Der Papstkäufer
hatte der als schwäbisch geizig bekannte Fugger ihm auch nur einen lausigen Gulden geliehen. Warum nun? Fugger fasste die bisherige Diskussion treffsicher zusammen und rechnete laut vor.
»Wenn ich so überblicke, was derzeit an Angeboten auf dem Tisch liegt, zusammen mit den Resten des Tiroler Staatsschatzes, so kommt Ihr auf etwa zweiundfünfzigtausend Gulden. Richtig?«
Roß nickte.
»Fehlen also etwa achtundvierzigtausend Gulden.«
Roß nickte erneut.
»Gegen Hinterlegung einer entsprechenden Sicherheit wird das Haus Fugger diese Summe hinterlegen.«
Tumulte brachen aus im Saal. Offen stehende Münder. Geschrei.
»Wir sind gerettet!«
Der das ausrief, war der Herzog Siegmund persönlich. Fast mochte er den schwäbischen Kaufmann umarmen und küssen, der ihn so unvermutet aus dem Elend herausgerissen hatte. Der spröde Augsburger wollte unvermittelt zurückweichen vor dem ihn heftig umarmenden korpulenten Fürsten aus Tirol. Der ließ ihm jedoch keine Möglichkeit, als die Umarmung zu erwidern.
Von diesem Tage an aber waren die Fugger die heimlichen Herrscher Tirols. Und zudem war dem Haus Fugger der Dank Venedigs gewiss.
Der Dank der in Augsburg wartenden Brüder für ihren jüngsten fiel indes nicht so üppig aus. »Da schickt man dich los, ein wenig im Silberbergbau Geschäfte zu machen, und du gibst über siebzigtausend Gulden aus!«
Georg tobte. Auch Ulrich wirkte alles andere als glücklich.
»Was hast du dir nur dabei gedacht?«
Jakob lächelte nur. Und erklärte. Und erklärte. Schließlich ließen ihn die Brüder zufrieden. Ulrich hatte noch vor Georg die Erfolgschancen der Tiroler Unternehmung erkannt. Und diesen so weit beschwichtigt, dass er Ruhe gab.
»Wenn alles so weiterläuft, wie’s läuft, dann sind wir in Kürze die Herren in Tirol. Wir haben ihn bald mit seinen Schulden im Sack, und mit ihm sein gesamtes Herzogtum sowie alle Schürfrechte.«
»Aber was ist, wenn dieser hirnlose tirolische Saufsack sich für bankrott erklärt, dann können wir uns mit unseren Schuldscheinen den Hintern abwischen«, bohrte Georg noch einmal nach. »Das wird nicht passieren, vertrau mir«, blieb Jakob unerschütterlich optimistisch.
»Und selbst wenn Siegmund pleitegeht, dann kümmere ich mich um seinen Nachfolger.«
Weil Jakob Fugger erkannt hatte, dass Siegmund, ganz gleich, wie viel Geld er in ihn hineinpumpte, früher oder später keines mehr haben würde und, als logische Folge, sein Herzogtum würde abgeben müssen, wurde aus dem ersten Ausflug in die hohe Politik ein dauerhaftes Einnisten bei den höchsten Herren.
Denn eines war allen Eingeweihten klar: Sollte Siegmund von Tirol vor die Hunde gehen, würden zwei mächtige Herren sofort zuschnappen wollen. Der eine war der Wittelsbacher aus Bayern-Landshut. Herzog Georg hatte schon seit Längerem ein begehrliches Auge auf Tirol geworfen. Bereits einige Jahre zuvor hatte er von Siegmund von Tirol für zweiundfünfzigtausend Gulden die an den Bischof von Augsburg verpfändete Markgrafschaft Burgau einschließlich Günzburg gekauft. Ein Jahr später sogar, zusammen mit seinem Vetter Albrecht IV. von Bayern-München, für fünfzigtausend Gulden für zehn Jahre die Verwaltung der vorderen Lande Tirols.
Die andere Hand auf Tirol, das war der Kaiser aus dem Hause Habsburg, Friedrich III. Gegen die Expansionsbestrebungen der beiden Wittelsbacher hatte er den Schwäbischen Bund ins Leben gerufen und die Bayern empfindlich gestraft. Dennoch war die Gefahr für Tirol noch nicht gebannt. Kaiser Friedrich III. wollte keinen bayerischen Keil durch die Habsburgischen Erblande – und da zählte der Kaiser Tirol fraglos hinzu – getrieben sehen. Jakob Fugger überlegte lange und entschied sich schließlich für Habsburg und gegen Wittelsbach – ein langfristiger Entschluss, der weitreichende Folgen für die europäische Geschichte haben sollte.
Währenddessen spielte Johannes Zink weiterhin brav die Rolle des Beraters und Finanziers des Herzogs Siegmund, dessen Untergang jedoch bereits beschlossene Sache war.
Kaiser Friedrichs Sohn, der bereits gekrönte König Maximilian, und Jakob Fugger waren gleich alt und hatten sich als Kinder sogar schon einmal in Augsburg kennen gelernt. Fugger richtete es ein, dass sie beide sich beim Reichstag in Frankfurt zufällig trafen. Aus dem Wiedersehen entwickelte sich etwas, das man fast als Freundschaft hätte bezeichnen können, wäre Jakob Fugger zu so etwas fähig gewesen. Aber die gemeinsamen
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