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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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der Hand, besonders die zur Kurie und den direkten Draht zu Papst Leo. Also musste man ihm, wieder einmal, einen Aufpasser vor die Nase setzen. Aber diesmal keinen so schwachen wie Schauer, der sich gleich hatte mitreißen lassen in den Sumpf aus Korruption und Wohlleben. Es gab mittlerweile eine neue Fugger-Generation, hungrig und unternehmungslustig. Und, da mit Fugger-Blut in den Adern ausgestattet, nicht korruptionsanfällig wie einfache Angestellte.
     
    Anton Fugger war vierundzwanzig Jahre alt. Er war der jüngste Sohn von Jakob Fuggers älterem Bruder Georg. In seine Kindheit war der echte Aufstieg der Fugger-Firma gefallen. So waren seine Eltern, als er drei Jahre alt gewesen war, vom alten Fuggerschen Anwesen am Augsburger Judenberg – nicht weit von Zinks Elternhaus – in den Ostbau des repräsentativen Hauses am Rindermarkt gezogen. Mit dreizehn Jahren hatte er den zu frühen Tod seines Vaters erlebt. Durch diesen Verlust war er näher in den Dunstkreis Jakob Fuggers gerückt, der von da an die Fäden in der Hand hielt.
    Eine Klausel des 1502 neu formulierten Gesellschaftsvertrages besagte, dass Ulrich und Jakob Fugger aus der nächsten Generation den ›zum Handel tauglichsten und schicklichsten‹ als zukünftigen Regierer der Firma auswählen und ausbilden lassen sollten.
    Nachdem drei junge Männer zur Wahl standen, die sich – noch – nicht sonderlich in ihren Fähigkeiten unterschieden, war beschlossen worden, allen dreien eine gute Ausbildung zuteilwerden zu lassen.
    Also hatte Anton, nachdem er der Erziehung seines Vater, und nach dessen Tod der der ›Präceptoren‹, entwachsen war, das Handwerk der Fugger von der Pike auf gelernt. Er war in Nürnberg und natürlich in Venedig gewesen. Mit siebzehn Jahren war er offiziell in die Firma eingeführt worden und hatte von Jakob vierzehntausend Gulden Gewinnanteil erhalten. In dieser Zeit hatte er festgestellt, dass er mit Jakob besser zurechtkam als seine Brüder und Cousins. Besonders sein ausgeglichenes Wesen war ihm hier von Vorteil.
    Die Jahre von 1512 bis 1514 hatte er, als Angestellter der Firma mit dem Sold eines Faktors, in Breslau verbracht, um die Vertriebswege des ungarischen Kupfers kennenzulernen, aber auch die östlichen Gepflogenheiten im Geschäft.
    Nach Breslau hatte er die Leitung der Faktorei in Ofen, einem Teil des heutigen Budapest, übernommen.
    Dort hatte er einen Fehlbetrag von eintausend Gulden in der Buchhaltung festgestellt und den talentierten, aber verschwendungssüchtigen Faktor Konrad Spörlin prompt entlassen. Weitere drei Jahre hatte er im Montangeschäft gearbeitet.
    Als er dann reif war für Rom, war er nicht nur ein versierter Kaufmann und Bankier, sondern sprach fließend mehrere Sprachen.
     
    Im Mai rief ihn Jakob Fugger zu sich.
    Der ging bereits auf die sechzig zu und schaute nicht ohne Neid auf den jungen Fuggerspross. Ein dichter, dunkler Kinnbart, komplettiert von einem ebenso imposanten Oberlippenschnauzer, kühn gezwirbelt, auf dem Kopf eine golddurchwirkte Kappe, ähnlich der, wie sie Jakob immer gerne trug, so stand Anton vor ihm. Nüchtern und ernst, aber die Vorfreude auf die Reise, auf neue Erlebnisse war ihm sichtlich anzumerken. Seine grünlich-braunen Augen blitzten, als er seinen Onkel höflich fragte:
    »Womit kann ich dienen?«
    »Du gehst bald nach Rom. Ich wollte dich zum einen warnen vor dem, was auf dich zukommt. Zum anderen Mut zusprechen für die Aufgabe, die du vor dir hast.«
    Anton wusste zwar, dass es in Rom nicht zum Besten stand, dennoch fragte er nach: »Warnen? Wovor?«
    »Nicht nur vor Zink und Schauer, sondern vor der Stadt im Allgemeinen. Sie ist ein Moloch, Sodom und Gomorrha unserer neuen Zeit; aber auch ein Juwel, mit dem und in dem man viel Geld verdienen kann. Derjenige, der es richtig anstellt, kann als reicher Mann nach Hause kommen.«
    Jakob schaute einen Moment nachdenklich drein, bevor er fortfuhr:
    »Hast du dein Testament gemacht?«
    Anton schüttelte den Kopf.
    »Wozu?«
    »Reisen nach Rom sind gefährlich. Und sollte dir etwas zustoßen, muss die Firma wissen, woran sie ist. Auch Raymund hat schon eines aufgesetzt.«
    Anton war zu vernünftig, um dies nicht einzusehen, und so unterfertigte er es kurz vor seiner Abreise im Hause Jakob Fuggers. Darin erklärte er, dass er sein ›Testament, Geschäft, letzten Willen und Ordnung, Seelgerät, Legat und Schickung aller meiner Habe und Güter und Gerechtigkeiten, so viel das alles auf mein Absterben nach Ausweisung

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