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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hoch und wechselte die Taktik.
»Verdammt!«
Er sprang zurück, holte wütend mit dem Schwert aus und hielt inne.
    Sie desgleichen, den Schwertarm nach hinten haltend, aus der Angriffslinie heraus.
    Er verspürte ein Stechen im Bein, seitlich am Oberschenkel.
    »Verdammt noch mal!« schrie er, als sie aufstand. Er sah nach der Wunde: bei Langschwertern war das angebracht. Man konnte ein ganzes Glied verlieren, ohne es gleich zu spüren.
    Nicht tief, dem Himmel sei Dank.
    »Es tut mir leid.«
    »Jetzt hast du's also geschafft, daß ich blute. Meinen Glückwunsch. Ich hätte dir den Kopf abschlagen können. Hörst du?«
    Sie schwieg.
    »Du glaubst mir nicht, Mädchen?«
    »Ich glaube Euch«, gab sie leise zurück.
    Er betastete die blutende Wunde. Und funkelte sie an. Verdammt wollte er sein, wenn sie ihm glaubte.
    Er hob seine Schwertscheide auf.
    »Ich hole was zum Verbinden«, sagte sie.
    »Es ist nichts.«
    »Es blutet...«
    »
Sei still!
« Er rammte das Schwert in die Scheide und blickte sie direkt an. Um sie herum prasselte Regen nieder und überzog den Boden mit dunklen Flecken. »Ich habe dir eine Anweisung gegeben. Du hast dich darüber hinweggesetzt. Und jetzt bist du verdammt stolz auf dich. Du glaubst, du hättest mich übertölpelt. Jetzt meinst du, du könntest deinen Feinden gegenübertreten.«
    »Das habe ich nicht gewollt.«
    »Du bist ein eingebildetes kleines Luder, Mädchen. Ich beklage mich nicht über unangemessene Behandlung. Mein Bein ist noch am Körper. Das haben schon bessere Leute versucht als du. Ich habe mich bei dir immer zurückgehalten, und jetzt auch, und nur deshalb hast du noch deinen
Kopf
, Mädchen, und deshalb bin ich es, der blutet. Es gehört schon etwas dazu, sich klarzumachen, was ich weiß und du nicht, und sich ständig zurückzuhalten. Ich sehe ein, daß ich einen Fehler gemacht habe. Es hat mir
Spaß
gemacht, dich zu unterrichten. Ich hab's dir schon einmal gesagt: Für eine Frau bist du gut. Aber der erste
Mann,
auf den du triffst, wird dir den Kopf abschlagen. Das habe ich dir von Anfang an gesagt. Du wolltest nicht auf mich hören. Und ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe einen schweren Fehler gemacht, als ich dachte, du würdest Vernunft annehmen. Und einen zweiten, als ich das Unterrichtstempo deinen Fähigkeiten angepaßt habe. Jetzt glaubst du, du könntest es mit Männern aufnehmen, die den Schwertkampf ein ganzes Erwachsenenleben lang studiert haben. Aber das kannst du nicht. Wenn du so, wie du bist, von hier weggehst, dann bist du beim ersten Mal, da du es mit einem gewöhnlichen Banditen aufzunehmen versuchst, tot, für nichts und wieder nichts tot.«
    »Ihr habt mir etwas anderes gesagt.«
    »Ich sage dir,
hör auf
, Mädchen. Ich sage dir, gebrauch deinen Verstand und gib deinen verrückten Plan auf. Dort draußen ist für dich nichts zu holen. Bring den ganzen verdammten Haufen ruhig um, aber es gibt immer irgendwelche Schmarotzer, die nur darauf warten, ihren Platz einzunehmen. Du allein kannst nichts ausrichten. Es wird bloß ein schlechtes Ende mit dir nehmen, und niemand hat etwas davon.«
    »Ihr habt mir Euer Wort gegeben.«
    »Ich habe dir mein Wort gegeben. Aber unter einer Bedingung. Wenn du
versagst
, Mädchen, dann hast du versagt, und die Abmachung gilt nicht mehr.«
    »Ich habe nicht versagt.«
    Er holte tief Luft und sah sie unverwandt an, während seine eigene Schöpfung den Blick erwiderte. »Mädchen«, sagte er und zog sein Schwert aus der Scheide, »ich habe nicht gekämpft. Ich habe unterrichtet. Du sollst den Unterschied kennenlernen. Grundstellung.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »
Grundstellung, verdammt noch mal!
«
    »Ich darf Euch nicht treffen! Ihr tragt keinen Panzer!«
    »Du glaubst, der könnte dir helfen. Den Teufel wird er tun, Mädchen, bei einem richtigen Schlag! Und bei einem Anfänger brauche ich keinen.«
    Sie warf ihr Schwert weg.
    »Hörst du auf?« fragte er sie. »Gilt die Abmachung nicht mehr?«
    »Nein.«
    Er steckte das Schwert in die Scheide und hob den Stock auf. »Ich lasse dir einen noch größeren Vorteil. Nimm das Schwert, oder du bist draußen. Hast du verstanden?«
    Sie bückte sich und hob es wieder auf. Der Regenschauer wurde plötzlich zum Platzregen.
    Er nahm die Grundstellung ein. Sie ebenfalls.
    Sollte sie sich Gedanken machen; sollte sie sich beruhigen. Das gestand er ihr zu, während der Regen den Untergrund tückisch machte. Ihr Gesicht war wachsbleich, der Mund ein schmaler

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