Der Partner
entspannen. Natürlich wollte Patrick sämtliche Details wissen. Sie fing bei dem Mann mit den grünen Augen an und erzählte langsam die ganze Geschichte.
Benny hatte immer über den Strand von Biloxi gespottet; ein schmaler Sandstreifen, auf der einen Seite von einem Highway gesäumt, den zu Fuß zu überqueren zu gefährlich war, und auf der anderen Seite von trüb-braunem Wasser begrenzt, das zu schmutzig war, um darin baden zu können. Im Sommer zog er Billigtouristen an, und an den Wochenenden warfen Studenten Frisbee-Scheiben und mieteten Jet-Skis. Der Casino-Boom brachte mehr Touristen an die Küste, aber sie hielten sich nie lange am Strand auf. Sie kamen wegen des Spiels.
Er parkte an der Pier von Biloxi, zündete sich eine lange Zigarre an, zog seine Schuhe aus und wanderte trotz seiner Vorbehalte am Strand entlang. Dieser war jetzt viel sauberer, ein weiterer Vorteil, der auf das Konto der Casinos ging. Außerdem war er menschenleer. Ein paar Fischerboote fuhren hinaus aufs Meer.
Stephanos Anruf eine Stunde zuvor hatte ihm den Morgen gründlich verdorben und außerdem den Rest seines Lebens verändert. Jetzt, da die Frau im Gefängnis saß, hatte er keine Chance mehr, an das Geld heranzukommen. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr zu ihm führen, und er konnte sie auch nicht mehr als Druckmittel gegen Patrick benutzen.
Das FBI hatte die Anklage gegen Patrick in der Hand. Patrick seinerseits hatte das Geld und Beweise in Hülle und Fülle. Ein Tauschhandel bot sich geradezu an, und Aricia würde zwangsläufig in die Schusslinie geraten. Wenn seine Mitverschwörer, Bogan und die anderen trüben Tassen von Anwälten, unter Druck gesetzt wurden, würden diese sofort auspacken. Benny gab die perfekte Zielscheibe ab, das war ihm vollauf bewusst, und zwar schon seit langer Zeit. Sein Traum war es gewesen, irgendwie das Geld wiederzufinden und dann damit zu verschwinden, genau wie Patrick es damals getan hatte.
Aber jetzt war der Traum verflogen. Er besaß noch eine Million Dollar. Er hatte Freunde in anderen Ländern und Kontakte in aller Welt. Es war an der Zeit, dem Beispiel Patricks folgend, sich aus dem Staub zu machen.
Sandy traf sich verabredungsgemäß um 10.00 Uhr mit T. L. Parrish im Büro des Bezirksstaatsanwalts, obwohl er versucht gewesen war, es zu verschieben und den Vormittag mit der Arbeit an den Dokumenten zu verbringen. Als er sein Büro um 8.30 verließ, waren sämtliche seiner Angestellten und seine beiden Partner damit beschäftigt, die brisanten Unterlagen zu kopieren und die wichtigsten Partien zu vergrößern.
Parrish hatte um das Gespräch gebeten. Sandy glaubte, den Grund dafür zu kennen. Die Mordanklage enthielt große Lücken, und jetzt, nachdem die erste Begeisterung über die Anklage verflogen war, war die Zeit gekommen, übers Geschäft zu reden. Ankläger bevorzugen wasserdichte Fälle, an denen für gewöhnlich kein Mangel herrscht. Aber ein aufsehenerregender Fall, in dem große Lücken klaffen, bedeutet sehr viel Ärger.
Parrish wollte verhandeln, aber zuerst plusterte er sich auf, zog eine Schau ab und redete über den Verhandlungsort. Nirgendwo würde sich eine Jury finden lassen, die mit einem Anwalt sympathisierte, der für Geld gemordet hatte. Sandy hörte ihm anfangs einfach nur zu. Parrish tischte seine Lieblingsstatistik über die eigene Verurteilungsrate und die Tatsache auf, dass er noch nie einen Prozess verloren hatte, bei dem jemand des vorsätzlichen Mordes angeklagt gewesen war. Habe acht von ihnen in die Todeszelle gebracht, sagte er, ohne zu prahlen.
Sandy hatte wirklich Wichtigeres zu tun. Es brauchte ein ernsthaftes Gespräch mit Parrish, aber nicht heute. Sandy fragte ihn, wie er beweisen wolle, dass der Mord in Harrison County begangen worden war. Und dann kam er auf die Todesursache - wie könne die bewiesen werden? Patrick würde bestimmt nicht aussagen und ihnen weiterhelfen. Und die ganz große Frage: Wer war das Opfer?
Sandys Recherchen zufolge gab es im Staat Mississipi keine einzige Verurteilung wegen Mordes mit einem nicht einwandfrei identifizierten Opfer.
Parrish war auf diese lästigen Fragen vorbereitet gewesen und brachte es fertig, konkreten Antworten auszuweichen. »Hat Ihr Mandant erwogen, sich mit einem Schuldbekenntnis eine mildere Strafe einzuhandeln?«
»Nein.«
»Würde er es tun?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Sie sind zur Grand Jury gerannt, haben Ihre Anklage wegen vorsätzlichen Mordes bekommen und sie vor der Presse
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