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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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bereit.«
    »Man hat mir freies Geleit zugesichert.«
    »Was ist eine läppische Zusicherung gegen die Möglichkeit, Eurer habhaft zu werden. Ihr werdet Eure Reise noch bereuen. Kehrt um!«
    Luther war jedoch nicht umgekehrt, sondern hatte, wenn auch angsterfüllt, seine Reise fortgesetzt.
    Kurz vor Augsburg war ihm Friedrich der Weise entgegengekommen, auf dem Heimweg vom Reichstag. Friedrich hatte auf einem prächtigen Pferd gesessen, der Bettelmönch war im dreckigen, nassen Habit herumgelaufen.
    »Luther, was schaut Ihr so ängstlich drein?«, hatte der ihn, praktisch im Vorbeireiten, gefragt.
    »Traut Ihr etwa dem freien Geleit nicht, das Euch zugesichert ist?«
    Luther hatte bescheiden genickt und sich dafür geschämt, in dieser Kutte seinem hohen Herrn gegenüberzutreten. Friedrich hatte angehalten und an seinem Geldbeutel herumgenestelt, der an seiner Hüfte hing.
    »Hier, als Wegzehrung. Und, um Eure Sorgen ein wenig zu vertreiben.«
    »Das sind zwanzig Gulden, Herr!«, hatte Luther ungläubig gesagt. »Für einen Mönch wie mich ist das eine ungeheure Summe Geldes.«
    »Wenn es Euch zu viel ist, dann gebt es den Armen.«
    Friedrich hatte gelacht, gegrüßt und war davongeritten, Richtung Heimat.
    Luthers Augsburger Abenteuer hingegen sollte erst beginnen.
     
    Unterkunft fand er im Stift St. Anna. Als Gast des Priors durfte er im Priorat wohnen, das am nördlichen Ende des Querbaus an der Ostseite untergebracht war. Dort, im Klosterinnenhof, traf er auf einen anderen Reisenden, der dort untergebracht war: Johannes Eck. Der hatte sich mit einer der Mönchszellen über den Kreuzgangflügeln zufriedengeben müssen. Schnell fanden die beiden heraus, wes Geistes Kind der andere war. Jedoch bei aller Gegnerschaft respektierten sich Luther und Eck zu diesem Zeitpunkt noch. Das sollte in späteren Jahren anders werden. Einige Tage lang diskutierten die beiden sich in St. Anna die Köpfe heiß. Sie vereinbarten sogar eine öffentliche Disputation in Leipzig.
    »Sobald ich dieses Verhör hinter mich gebracht habe«, meinte Luther optimistisch. Auch, weil er in dem mehrtägigen Wortgefecht mit dem eloquenten Eck seine Argumente noch einmal hatte nachschärfen können, sah er der Ausfragung im Fuggerhaus mit frohem Mut entgegen. [15]
     
    Das Verhör begann zuerst durchaus freundlich. Cajetan begrüßte Luther als ›lieben Sohn‹ und fragte ihn nach dem Verlauf seiner Reise. Bevor es dann zur Sache ging.
    Johannes Zink hatte zwar am Rande mitbekommen, dass der päpstliche Gesandte in diplomatischer Mission im Fuggerhaus weilte, hatte aber mit dem Namen Luther nichts anfangen können.
    Zwei Tage lang versuchte Cajetan nun schon, den halsstarrigen Mönch umzustimmen. Drei Dinge verlangte er von Luther: Einen Widerruf seiner Schriften, die Zusicherung, solches nicht wieder zu behaupten sowie das Versprechen, in Zukunft den Frieden der Kirche nicht noch einmal zu stören.
    Jakob Fugger war bei den Diskussionen, oder besser: dem Verhör, nicht anwesend. Dennoch war seine Präsenz spürbar, allgegenwärtig. Schließlich waren er und seine Geschäftspraktiken ein wichtiger Teil von Luthers Anklage. Der Kardinal kämpfte verzweifelt, um Luther zu überzeugen.
    »Bedenkt, wie wichtig die Einheit des Abendlandes und der Kirche gerade in diesen Zeiten ist! Wo die Türken vor den Toren stehen. Überall Bedrohungen, und Ihr wollt unsere Heilige Mutter Kirche spalten.«
    Alle Argumente zogen nicht. Luther blieb stur. Im Gegenteil, er wurde sogar richtig zornig, als er während einer Pause Zink im Stiegenhaus des Fuggerhauses begegnete. Im Gegensatz zu diesem erkannte er nämlich seinen Kontrahenten aus Rom sogleich, auch wenn dies schon einige Jahre her war und Zinks äußere Erscheinung sich seither nicht zu ihrem Vorteil verändert hatte.
    Zink hingegen hatte den Zwischenfall bereits lange vergessen und war verblüfft, als ihn Luther ansprach, bevor der Kardinal die beiden einander vorstellen konnte:
    »Der römische Herr Fuggerfaktor, seid Ihr immer noch zum Spott aufgelegt, auf alles, was uns heilig ist?«
    Zink stutzte, es dauerte eine Weile, bis es ihm dämmerte. Nun brachte er den Streit, den Besuch des Kardinals und den Namen Luther in Zusammenhang. Erstaunt hob er eine Augenbraue und schaute Luther – diesmal nicht gänzlich ohne Respekt – an.
    »Ach, schau an, unser Augustinermönchlein von damals in Rom. Lang ist’s her. Und wie ich sehe, seid Ihr immer noch streitlustig. Und rauft jetzt mit den ganz großen

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