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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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in einen Streit verwickeln zu lassen.
    »Meister Shoka?«
    Das
tat weh.
    Er drehte ihr den Rücken zu. Sie jedoch packte ihn an der Schulter und beugte sich über seinen Arm. Er war so wütend, daß er sie in den Fluß hätte werfen können.
    Sie aber sagte: »Ich möchte es nun mal genau wissen.«
    Vierzig Jahre der Selbstbeherrschung waren nötig, um ganz ruhig zu bleiben und zu antworten: »Weil es sich so gehört.«
    »Was hat Anstand damit zu tun?« zischte sie. »Weil Meister Saukendar nicht mit seiner Schülerin schlafen mag, mit seiner
Frau
aber schon?«
    Er atmete mehrmals tief durch. Er schlug sie nicht.
    »Ich will bloß wissen warum.«
    »Es gehört sich so, daß Menschen einander Versprechungen machen und sie einhalten. Ich will...«
Daß mir einmal jemand etwas verspricht und es ernst meint.
»...schlafen. Ich bin müde.«
    »
Ihr
seid müde! Obwohl
ich
das Gepäck trage!«
    Das Mädchen hatte keinen Sinn für Romantik. Nicht den mindesten.
    Sie schlang die Arme um seinen Hals, kniete sich hin und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich bin ein Mädchen vom Lande«, sagte sie. »Wenn Ihr die Damen in Chiyaden seht, wird Euch mein Anblick zuwider sein.«
    »Bestimmt nicht.« Er drehte sich um und schlug versehentlich gegen ihr Kinn. »Taizu, um Himmels willen...« Er berührte ihr Kinn.
    »Doch, so wird es sein.«
    Er setzte sie zu sehr unter Druck, versuchte sie zu zwingen. Das war nicht gut. Es hatte nichts mit der Loyalität zu tun, die er sich wünschte. »Nein«, sagte er. »Nein.« Und seufzte und schloß sie in die Arme, entschlossen, endlich einzuschlafen. »Laß gut sein. Laß gut sein. Du glaubst mir nicht. Und damit ist das erledigt.«
    »Was müßte ich machen? Tun, was Ihr sagt?«
    »Sei still und schlaf.«
    »
Warum wollt Ihr mich heiraten?
«
    »Weil ich dich liebe«, sagte er. Es war komplizierter. Aber es brachte sie für eine Weile zum Verstummen. Vielleicht dachte sie nach. Alles, was Taizu tat, war verwickelt.
    Irgendwann sagte sie: »Meint Ihr damit, ich müßte tun, was Ihr mir sagt?«
    »Nein«, antwortete er, der endlosen Erörterung überdrüssig; jedoch geduldig. Geduld war bei Taizu auch nötig. Er
wußte,
was in ihr vorging. Sie würden reden, wenn sie in Hua wären.
    Lange Zeit schwieg sie. Er war halb eingeschlafen, als sie, den Kopf auf seine Brust gebettet, sagte: »Kann ich darüber nachdenken?«Er zauste ihr Haar. »Tu das.« Und kämmte es zärtlich, denn es waren Blätter darin. »Schlaf nicht ein, ohne mich vorher zu wecken. Hast du verstanden?«
    »Mmmn«, machte sie.
     
    Doch er erwachte vom Geräusch knackender Zweige und der Sonne, die ihm ins Gesicht schien.
    »Verdammt noch mal!« sagte er, wälzte sich mit pochendem Herzen herum und griff nach seinem Schwert.
    Sie jedoch brach im Morgengrauen Zweige fürs Feuer.
    Er legte den Kopf auf die Arme und beruhigte seinen Atem.
    »Ich habe nicht geschlafen«, sagte sie. »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Wir haben heute einen verdammt langen Weg vor uns.« Er stand auf, verschwand im Gebüsch, kam zurück und wusch und rasierte sich am Flußufer.
    Als er sich ans Feuer setzte, hatte sie das Frühstück fertig.
    Sie aßen, betrachteten das Ufer und das Licht auf dem Wasser, ebenso gedankenlos wie an den Morgen in der Hütte.
    Nur daß ihm die Hütte fehlte. Er wünschte, er wäre dort. Zusammen mit ihr.
    Er seufzte und fuhr sich durchs Haar. Und kämmte es geduldig und steckte es hoch, bevor er sich daran machte, den Schienbeinschutz anzulegen.
    Taizu hockte sich vor ihn hin, bekleidet mit Hemd und Schutzhose, die Arme zwischen den Knien.
    »Wißt Ihr noch, was Ihr in der Nacht gesagt habt?« fragte sie.
    »Was soll ich gesagt haben?«
    Sie biß sich auf die Lippen, im Begriff zu schmollen.
    »Ich meine«, sagte er, »ich weiß noch verdammt gut, was ich letzte Nacht gesagt habe! Was erwartest du?« Verdammt, er hatte sie aufgebracht. Er war schon mal diplomatischer gewesen. Er warf seinen zweiten Schienbeinschutz zu Boden und sah sie an, eine verwirrte Taizu, die den Mund zusammenpreßte. »Ach, zum Teufel!« Schon wieder redeten sie aneinander vorbei. »Wir sind doch keine Kaufleute, die um einen Sack Salz feilschen. Das ist keine finanzielle Vereinbarung. Ich habe nichts, was ich dir geben könnte...« Zum erstenmal überlegte er, was aus ihr werden würde, wenn
er
getötet wurde und sie übrigblieb, seinen Feinden ausgeliefert, und der Gedanke reichte aus, um ihm auf den Magen zu schlagen. »Nichts, was ich dir

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