Der Partner
sich darum kümmern.
Clovis wollte auf seiner Farm begraben werden, aber ich habe ihm viele Male erklärt, dass das in Mississippi verboten ist. Er musste auf einen anerkannten Friedhof. Sein Großvater hatte im Bürgerkrieg gekämpft und war, Clovis zufolge, ein großer Held gewesen. Sein Großvater war gestorben, als er sieben Jahre alt war, und sie hatten eine dieser altmodischen Totenwachen veranstaltet, die drei Tage dauern. Sie stellten den Sarg mit seinem Großvater auf den Wohnzimmertisch, und die Leute zogen daran vorbei, schauten ihn an und nahmen Abschied. Das gefiel Clovis. Er bestand darauf, dass es bei ihm ähnlich ablaufen sollte. Ich musste ihm schwören, dass ich eine kleine Totenwache für ihn abhalten würde. Das alles erklärte ich Rolland. Er sagte etwas in der Art, dass ihm nichts Menschliches mehr fremd sei. Er schien nicht überrascht.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit, als der Leichenwagen vorfuhr, saß ich auf Clovis’ Veranda. Ich half Rolland, den Sarg die Einfahrt entlangzurollen. Wir trugen ihn die Stufen hinauf, über die Veranda und ins Wohnzimmer, wo wir ihn vor dem Fernseher absetzten. Ich erinnere mich noch, dass ich dachte, wie leicht er war. Clovis war auf ungefähr fünfzig Kilo abgemagert.
>Sind Sie der einzige hier?< fragte Rolland, sich umschauend.
>Ja, es ist eine kleine Totenwache<, sagte ich.
Ich bat ihn, den Sarg zu öffnen. Er zögerte, und ich sagte, ich hätte vergessen, ein paar Erinnerungsstücke aus dem Bürgerkrieg hineinzulegen, mit denen Clovis begraben werden wollte. Ich schaute zu, wie er den Sarg mit seinem Spezialschlüssel öffnete, einer Art Schraubenschlüssel, mit dem man jeden Sarg der Welt öffnen kann. Clovis sah aus wie immer. Ich legte die Infanteriemütze seines Großvaters und eine zerfetzte Fahne des Siebzehnten Mississippi-Regiments auf seine Brust.
Rolland schloss den Sarg wieder, dann verschwand er.
Niemand erschien zu der Totenwache. Keine Menschenseele. Gegen Mitternacht schaltete ich die Lichter aus und schloss die Türen ab. Die Spezialschlüssel sind im Grunde Inbusschlüssel, und ich hatte mir einen Satz solcher Schlüssel gekauft. Ich brauchte weniger als eine Minute, um den Sarg zu öffnen. Ich holte Clovis heraus; er war leicht, steif wie ein Brett und schuhlos; ich nehme an, bei dreitausend Dollar ist ein Paar Schuhe nicht drin. Ich legte ihn sanft aufs Sofa, dann packte ich vier Hohlblocksteine in den Sarg und schloss ihn wieder.
Clovis und ich verließen das Haus und fuhren zu meiner Jagdhütte. Er lag auf dem Rücksitz, und ich fuhr sehr vorsichtig. Es wäre mir sicherlich äußerst schwer geworden, Fragen von einem Highway-Polizisten zu beantworten.
Einen Monat zuvor hatte ich eine alte Tiefkühltruhe gekauft und auf die mit Fliegengitter verschlossene Veranda der Hütte gestellt. Ich hatte es gerade geschafft, Clovis in der Tiefkühltruhe zu verstauen, als ich etwas im Wald hörte. Es war Pepper, der sich an die Hütte anschlich. Zwei Uhr nachts, und Pepper hatte mich erwischt. Ich erzählte ihm, meine Frau und ich hätten gerade einen fürchterlichen Streit gehabt, ich wäre in miserabler Stimmung, und müsste jetzt unbedingt allein sein.
Ich glaube nicht, dass er gesehen hat, wie ich Clovis die Stufen zu der Hütte hinaufgeschleppt habe.
Ich verschloss die Truhe mit Vorhängeschlössern, legte eine Plane darüber und stellte dann ein paar alte Kartons auf sie. Ich wartete, bis es zu dämmern begann, weil Pepper irgendwo da draußen war.
Dann schlich ich mich davon, fuhr nach Hause, zog mich um und war um zehn Uhr wieder in Clovis’
Haus. Rolland erschien, froh und munter, und fragte, wie die Totenwache gelaufen wäre. Einfach wundervoll, sagte ich. Das Trauern war auf ein Minimum beschränkt worden. Wir schoben und zogen und verluden den Sarg wieder in den Leichenwagen, dann fuhren wir zum Friedhof.«
Karl hörte mit geschlossenen Augen zu. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er schüttelte von Zeit zu Zeit den Kopf. »Du gerissener Hund«, sagte er, fast zu sich selbst.
»Danke. Am Freitag Nachmittag fuhr ich fürs Wochenende in die Hütte. Ich arbeitete an einem Schriftsatz, ging mit Pepper auf Truthahnjagd, schaute nach dem alten Clovis, der es behaglich zu haben schien. Am Sonntag morgen fuhr ich vor Sonnenaufgang los und brachte die Moto-Cross-Maschine und das Benzin an den dafür vorgesehenen Ort. Später fuhr ich Pepper zum Busbahnhof in Jackson. Nachdem es dunkel geworden war, holte ich Clovis aus der
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