Der Partner
Abstand hielten.
Die Presse versammelte sich auch vor Trudys Haus in Point Clear, wurde aber von Lance regelrecht in Schach gehalten, der mit einer Schrotflinte unter einem schattenspendenden Baum saß. Er trug ein knapp sitzendes schwarzes T-Shirt, eine schwarze Hose und schwarze Stiefel und sah aus wie der Inbegriff eines martialischen Söldners. Sie riefen ihm banale Fragen zu. Er beließ es bei finsteren Blicken. Trudy versteckte sich im Haus, zusammen mit Ashley Nicole, der Sechsjährigen, die sie nicht zur Schule geschickt hatte.
Sie belagerten die Kanzlei in der Innenstadt und warteten auf dem Gehsteig. Der Eintritt wurde ihnen von zwei massigen Wachmännern verwehrt, die eigens zu diesem Zweck angeheuert worden waren.
Sie lauerten vor dem Büro des Sheriffs und vor dem von Cutter und überall dort, wo sie hofften, eine Witterung aufnehmen zu können. Jemand bekam einen Tipp, und sie versammelten sich vor dem Büro des Kanzleivorstehers im Bezirksgericht, gerade noch rechtzeitig, um zu erleben, wie Vitrano in seinem besten grauen Anzug dem Kanzleivorsteher ein Dokument überreichte, zu dem er die Erklärung abgab, dies sei die Klage, die die Kanzlei gegen Patrick S. Lanigan anstrenge. Die Kanzlei wolle schlicht und ergreifend ihr Geld wiederhaben, und er, Vitrano, hätte nicht das geringste dagegen einzuwenden, sich darüber mit der Presse zu unterhalten, solange ihm jemand nur zuhören würde.
Der Vormittag erwies sich als überaus prozessfreudig. Trudys Anwalt ließ die welterschütternde Neuigkeit durchsickern, dass er sich um zehn Uhr aufs Gericht in Mobile begeben und eine Scheidungsklage einreichen würde. Er erfüllte seinen Auftrag mit bewundernswertem Geschick.
Obwohl er bereits tausend Scheidungsklagen eingereicht hatte, war dies die erste, die er vor laufenden Fernsehkameras auf den Weg brachte. Ein wenig widerstrebend erklärte er sich zu einem ausführlichen Interview bereit. Der Scheidungsgrund war böswilliges Verlassen, und in der Klageschrift waren alle möglichen schlimmen Sünden aufgeführt. Anschließend posierte er auf dem Flur vor dem Büro des Kanzleivorstehers für ein paar Fotos.
Schnell verbreitete sich die Nachricht über die bereits am Tag zuvor eingereichte Klage, mit der Northern Gase Mutual von Trudy die Rückzahlung der zweieinhalb Millionen Dollar verlangte. Die Gerichtsakte wurde nach Details durchstöbert. Die beteiligten Anwälte wurden befragt. Eine undichte Stelle hier, ein beiläufiges Wort dort, und wenig später wusste ein Dutzend Reporter, dass Trudy ohne Genehmigung des Gerichts nicht einmal mehr einen Scheck für Lebensmittel ausschreiben durfte.
Monarch-Sierra Insurance wollte ihre vier Millionen Dollar wiederhaben, selbstverständlich zuzüglich Zinsen und Anwaltsgebühren. In Biloxi strengten etliche Anwälte in aller Eile ein Verfahren gegen die Kanzlei wegen Kassierens des Höchstbetrags der Police und gegen den armen Patrick wegen Betrugs von jedermann an. Wie mittlerweile üblich, erhielt die Presse einen entsprechenden Tipp, und nur Minuten nach dem Einreichen der Klageschrift hielten die Journalisten bereits Kopien von dieser in ihren Händen.
Wie nicht anders zu erwarten, wollte Benny Aricia seine neunzig Millionen von Patrick zurück. Sein neuer Anwalt, eine leicht überspannt wirkende Messerschnauze, hatte seine eigene Methode, mit den Medien umzugehen. Er setzte für zehn Uhr eine Pressekonferenz an und lud jedermann in seinen geräumigen Konferenzraum, um über jeden noch so unbedeutenden Aspekt der Ansprüche seines Mandanten zu diskutieren, bevor er seine Klage einreichte. Danach lud er seine neuen Freunde von der Presse ein, ihn auf dem Weg zum Gericht zu begleiten. Er sprach während der gesamten Wegstrecke von nichts anderem als dem Verbrechen gegen seinen Mandanten.
Patrick Lanigans Auferstehung von den Toten setzte an der Golfküste mehr Anwälte in Lohn und Brot als jedes andere Ereignis in der neueren Geschichte.
Während im Gerichtsgebäude von Harrison County Hochbetrieb herrschte, betraten siebzehn Mitglieder der Grand Jury unauffällig einen nicht näher gekennzeichneten Raum im ersten Stock. Sie hatten im Laufe der Nacht dringliche Anrufe erhalten, und zwar von Bezirksstaatsanwalt T. L. Parrish persönlich. Sie wussten über den Grund ihrer Zusammenkunft genau Bescheid. Sie bekamen Kaffee und nahmen die ihnen zugewiesenen Plätze an dem langen Tisch ein. Sie waren ein wenig nervös und sogar aufgeregt bei dem Gedanken, dass sie
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