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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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entsetzt, hatte sie allem Fraulichen entfremdet und ihr Denken verwirrt. Das konnte er ändern. Keine Frau, mit der
er
geschlafen hatte, hatte sich jemals darüber beklagt.
    Und sie würde es auch nicht tun.
    Verdammt, verdammt, verdammt. Er sollte es dem Luder einfach mal zeigen. Ihr wenn nötig Hände und Füße binden. Und keine Diskussion mehr.
    Warum in aller Welt war er bloß zurückgewichen und mit dem Schwert auf sie losgegangen, um mit ihr gleichzuziehen?
    Konnten neun Jahre einem Mann so zusetzen?
    Ihr seid aus dem Gleichgewicht, Meister Saukendar...
    Sie hatte bis jetzt noch kein Wort gesprochen, hatte sich ebensowenig gewaschen wie er, er war nur aufgestanden und hatte sich angezogen, dann hatte er die Fensterläden geöffnet und das Frühstück bereitet, bevor er Taizu ihre Sachen gebracht hatte.
    Sie hatte nichts zu Abend gegessen, es war ein kalter und feuchter Morgen, und sie hatte sich angekleidet und auf die Matte gehockt, nicht weit vom Feuer und nicht in seiner Nähe.
    Doch als er ihr das Essen brachte und sich setzte, reagierte sie wenigstens und aß mit Appetit.
    »Ich habe vorgeschlagen, wir sollten uns unterhalten«, meinte er nun.
    Sie sah ihn weder an, noch hörte sie zu essen auf.
    »Ich habe versucht, es dir mit Worten zu erklären«, sagte er. »Du wolltest nicht auf meine Worte hören. Du willst mir nicht glauben. Du bestehst darauf, ein Mann zu sein. Dann steck die Prügel ein wie ein Mann, beherzige meinen Rat wie ein Mann und hör auf mich, wenn ich dir sage, daß dir die nötige Reichweite fehlt, das Gewicht und die Kraft, und im Gegensatz zu einem Jungen wirst du sie mit der Zeit auch nicht bekommen. Du kannst es nicht schaffen. Es gibt noch andere Dinge im Leben. Andere Ziele, die sich lohnen.«
    Ein langes Schweigen. Sie nahm noch einen Bissen und sah ihn nicht an.
    »Ich möchte, daß du hierbleibst«, sagte er. »Ich werde dich weiter unterrichten. Ich werde dir so viel beibringen, wie du lernen kannst. Aber verzichte auf deine Rache. Damit machst du dich nur unglücklich. Eines Tages wirst du sehr gut sein. Eines Tages könntest du einen Sohn oder eine Tochter haben, die du unterrichten kannst.«
    Sie sah von ihrem Essen auf und blickte ihn an wie ein Tiger.
    »Ich bin sehr stolz auf dich«, sagte er.
    Auch das brachte ihm keine andere Reaktion als nur dieses Starren ein.
    »Habe ich es verdient, daß du mich haßt?« wollte er wissen. Er hatte Streitfälle vor dem Kaiser und hohen Beamten vertreten und war sich dabei weniger gefährdet vorgekommen. »Du kommst auf meinen Berg, du störst meinen Frieden, du verlangst dies, du verlangst das, du willst, daß ich dich nicht anfasse, was ich dir alles zugestanden habe; und da soll ich diesen Blick verdient haben?«
    Ihr Mund straffte sich. Sie blinzelte.
    »Oder schmollst du deshalb, weil du verloren hast? Also, das ist bestimmt kein männliches Verhalten. Oder gelten jetzt andere Regeln?«
    Der Mund zuckte. Die Augen funkelten. »Ihr habt mich mit einem verdammten Trick hereingelegt. Ich habe nicht verloren. Ihr habt gemogelt.«
    »Hier geht es nicht um Spielchen, Mädchen. Es geht darum, einen Menschen zu töten. Ist er ein ehrlicher Mensch? Nicht daß ich wüßte. Was soll also das Gerede von Spielregeln und Tricks? Welcher Mann würde sich schon mit einer Frau duellieren? Dich töten, ja. Sich ehrenvoll mit dir zu messen, würde ihm sein Stolz nicht erlauben. Dir die Hand abhauen, weil du eine Waffe trägst. Das wird er tun. Aber ich habe dir nicht beigebracht, aufrechte Männer zu töten. Das sind die einzigen, die dich ehrenvoll behandeln würden. Verlaß dich niemals auf das Wort deines Gegners. So lautet die Lektion.«
    Ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf. »Aber es gibt noch eine Lektion«, sagte er. »Und die lautet, daß du dafür nicht geschaffen bist. Gib deinen Plan auf. Bleib hier. Ich bin kein grausamer Mensch. Alles, was ich getan habe, habe ich getan, um dich vor einem Fehler zu bewahren. Ich verlange nicht einmal, daß du das Lager mit mir teilst, aber ich behaupte auch nicht, daß ich mir das nicht wünsche.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein«, übersetzte er. »Nein – als Antwort worauf?«
    »Nein.«
    »Taizu, um Himmels willen, red mit mir.«
    Sie stellte ihre Schüssel vor sich auf die Matte. Und starrte sie stirnrunzelnd an.
    »Taizu...«
    Sie hob die Hand, bat um Ruhe. Also schwieg er und wartete, und nach einer Weile sagte sie:
    »Werdet Ihr mich unterbrechen?«
    »Nein«, sagte er.
    Einen Moment

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