Der Partner
und die Nachbarn hatten aufgehört, sie anzurufen und ihr unerfreuliche Fragen zu stellen. Der Klatsch beim Bridge war in die gewohnten Bahnen zurückgekehrt. Ihr Mann hatte sich wieder entspannt.
Sie schlief tief und fest, als um halb sechs Uhr morgens das Telefon läutete. Sie griff nach dem Hörer auf dem Nachttisch. »Hallo?«
Eine kraftvolle, feste Stimme sagte: »Jack Stephano, bitte.«
»Mir wem spreche ich?« fragte sie. Jack bewegte sich unter der Decke.
»Hamilton Jaynes, FBI«, kam die Antwort.
»Oh, mein Gott.« Sie deckte die Sprechmuschel mit der Hand ab. »Jack, es ist wieder das FBI.«
Jack schaltete eine Lampe ein, warf einen Blick auf die Uhr, nahm den Hörer und fragte: »Wer ist da?«
»Guten Morgen, Jack. Hier ist Hamilton Jaynes. Tut mir leid, dass ich so früh anrufe.«
»Weshalb tun Sie es dann?«
»Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass wir die Frau haben. Eva Miranda ist verhaftet worden. Sie ist in Sicherheit, Sie können Ihre Hunde also zurückpfeifen.«
Stephano schwang die Beine aus dem Bett und trat neben den Tisch im Schlafzimmer. Ihre letzte Hoffnung war dahin. Die Suche nach dem Geld war endgültig vorbei.
»Wo ist sie?« fragte er, ohne eine vernünftige Antwort zu erwarten.
»Wir haben sie, Jack. Sie ist bei uns.«
»Herzlichen Glückwunsch.«
»Hören Sie, Jack, ich habe ein paar Leute nach Rio geschickt, die die Sache mit ihrem Vater verfolgen sollen. Sie haben vierundzwanzig Stunden, Jack. Wenn er bis morgen früh um halb sechs nicht frei ist, dann habe ich einen Haftbefehl für Sie und Aricia. Und vermutlich werde ich auch Mr. Atterson bei Monarch-Sierra und Mr. Jill bei der Northern Case Mutual verhaften lassen, nur spaßeshalber. Ich wünsche mir schon eine ganze Weile, mit diesen Leuten reden zu können, genau wie mit Aricia.«
»Es macht Ihnen wohl Spaß, Leute zu drangsalieren?«
»Einen Mordsspaß. Wir werden den Brasilianern ein wenig zur Seite stehen, damit Sie und die anderen an Brasilien ausgeliefert werden, und das dürfte etliche Monate dauern. Keine Kaution bei einem Auslieferungsersuchen, also würden Sie und Ihre feinen Klienten Weihnachten im Gefängnis verbringen. Wer weiß, vielleicht würde dem Auslieferungsantrag sogar stattgegeben, und Sie könnten nach Rio reisen. Die Strande dort sollen herrlich sein. Sind Sie noch da, Jack?«
»Ich höre Sie.«
»Vierundzwanzig Stunden.« Das Telefon klickte, und die Leitung war tot. Mrs. Stephano hatte sich im Badezimmer eingeschlossen; sie war zu fassungslos, um mit ihm zu reden.
Jack ging nach unten und setzte Kaffee auf. Er saß im Halbdunkel am Küchentisch und wartete auf den Sonnenaufgang. Er hatte die Nase voll von Benny Aricia.
Er war angeheuert worden, um Patrick und das Geld zu finden, nicht dazu, Fragen darüber zu stellen, wie das Geld beschafft worden war. Er war generell über Benny Arcias Laufbahn bei Platt & Rockland informiert und hatte immer geargwöhnt, dass wesentlich mehr hinter der Geschichte steckte. Er hatte ein- oder zweimal vorgefühlt, aber Aricia hatte nicht über die Ereignisse sprechen wollen, die Patricks Verschwinden vorausgegangen waren.
Jack hatte von Anfang an vermutet, dass die Büros der Kanzlei aus zwei Gründen verwanzt worden waren. Der erste war, Dreck über die anderen Partner und ihre Mandanten, insbesondere Aricia, zu sammeln. Und der zweite, Patrick nach seiner Beisetzung zu dem Geld zu führen. Was niemand wusste, außer vielleicht Aricia und die Partner, war, wie Patrick soviel belastendes Material abhören und speichern konnte. Stephano vermutete, dass es ihm gelungen war, eine Menge Dreck zu sammeln.
Als das Geld verschwunden war und Stephano mit seiner Suche begann, beschloss die Kanzlei, sich dem Konsortium nicht anzuschließen. Für sie standen dreißig Millionen Dollar auf dem Spiel, trotzdem entschieden sie sich dafür, ihre Wunden zu lecken und nichts zu unternehmen. Der Grund, den sie nannten, war Geldmangel. Die Partner waren im Grunde pleite, die Verhältnisse verschlimmerten sich von Tag zu Tag, und sie konnten sich eine Beteiligung einfach nicht leisten. Das hörte sich damals halbwegs plausibel an, aber Stephano spürte auch ein Widerstreben, Patrick zu finden.
Irgend etwas war auf den Tonbändern. Patrick hatte sie auf frischer Tat ertappt. So erbärmlich ihr Leben auch geworden war, wenn Patrick tatsächlich gefunden wurde, könnte das sich zu ihrem schlimmsten Alptraum auswachsen.
Und für Aricia galt dasselbe. Stephano würde noch
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