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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mit der Haltung, dann hob er sich wieder.
    Doch nicht lange, und der ganze Arm begann zu zittern. Er betrachtete sie jetzt genauer, die zusammengepreßten Lippen, ihren Kampf, den Arm mit den Schultermuskel und schließlich mit dem Rücken und der Brust ausgestreckt zu halten.
    »Pause«, sagte er, und sie neigte den ganzen Körper bei dem Versuch, den Arm langsam herabsinken zu lassen.
    »Noch einmal.«
    Sie versuchte es und hob den Arm. Er begann augenblicklich wieder zu sinken.
    Darum stand er von der Veranda auf und hielt ihre Hand, betastete ihren Unterarm, den Ellbogen und den Oberarm und sagte: »Es reicht. Geh und bring mir zwei handgroße Steine.«
    »Ja, Meister«, sagte sie, steckte das Schwert in die Scheide und ging die Steine suchen.
    Sie rannte immer noch auf den Hügel. Sie jätete und wusch und schleppte Wasser. Die Stärke ihres Unterarms und ihrer Rippen hielt jedoch nicht Schritt mit den Beinen und dem Rücken, das war das Problem.
    Sie brachte ihm die Steine, und er holte sich zwei schlanke Holzstöcke vom Stapel hinter der Hütte.
    »Ich möchte dir etwas zeigen«, sagte er.
    »Meister«, sagte sie gewissenhaft; und er reichte ihr einen der beiden Stöcke.
    »Nimm die Grundstellung ein«, befahl er. Bis jetzt hatte er noch nicht mit ihr gefochten. Bisher waren es nur Vorübungen gewesen.
    Er bewegte sich ganz langsam, berührte ihren Ellbogen mit dem Stock, während sie ihn ansah, als wüßte sie nicht, ob sie etwas tun sollte.
    »Hoch«, verlangte er und brachte ihren Arm in die schwerste und schwächste Position. »Ich werde dich schlagen. Halt den Stock fest.«
    Er schlug von oben nach unten, Holz krachte gegen Holz, und ihr Stock flog weg.
    Sie legte sich die Hand auf den Arm.
    »Taub?«
    »Ja, Meister Saukendar.«
    Er warf den Stock weg. »Gib mir jetzt die Steine«, sagte er und zeigte ihr mit einem, wie sie den Arm bewegen sollte. »Tu das möglichst oft«, sagte er.
    Er kehrte zu seinem Kaninchenfell zurück, zum Gestank und dem Dreck. Sie hätte es für ihn abschaben können; aber sie erledigte den größten Teil der Hausarbeiten, Mahlzeiten wurden gekocht, und es widerstrebte ihm, ihr auch noch die Versorgung Jiros zu übertragen – das Pferd freundete sich zu sehr mit ihr an.
    Und Taizu vergeudete niemals Zeit; entweder arbeitete sie, oder sie übte, oder er unterrichtete sie; und er hatte keine Mühe, dabei noch einer anderen Beschäftigung nachzugehen.
    Dann und wann gingen sie auf die Jagd – daher die Kaninchenfelle und das Opossum. Sie hatten Wildschweinfährten entdeckt, und die Aussichten standen gut, daß sie sich Fleisch zum Wursten würden beschaffen können, wenn es kälter wurde.
    In der Hütte war es noch nie so behaglich gewesen, der Garten gedieh, und zwischen ihnen bestand eine Atmosphäre von Gelassenheit.
    Obwohl er des Nachts in der Hütte an sie dachte. Obwohl er immer noch Wünsche verspürte.
    Doch es herrschte eine Art Waffenstillstand, und sie zu beobachten hatte auch seinen Reiz, dabei zuzusehen, wie das Mädchen allmählich innerlich zur Ruhe kam, und dabei wollte er sie nicht stören. Die Zeit arbeitete für ihn.
     
    Ein zweites Mal flog der Stock in hohem Bogen davon.
    Er senkte den Arm und stand einen Moment lang da, dann nahm er ihren Arm und betastete ihre Muskeln, die kräftiger waren als zu Anfang, jedoch nicht so kräftig, wie er angenommen hatte.
    »Geh Stroh bündeln«, sagte er und zeigte ihr die Maße mit den Händen, »eine Matte, so dick und so lang, wie ich es bin, aber nur halb so breit. Und flechte fünf so dicke Seile, um es zusammenzubinden. Trag es auf den Hügel.«
    Sie schaute ihn verwirrt an. er beantwortete jedoch in solchen Dingen keine Fragen. Sie ging zur Scheune hinunter.
    Er nahm einen Stock aus abgelagertem Holz und brachte ihn mit der Axt in Form.
    Als sie vom Stall kam, trug sie eine riesige Matte zusammengerollt auf der Schulter, Hemd und Haar waren voller Stroh, und die Knie waren schmutzig.
    Vor ihm lagen ein Haufen Späne und ein sorgsam bearbeitetes Schwert.
    Er deutete auf den jungen Baum, der am Waldrand stand, in Sichtweite der Veranda.
    »Wickle die Matte um den Stamm und binde sie oben, in der Mitte und am Boden fest«, sagte er und fuhr fort, den Griff zu glätten. Er umwickelte den Griff mit Leder und Schnur.
    Und als sie fertig war, ging er zum Baum und nahm die Grundstellung ein, machte drei Ausfallschritte, links, rechts und wieder links, auf die den Stamm umhüllende Matte zu, dann richtete er sich auf und

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