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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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weitere, nun den Künstlernamen ›Paracelsus‹ zugelegt hatte, war schon weitergereist, mit einem fetten Honorar im Geldsack. Sein Ruhm als Arzt sollte bereits in wenigen Jahren durch ganz Europa hallen.
     
    Sobald Zink seine Erkrankung und die Pestwelle endgültig überstanden glaubte, reiste er im Spätsommer für einen längeren Aufenthalt nach Augsburg. Dort sollte es ein unerwartetes, nicht unbedingt erfreuliches Wiedersehen geben …

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    Luthers Rebellion zog weiterhin bedenkliche Kreise. Während in Rom die Pest wütete, hatte Papst Leo, der sich auf der Engelsburg sicher vor der Krankheit wähnte, auf eine abermalige Anzeige der Dominikaner hin den Ketzerprozess gegen Luther eröffnen lassen. Der rebellische Mönch hatte sich, Pest hin, Pest her, innerhalb von sechzig Tagen in Rom einzufinden. Zusätzlich forderte der päpstliche Kardinallegat in Deutschland, der Italiener Thomas Cajetan, Luther ganz ohne Verhör abzuurteilen. Wegen ›offenkundiger Ketzerei‹.
    Mit Ausspruch dieses Urteils war Luthers Reise natürlich unmöglich geworden. Er wäre in den sicheren Tod gegangen. Zum Glück wurde Luthers Landesherr, Friedrich der Weise, seinem Beinamen einmal mehr gerecht. Friedrich wusste um seine Bedeutung bei der kommenden Königswahl, die Kurie ebenso. Rom wollte es sich mit einem wichtigen Wahlmann nicht verderben. Also einigte man sich diplomatisch auf Friedrichs Vorschlag, Luther zuerst einmal in Deutschland zu verhören. Eine gute Gelegenheit dazu wäre der Reichstag, der von Juli bis Oktober stattfand. Zufällig in Augsburg.
    Luther wurde angewiesen, zum Ende des Reichstages nach Augsburg zu kommen.
    Drei Monate lang wurden andere Themen besprochen, wurde in Augsburg Weltpolitik gemacht. Hauptanliegen des Reichstages war, einen geeigneten Nachfolger für Kaiser Maximilian zu finden. In dieser Hinsicht schlug der Reichstag fehl, da sich die Delegierten nicht einig wurden.
    Nebenher wurde intrigiert, geschauspielert, korrumpiert und – gemalt.
    Nürnberg hatte als seinen Vertreter einen Maler namens Albrecht Dürer entsandt. Der nutzte die Gelegenheit, so viele reiche Menschen auf ein Mal zu treffen, und verdiente dabei gutes Geld. Er porträtierte außer vielen Adeligen auch den Kaufmann Jakob Fugger.
    Große Aufregung herrschte im Ratssaal, als ein Schreiben von Papst Leo eintraf, mit dem er dem ebenfalls in Augsburg weilenden Mainzer Kurfürsten Albrecht von Hohenzollern zu seinen drei Bischofsmützen noch zusätzlich die Kardinalswürde verlieh. Mit einer Mischung aus Neid, Spott und Anerkennung kommentierten die Delegierten diese erneute kirchliche Beförderung Albrechts.
     
    Zwei Tage, nachdem Zink in Augsburg eingetroffen war, hatten auch er und Jakob Fugger endlich wieder einmal Grund zur Freude.
    »Den Brief hätte Leo mir auch persönlich mitgeben können«, lachte Zink und schwenkte fröhlich den Papierbogen mit dem päpstlichen Siegel, mit dem die Fugger die päpstliche Münze ganz offiziell zurückerhielten. Seine Krankheit hatte ihn so geschwächt, dass er auch jetzt, Monate später, noch darunter litt. Nur so war es zu erklären, dass Zink sich überhaupt nicht fragte, warum der Papst den Brief nach Augsburg geschickt hatte, anstatt, wie sonst auch, ihn direkt in Rom an Zink zu überreichen. Anton Fugger hatte im weit entfernten Italien somit ein weiteres Ziel erreicht: Der Papst sah in Johannes Zink nicht mehr den allerersten Ansprechpartner für die Firma Fugger.
     
    Zink dachte nicht genauer darüber nach. Erfreut hatte er in den Straßen Augsburgs auch seinen Protegé Johan-
    nes Eck entdeckt. Einige Abende voller Gespräche und einigen Bechern guten Weins folgten.
    Im Fuggerhaus traf Zink zudem den päpstlichen Gesandten Cajetan, da das Verhör von Martin Luther unter Fuggers Dach stattfinden sollte. Fugger und Zink stellten bei dieser Gelegenheit Eck und Cajetan einander vor. Daraus sollte sich eine Art Freundschaft entwickeln, die in erster Linie auf der gemeinsamen Abneigung gegen Luther gründete.
     
    Anfang Oktober traf Martin Luther nach langer Wanderung in Augsburg ein, um dem päpstlichen Gesandten Thomas Cajetan Rede und Antwort zu stehen. In allen Klöstern, in denen er unterwegs übernachtet hatte, war er gastfreundlich aufgenommen worden. Und überall hatte man ihm geraten, ja, gebeten, sogar bedrängt umzukehren.
    »Euer Scheiterhaufen ist schon errichtet und wartet nur auf Euch, ihn zu besteigen. Auch die Schergen mit den brennenden Fackeln stehen schon

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