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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hatte, an die zahllosen Unterrichtsstunden, in denen sogar die Zerstreuten gelernt hatten, mit dem Meister mitzuhalten und das Gleichgewicht zu wahren, so weit, daß sie sich verteidigen konnten. Dieses Mädchen jedoch hatte nichts Zerstreutes an sich. Man brauchte dem Trottel Beijun nur etwas zu sagen, und die Anweisung versickerte im Nichts seines Ichwillnicht.
Du darfst nicht denken, wenn ich dich unterrichte
, hatte er zu Taizu gesagt, wie damals zum Thronfolger.
Wenn ich dich unterrichte, dann weiß ich etwas, was du nicht weißt, darum schalte deine Gedanken aus. Wenn in diesem Stadium ein Fehler passiert, dann ist es mein Fehler, und ich zeige dir, wie's richtig zu machen ist.
    Improvisiere nicht, um einen Angriff abzuwehren, den du nicht verstehst, wenn wir langsam üben; verharre in dem Moment, da du ihn erkennst, dann zeige ich dir deine nächste Bewegung. Irgendwann kommt die Zeit, da du improvisieren kannst. Du wirst schon merken, wann es soweit ist. Lerne nicht die Parade. Lerne nicht die falsche Bewegung. Wenn ich dich unterrichte, warte auf meine Anweisungen. Irgendwann wirst du den Unterschied begreifen.
    »Noch einmal«, sagte er, ohne sie zu führen.
    Eins, zwei und drei.
    »Wundervoll.«
    Er nahm seine eigene Deckung hoch, machte den Ausfall mit ihr zusammen, traf mit ihr zusammen und löste sich in dem Moment, als sie die Bewegung begann, mit einer eigenen Drehung, die er langsam, ganz langsam ausführte.
    »Der Teich reflektiert«, sagte er. »Meine Bewegung und deine.«
    Sie hob das Schwert und hielt inne.
    Er verharrte ebenfalls.
    »Warum?« fragte er. »Habe ich mein Bewegungsmuster verändert?«
    »Nein, Meister Saukendar.« Leise, bestimmt, ohne die Klinge oder die Augen zu bewegen. »Aber Ihr wollt mich nicht so weitermachen lassen. Was soll ich jetzt tun?«
    »Du bist sehr direkt.« Ebenso leise, Auge in Auge. Aber sie hatte vollkommen recht. »Die nächste Bewegung ist wie die erste. Führ die erste noch einmal aus. Sei mein Spiegelbild, bis ich dir etwas anderes sage.«
    Eins, zwei und drei. Eins, zwei und drei.
    »Weiter«, sagte sie.
    »Noch einmal«, sagte er.
    Und als sie innehielten, murmelte er: »Ungeduld ist ein Makel. Wenn du etwas richtig tust, bleibt immer genug Zeit, nicht zuviel und nicht zuwenig. Dein Schwert hat keine Klinge. Es ist Träger deiner Absicht. Wenn die verlorengeht, hast du keine Waffe mehr. Mach weiter.«
    Eins, zwei und drei. Wie Meister Yenan es ihn gelehrt hatte.
    Während die Blätter fielen und der erste Frost den Garten braun färbte.
     
    »Hoch!« sagte Shoka und ließ das Schwert unter Taizus Füßen hindurchsausen, wirbelte es aus der Drehung heraus herum und brachte es hinter ihren Rücken, hob es, bereit zum Zuschlagen, während sie die richtige Parade ausführte und innehielt, als sie das Bewegungsmuster vollendet hatte.
    »Und wie geht es jetzt weiter?« fragte er sie.
    »Ihr greift von unten an«, sagte sie.
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Es ist schwer, aus dieser Richtung anzugreifen.«
    »Deshalb würde ich's vielleicht tun. Es könnte dich überraschen.«
    »Es ist auch gefährlich.«
    »Ich bin der Beste. Was also werde ich tun?«
    »Etwas ganz anderes. Etwas weniger Schwieriges.«
    Er war belustigt, erfreut, doch er lachte nicht. Er gab seine Deckung vor ihr nicht auf. So lauteten die Regeln dieses gefährlicheren Spiels.
    »Was tue ich also?«
    »Ihr könntet wieder umschwenken und mich dazu veranlassen, Euch zu folgen.«
    »Wozu wäre das gut?«
    »Das Folgen erfordert Aufmerksamkeit. Es endet, wenn der Gegner es will. Der Wille ist die Klinge.«
    Die alte Litanei, geflüstert an einem kühlen Morgen, unter einem grauen Herbsthimmel.
    »Noch einmal«, sagte er und begann die Bewegung wieder von vorn.
    Sie trugen nur Hemd und Hose. Trotz der Kälte glänzte Schweiß auf ihrem Gesicht und ihrem Hals; das weiße Hemd klebte an ihr und flatterte, während sie sich drehte und zuschlug und abermals drehte. Er verlor sich in der reinen Schönheit des Augenblicks, dem Rausch der Bewegung, seiner und ihrer Bewegung.
    Das gab sie ihm zurück. Während er sie unterrichtete, lernte er auch selbst. Es machte ihr Spaß. Schon bald würde
er
sich einen Spaß erlauben.
    Und mit den Narrheiten wäre Schluß.
    Er drängte sie auf den alten Baum zu, der die Hütte überschattete. Sie leistete Widerstand und versuchte wieder an Boden zu gewinnen, von den Baumwurzeln wegzukommen. »Ha!« rief er und wich zurück, ließ ihr mehr Raum.
    Ohne sie unter Druck zu

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