesse Owens.«
    »Richtig. Fabelhafter Athlet. Wann soll unser Unternehmen denn über die Bühne gehen?«
    Schellenberg knöpfte die Tasche seines Uniformrocks auf und zog seinen SS-Taschenkalender heraus. »Das ist der beste Teil des Plans«, sagte er grinsend. »Der Teil, von dem ich Ihnen noch nichts erzählt habe. Hier, schauen Sie. Ich möchte das Unternehmen in genau acht Wochen starten. Am Montag, den 29. November. Um Punkt zwanzig Uhr dreißig.«
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    »Sie sind sehr präzise. Das gefällt mir. Aber warum gerade an diesem Tag? Und um diese Uhrzeit?«
    »Weil ich nicht nur weiß, dass an diesem Tag Winston Churchill in Teheran sein wird. Ich weiß auch, dass er am Abend aus Anlass seines Geburtstags eine Feier in der britischen Botschaft veranstalten wird.«
    »Stand das auch in dem Cicero-Material?«
    »Nein. Aber aus der Wahl des Konferenzorts geht eindeutig hervor, dass sich die Amerikaner den Wünschen der Russen so weit wie möglich fügen. Warum sonst sollte ein verkrüppelter Präsident einen so langen Flug auf sich nehmen? Aber das wird den Briten gar nicht passen. Sie sind das schwächste Glied in der Kette der drei Mächte, und sie suchen ganz sicher eine Möglichkeit, ihrerseits die Situation zu bestimmen. Und welch bessere Möglichkeit gäbe es da, als eine Geburtstagsparty zu geben? Um alle daran zu erinnern, dass Churchill der älteste von den dreien ist und der, der bereits am längsten im Krieg steht.
    Also werden die Briten eine Party veranstalten. Und alle werden auf Churchills Wohl trinken und ihm sagen, was für ein großartiger oberster Kriegsherr er ist. Genau zu diesem Zeitpunkt wird dann eine Bombe aus einem Ihrer Flugzeuge in der Botschaft landen. Und wer dann noch am Leben ist, um den wird sich mein Waffen-SS-Kommando kümmern.«
    Ein Kellner kam mit einer zweiten Flasche Champagner. Als sie geöffnet war, goss Milch zwei Gläser voll und erhob das seine. » Happy birthday, Mr. Churchill. «
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    SAMSTAG, 6. OKTOBER 1943
    –––––––––––––
    BERLIN
    AMT VI des Reichssicherheitshauptamts residierte im Südwesten der Stadt, in einem modern-geschwungenen, vierstöckigen Gebäude aus dem Jahr 1930. Es war ein jüdisches Altersheim gewesen, bis dann im Oktober 1941 sämtliche Bewohner direkt ins Ghetto von Lodz deportiert worden waren.
    Es lag zwischen Gemüsegärten und Wohnblocks, und nur der Fahnenmast auf dem Dach und ein, zwei offizielle Fahrzeuge vor der Tür verrieten, dass sich in der Berkaer Straße 22 das Hauptquartier des Auslandsnachrichtendiensts des Reichssicherheitshauptamts befand.
    Schellenberg gefiel es, so weit von seinen Chefs in der Wilhelmstraße und Unter den Linden entfernt zu sein. Zur Berkaer Straße in Wilmersdorf, fast schon am Rand des Grunewalds, waren es von Kaltenbrunners Büro aus mit dem Auto zwanzig Minuten, was bedeutete, dass Schellenberg im Großen und Ganzen seine Ruhe hatte und tun und lassen konnte, was er wollte. Doch dergestalt sich selbst überlassen zu sein, hatte auch seine Nachteile. Schellenberg musste hier unter Leuten arbeiten, von denen er etliche, jedenfalls insgeheim, für gefährliche Psychopathen hielt. Daher war er stets sehr vorsichtig, wenn es darum ging, für Disziplin in seinem Haus zu sorgen. Inzwischen hatte er zu seinen Kollegen ein ähnliches Verhältnis, wie es ein Wärter im Reptilienhaus des Berliner Zoos zu einem Graben voller Alligatoren und Schlangen haben mochte. Männer, die so

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