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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Tieren.«
    Sprach’s und ließ ihn mit dem Kardinal stehen.
    Die Diskussion ging in die nächste Runde. Aufgestachelt durch den offensichtlichen Reichtum, den die Fugger hier zur Schau stellten, aber auch durch das erneute Aufeinandertreffen mit Zink, schimpfte Luther empört los:
    »Wie sollte das immer göttlich und gerecht zugehen, dass ein Mann in so kurzer Zeit so reich werde, dass er Könige und Kaiser auskaufen möge?«
    Cajetan entgegnete nur, dass das nicht Luthers Sache sei, darüber nachzudenken.
    »Bleibt bei den Dingen der Kirche und des Glaubens, nicht des Handels und Gewinnstrebens.«
    Das Verhör steckte fest, keine der beiden Parteien war bereit, sich in ihrer Argumentation auch nur ein kleines Stück zu bewegen. Der Ton wurde schärfer, erste Drohungen wurden ausgestoßen. Cajetan deutete die Möglichkeit eines Kirchenbanns für Luther an; eine Vorstellung, die diesen nicht sonderlich beeindruckte. Vielmehr insistierte er darauf, er müsse zunächst widerlegt werden, bevor er widerrufe. Dazu war Cajetan natürlich nicht in der Lage, er wollte es auch erst gar nicht versuchen. Einen Vermittlungsversuch des päpstlichen Kammerherrn Karl von Miltitz lehnte Luther brüsk ab.
    Hin und her wogte die fruchtlose Diskussion. Auf der einen Seite der päpstliche Legat, der sich auf Thomas von Aquin und die päpstliche Autorität berief. Gegenüber Luther, der nur die Bibel als Autorität akzeptierte. Unmöglich, so eine Einigung zu erzielen.
    Schließlich forderte Cajetan Friedrich den Weisen auf, Luther jetzt endgültig auszuliefern. Dies wies der Kurfürst zurück.
    Dennoch: Luther war in Augsburg nicht mehr sicher, hatte zum Glück aber zuverlässige Freunde vor Ort. Die besorgten ihm ein Pferd und bestachen einen Wärter der ansonsten gut bewachten Augsburger Stadtmauer. Wie von Zauberhand öffnete sich für kurze Zeit ein Tor. Luther entfloh in der Nacht, zurück unter die schützende Hand seines Landesherrn.
    Papst Leo hatte da bereits beschlossen, dass die Unterstützung Friedrichs wichtiger war als die Verfolgung eines rebellischen Mönchs. So blieb dieser unter Friedrichs Fittichen, anstatt, wie geplant, weiter nach Frankreich zu fliehen.
     
    Mitte November war Zink wieder zurück in Rom. Ein ereignisreiches Jahr neigte sich dem Ende zu. Es sollte indes noch etwas geschehen, bevor das neue anbrach. Denn Ende des Monats sollte das einzige Mal im Leben des Johannes Zink sein, dass er weinte. Im Alter von sechsundsiebzig Jahren war Vanozza de’ Cattanei gestorben, die späte Liebe seines Lebens, die Frau, die ihm gezeigt hatte, was Liebe war, wie Liebe sein konnte, und die ihn dann doch verlassen hatte. Um der Ehrbarkeit willen, nicht für einen anderen Mann. Wobei Ehrbarkeit auch hier relativ war, hatte sie zuletzt ihr Geld doch mit einer Taverne für Prostituierte verdient. In ihren letzten Lebensjahren hatte sie sich aber dann doch noch vor allem als Wohltäterin und Stifterin zahlreicher karitativer Einrichtungen hervorgetan. Weil sie hoffte, damit für ihre früheren Sünden abbüßen zu können. Das pompöse Begräbnis, zu dem nicht zuletzt Zink einiges beigesteuert hatte, hätte eines Kardinals würdig sein können. Viele angesehene Bürger Roms erwiesen ihr die letzte Ehre, sogar Mitglieder des päpstlichen Hofstaates waren anwesend. Und Zink war nicht der einzige geknickte Mann am Grab der einstigen päpstlichen Mätresse. Vielen Männern hatte sie das Herz gebrochen und so ihre Spuren im Kirchenstaat hinterlassen.
    Und noch etwas für Zink Untypisches war Vanozza im Tod gelungen: Er behielt ihr Geld nicht. Er hatte zwar mit dem Gedanken gespielt, ein gefälschtes Testament vorzulegen oder einfach Vanozzas Schuldschein wiederum als gefälscht darzustellen. Schließlich setzte sich, als eines der sehr wenigen Male in seinem Leben, das Gute durch: Er gab das Geld für alle Verfügungen her, die in Vanozzas Testament vorgesehen waren. Waisenhäuser, eine Kapelle, Spenden für das Kloster Maria Magdalena der reuigen Kurtisanen sowie Gaben für die Bruderschaft der Gonfalone. Dazu sollten zwölf stille Messen ›submissa voce‹ gelesen werden. Überdies je vier Gottesdienste in den sieben Hauptkirchen Roms. Vanozzas Vermögen schien unermesslich. Und all das, um die Qualen des Fegefeuers abzumildern, dessen Ausmaße die gläubige Vanozza dem ungläubigen Zink in den guten Zeiten ihrer Beziehung zu dessen Belustigung gelegentlich ausführlich geschildert hatte.
    Während sie einerseits fromm und

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