Der Papstkäufer
der hernach benannten Verträge und Verschreibungen angezeigt wird, gemacht, genommen und gesetzt‹ habe. Vor allen wirtschaftlichen Klauseln kam jedoch, nicht zuletzt auf Wunsch Jakobs, ein ausschweifendes religiöses Bekenntnis mitsamt dem Zeitplan, wann und wie oft seine Seelenmessen zu lesen seien. Auch Almosenregelungen, Stiftungen und sonstige gute Werke fehlten nicht. Er bedachte seine Mutter, seine Schwester und natürlich die Firma, in Form seines nächsten männlichen Verwandten, Raymund Fugger.
Die Abreise zog sich hin, verzögerte sich Woche um Woche. Jakob Fugger stritt sich mit dem Stift St. Moritz und, da Anton in dieser Causa beim Papst vermitteln sollte, hieß es warten. Währenddessen saß Zink in Rom und ahnte nichts Gutes. Er hatte sich St. Moritz als Strohmann schon sichern lassen und hätte es gerne behalten. Schließlich, das Jahr ging bereits dem Ende entgegen, zog Anton Fugger los, Richtung Rom, während sich zur gleichen Zeit in und um Wittenberg Luther per Pamphletkrieg mit seinen Gegnern herumschlug.
In Rom angekommen, fackelte er nicht lange und versuchte sofort, im Sinne seines Onkels dessen Wunschkandidaten, den Baseler Geistlichen Dr. Johann Speiser, als Prediger nach St. Moritz zu bringen, den das Stift bislang vehement ablehnte.
Auch Anton hatte keinen Erfolg, so gab Fugger bald nach und präsentierte einen Ersatzmann: Niemand anderer als Zinks alter Freund Johannes Eck sollte Prediger werden. Das lange, gefährliche Taktieren auf diesem neuen, ungewohnten Terrain forderte Anton all sein diplomatisches Geschick ab. Jakob Fugger wurde in Augsburg zusehends ungeduldig und deutete in Depeschen bisweilen schon Antons Abberufung aus Rom an, sollte er die Sache St. Moritz nicht zu ihren Gunsten durchsetzen. Der St.-Moritz-Fall wurde von Jakob Fugger sehr hoch aufgehängt, zu hoch für den Wert dieser Angelegenheit. Das Stift wehrte sich mit Polemiken gegen Fugger, der habe nur mit Geld und wider natürliches und göttliches Recht die Entscheidung Papst Leos beeinflussen wollen. Nicht nur der Papst, auch der Kaiser, alle Kurfürsten und Reichsstände wurden mit St. Moritz behelligt. Jakob intervenierte bei den Mächtigen in Deutschland, Anton Fugger und Zink bei denen in Rom. Schließlich hatten sie den gewünschten Erfolg. Eck wurde akzeptiert. Aber um den Preis, sich in Augsburg nicht wenige Feinde gemacht zu haben, die ihre Kritik an dieser Pfründenvergabe in kurzer Zeit durch den Wechsel ins Lager der Reformation deutlich machen würden.
Antons Schwager Hans Baumgartner, der auch in Rom weilte, half ihm mit guten Ratschlägen. Von dem mittlerweile immer kranker und unbeweglicher werdenden Zink erwartete Anton Fugger diesbezüglich nichts, zumindest keine Verhaltensregeln.
Als es allerdings daranging, beim päpstlichen Datarius und einigen Kardinälen mit Geldgeschenken nachzuhelfen, da war Zink plötzlich wieder in seinem Element. Und Anton Fugger lernte staunend, wie man die Kuriengeschäfte schmieren und so am Laufen halten konnte.
Und eine weitere Lektion lernte er schnell: Nur für kurze Zeit kam er in den Sog des Zinkschen Lebensstils, und schon war er überschuldet. Baumgartner musste ihm mit einem Kredit von siebenhundert Dukaten aus der Klemme helfen.
Aber wieder war es Zink, von dem er nicht lassen konnte – zumindest in der Anfangszeit in Rom. Denn dieser eröffnete ihm, mit heftigen Schmiergeldern an die Kardinäle Armellini und Giulio de Medici, den Zugang zum Kreis der St.-Peters-Ritter. Die erhielten fürstliche Renten aus den päpstlichen Alaunbetrieben und waren so der gröbsten pekuniären Sorgen ledig. Damit war Anton Fugger wieder auf der Sonnenseite gelandet. Zumindest, was seine Finanzen anging.
Bald schon begann er damit, die seiner Meinung nach verlotterten Verhältnisse in der Fugger-Faktorei in Rom zu richten. Neben Zink und Schauer arbeitete dort als dritter Faktor der Nürnberger Patriziersohn Christoph Muehlich. Formal war Zink der Chef, die beiden Jüngeren tanzten nach seiner Pfeife und imitierten seinen Lebensstil und seine Geschäftspraktiken.
Allerdings ließ Anton sehr bald keinen Zweifel mehr daran, wer im römischen Kontor das Sagen hatte. Er wurde von Zink, Schauer und Muehlich in die Kunst der Geheimdiplomatie des Vatikans eingeweiht und fand schnell Zugang zu den erstaunlichsten Stellen der Macht.
Zink ahnte die Gefahr, die von Anton Fugger ausging. Daher schickte er eine unmissverständliche Nachricht an Giulia Farnese,
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