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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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verletzt, und wenn du den verdammten Eimer umstößt, dann lasse ich dich darin erfrieren. Beruhige dich,
beruhige
dich, mein Ehrenwort, daß ich's nicht auf deinen mageren Körper abgesehen habe, wirklich, also beruhige dich.«
    Er hörte auf zu zerren, sie hörte auf, Widerstand zu leisten, und er wickelte sie beide in die Decke ein und hielt sie, während sie von neuen Krämpfen geschüttelt wurde, einfach nur im Arm, ohne sie irgendwo anzufassen, wo es ihr nicht recht gewesen wäre, obwohl die Gedanken gegenwärtig waren. Aber ganz nüchtern sagte er sich auch, daß er es ihr schwer genug gemacht hatte, daß sie sich kurz vor dem Zustand befand, da sie ihm nicht mehr verzeihen könnte, und daß das Aufgeben ihrer Gegenwehr ein Ausdruck des letzten Restes von Vertrauen war, das sie ihm noch schenkte. Und so hielt er sie wie etwas Zerbrechliches und streichelte ihr nur das nasse Haar und saß da, während seine Gelenke steif wurden und ihm dort, wo die Decke nicht mehr hinreichte, die Schulter fror.
    Schließlich nieste er und zuckte zusammen, und sie bewegte sich.
    »Laßt mich los«, sagte sie matt.
    Er löste seine Umarmung. »Da. Du bist frei.«
    Sie stand mühsam auf und stieß gegen den Schnitt an seinem Bein; er brummte und packte ihre Arme, während sie sich von ihm zu lösen versuchte, ohne ihn anzufassen.
    Er reichte ihr die Decke. Sie warf sie sich um und wandte den Blick von ihm ab, setzte sich mit dem Rücken zu ihm. Die Lampe flackerte und warf tanzende Schatten.
    »Ich habe nicht aufgegeben«, sagte sie mit dünner, heiserer Stimme, die ihn auf andere Weise erschauern ließ.
    »Ich habe dich geschlagen«, erwiderte er, vernünftig und verzweifelt, »mit einem Angriff, den du nicht kanntest. Ich übe das schon mein Leben lang. Es wird immer einen Ausfall geben, den du nicht kennst. Und ich hätte dich auf hundert verschiedene Arten schlagen können. Verstehst du? Es ist hoffnungslos. Niemand würde ehrenhaft mit dir kämpfen. Das käme niemandem in den Sinn. Wenn du Glück hast, stechen sie dich ab. Das ist die Wahrheit, ganz gleich, was du willst. Ich kann dir nicht genug beibringen. Ich will nicht, daß du stirbst. Du wolltest mir nicht glauben. Du wolltest nicht auf mich hören. Hör mir jetzt zu. Du bist gut. Du bist wahrscheinlich der begabteste Schüler, der mir je untergekommen ist, ich selbst
eingeschlossen
. Aber bei solchen Männern, bei solchen Aussichten nutzen dir deine Fertigkeiten gar nichts.
    Ich habe gedacht, du würdest vernünftig werden und das einsehen. Aber das hast du nicht getan. Du hast
mich
unter Druck gesetzt, und du bist bereit, es mit allen anderen aufzunehmen; und du hättest es nicht eingesehen, wenn ich mich nicht gewehrt hätte.«
    Sie wandte sich halb um und blickte ihn aus den Augenwinkeln an.
    »Ich habe nicht aufgeben.«
    »Sei keine Närrin«, sagte er.
    »Also könnt Ihr mich schlagen. Das ist nicht neu. Was habt Ihr eigentlich erreicht? Das Bedauern, daß ich einen Fehler gemacht habe? Daß ich den Fehler gemacht habe, Euch zu treffen?« Ihr Stimme wurde zu einem Krächzen, dann verstummte sie und wandte sich wieder ab, zog die Decke um sich zusammen, während er ohne einen Faden am Leib im Kalten saß. Sie jedoch starrte mit bebendem Kinn ins Leere, während ihr die Tränen am Mund hinunterliefen. »Ihr habt nicht geglaubt, daß ich Euch noch einmal treffen könnte. Ich habe gewußt, daß ich es kann. Ihr erinnert Euch nicht mehr richtig.«
    Er beherrschte seinen Ärger, stand auf, holte sich eine Decke von seiner Matte und legte sie sich um. »Da ist etwas Wahres dran. Aber so ganz stimmt es nicht. Hör mir zu, Mädchen. Das verdammte Bein hat gehakt. Ich habe es überlastet, und es hat versagt. Ich war nicht ich selbst. Aber du kannst nicht immer Glück haben. Und wenn du ins eigene Verderben laufen willst, werde dir nicht dabei helfen.«
    »Wenn Ihr jetzt aufhört«, sagte sie, »dann gehe ich mit dem fort, was ich weiß.«
    »Du rennst ins Verderben!«
    »Vielleicht.« Ihre Stimme krächzte und brach erneut, ihr Gesicht, die unversehrte Seite, war im flackernden Lampenschein wie ein Bild aus Jade. »Aber
ich
halte meine Versprechen.«
    Das saß. Er starrte sie lange Zeit an, und als er sprach, krächzte er ebenfalls. »Darüber sprechen wir noch. Morgen, nicht heute. Leg dich auf den Bauch. Ich bringe dir die Lappen. Bist du irgendwo verwundet?«
    Sie schüttelte den Kopf, schüttelte die nasse Hose von den Knöcheln ab und erhob sich, wobei sie die Decke

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