Der Palast
zweitägigen Marsch endlich ihr Ziel erreicht hatten. Der anstrengende Ritt hatte ihn erschöpft. General Isogai, Fürst Niu und deren Truppen folgten ihnen wie der lange Schwanz eines Drachen. Jetzt hörte Sano die sich schnell nähernden Hufschläge. Der Kammerherr und der sōsakan-sama betrachteten Dannoshins Reich und die Lichter, die über die Insel huschten. Sie hörten Schüsse und ab und zu lautes Donnern. Über der Insel stieg Rauch auf, der im Mondschein durch die Luft schwebte. Der Wind trieb den scharfen Geruch von Schießpulver zu ihnen herüber. Sano verlor den Mut, als er begriff, was geschehen war.
»Es sieht so aus, als wäre jemand vor uns hier angekommen«, bemerkte Yanagisawa. Er warf Sano einen misstrauischen, nachdenklichen Blick zu. »Ich habe Euren obersten Gefolgsmann lange nicht mehr gesehen.«
»Ich habe ihm und zwei Ermittlern befohlen, der Spur der Frauen zu folgen«, gestand Sano. »Er sollte umgehend nach Edo zurückkehren und mir mitteilen, wo sie gefangen gehalten werden.«
»Offenbar hat er beschlossen, die Rettung der Frauen stattdessen selbst in die Hand zu nehmen«, meinte Yanagisawa. »Und jetzt schlägt er eine Schlacht gegen Dannoshin.«
Sano fuhr der Schreck in die Glieder. Er konnte es nicht fassen. Sein oberster Gefolgsmann hatte seine Befehle nicht befolgt! Dass Hirata die heiligen Bande zwischen Gefolgsmann und Herrn zerschnitten hatte, war eine unverzeihliche Verletzung des Ehrenkodex. Doch Sano hatte keine andere Erklärung für die Schlacht auf der Insel. Er konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, warum Hirata nicht nach Edo zurückgekehrt war. Er wusste, wie sehr sein oberster Gefolgsmann darauf brannte, Midori zu retten; dennoch war er wütend, dass Hirata nicht nur sein Vertrauen missbraucht, sondern Reikos Leben in Gefahr gebracht hatte. Hatte Dannoshin sie und die anderen Frauen niedergemetzelt, als er begriffen hatte, dass er angegriffen wurde?
»Jetzt ist es zwecklos, über eine friedliche Rückkehr der Geiseln zu verhandeln«, sagte Yanagisawa, drehte sich zu seinen Soldaten um und rief: »Fertig machen zum Sturm auf die Insel!«
Im Schlafgemach des Drachenkönigs brannten Kerzen; vor Anemones Porträt wogten süß und schwer duftende Weihrauchdämpfe. Der Futon lag neben dem Altar. In Reiko stieg Übelkeit auf, als sie den Drachenkönig zum Bett führte. Unterwegs ließ sie das blaue Kleid und anschließend ihre weiße Unterkleidung auf den Boden sinken. Der Drachenkönig stöhnte; ein Schauer durchlief seinen Körper. Reiko ertrug seinen gierigen Blick auf ihren nackten Körper. Sie nahm sogar die Hände des Drachenkönigs und legte sie auf ihre Hüften.
Der Drachenkönig stieß einen krächzenden Laut aus. Auf seinem geröteten Gesicht schimmerten Schweißperlen. Trotz ihrer Bemühungen, alle Gefühle auszuschalten, spürte Reiko die warmen, feuchten Berührungen auf ihrer Haut. Sie löste seine Schärpe.
»Bitte nicht«, murmelte er, ohne ihr Einhalt zu gebieten.
Ängstlich wankend, stand er vor ihr; seine Schwerter fielen klirrend zu Boden. Während Reiko geheuchelte zärtliche Worte flüsterte, spähte sie auf die Waffen. Sie lagen am Ende des Futons. Reiko zog dem Drachenkönig den Kimono und das Unterkleid aus. Sein muskulöser Körper war untersetzt und reizlos, der Oberkörper von borstigen Haaren bedeckt. Als Reiko sich hinunterbeugte, um das Langschwert zu ergreifen, schlüpfte er mit hastigen, ungeschickten Bewegungen aus der Hose, wodurch ihr der Zugriff auf das Schwert verwehrt wurde. Stöhnend zog er das weiße Baumwollband von seinen Lenden und entblößte sein erigiertes Glied. Dann griff er nach Reiko und zog sie auf den Futon hinunter.
Sie fielen zusammen aufs Bett. Die verpasste Gelegenheit, den Mann auszuschalten, und der heiße, intime Druck seiner Haut zerrten an Reikos Nerven. Unwillkürlich schrie sie auf.
»Anemone, meine schöne Anemone …«, stöhnte der Drachenkönig.
Unbeholfen strich er über den Nacken und die Schultern. Er kniff ihr in den Po; dann glitten seine Finger zwischen ihre Beine. Währenddessen drückte sein hartes Geschlechtsteil gegen Reikos Oberschenkel. Sie schauderte, fühlte sich durch jede seiner Berührungen beschmutzt. Als er gierig an ihren Brustwarzen saugte, erstickten die Schreie in ihrer Kehle. Sein Körper lag genau zwischen ihr und den Schwertern. Würde es ihr gelingen, die Waffen zu ergreifen, bevor er seine Begierde stillte?
»Lasst Euch von mir verwöhnen, Herr«, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher