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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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holte er aus einer der Taschen seines Kittels eine Wegwerf-Kodak mit Blitz hervor.
    »Fangen Sie hier an«, sagte Patrick, aufs Fußende des Bettes zeigend. »Fotografieren Sie den ganzen Körper, auch mein Gesicht.« Luis hob die Kamera ans Auge, hantierte daran herum, wich an die Wand zurück und drückte dann auf den Auslöser. Die Kamera blitzte.
    »Noch einmal, von hier aus«, wies Patrick ihn an. Luis tat, wie ihm geheißen wurde. Anfangs hatte er sich geweigert, sich auf dieses Unternehmen einzulassen, hatte gesagt, dazu brauchte er eine Genehmigung von seinem Boß. An der Grenze zu Paraguay lebend, hatte Patrick nicht nur sein Portugiesisch vervollkommnet, sondern auch ein bisschen Spanisch gelernt. Er konnte fast alles verstehen, was Luis sagte. Luis hingegen hatte größere Mühe, Patrick zu verstehen.
    Die Sprache des Geldes gab den Ausschlag, nachdem Luis schließlich das Angebot von fünfhundert Dollar als Gegenleistung für seine Dienste als Fotograf verstanden hatte. Er erklärte sich bereit, drei Wegwerf-Kameras zu kaufen, fast hundert Aufnahmen zu machen, die Filme entwickeln zu lassen und die Fotos bis auf weiteres außerhalb des Krankenhauses zu deponieren.
    Patrick hatte keine fünfhundert Dollar bei sich, aber er versicherte Luis, dass er trotz allem, was dieser vielleicht über ihn gehört hatte, ein ehrlicher Mann wäre und ihm das Geld schicken würde, sobald er wieder zu Hause sei. Luis war kein großer Fotograf vor dem Herrn, aber schließlich hatte er auch keine gute Kamera. Patrick dirigierte ihn bei jeder Aufnahme. Es gab Nahaufnahmen von den schweren Verbrennungen auf seiner Brust und seinem Oberschenkel, Nahaufnahmen von seinen schweren Blutergüssen, Ganzkörperfotos aus allen möglichen Winkeln. Sie arbeiteten zügig, um der Gefahr der Entdeckung zu entgehen. Es war fast Zeit fürs Mittagessen und das abermalige Erscheinen geschäftiger Schwestern mit ihren Charts und ihrem unablässigen Geschnatter. Luis verließ das Krankenhaus während seiner Mittagspause und lieferte die Filme in einem Fotolabor ab.
    In Rio brachte Osmar eine schlechtbezahlte Sekretärin in Evas Kanzlei dazu, tausend Dollar in bar anzunehmen. Dafür sollte sie ihm Bericht erstatten über alles, was in der Kanzlei geredet wurde. Viel kam dabei nicht heraus. Die Partner legten großen Wert auf Verschwiegenheit. Aber die Telefonunterlagen verzeichneten zwei Anrufe von einer Anschluss in Zürich. Er gehörte zu einem Hotel, wie Guy von Washington aus feststellte, aber mehr war nicht zu erfahren. Die Schweizer sind bekanntermaßen diskret. Die Partner waren sehr ungehalten über Evas Verschwinden. Bald traten an die Stelle der unauffälligen Gespräche über sie tägliche Konferenzen darüber, wie in ihrem Falle am besten zu verfahren sei. Sie hatte am ersten Tag ihrer Abwesenheit einmal angerufen und dann noch einmal am zweiten, danach herrschte Funkstille. Der mysteriöse Mandant, mit dem sie sich angeblich hatte treffen wollen, konnte nicht ausfindig gemacht werden. Inzwischen gab es bereits Forderungen und Drohungen von den von ihr zu betreuenden Mandanten. Sie ließ Verabredungen, Termine und Fristen verstreichen. Schließlich beschlossen sie, sie vorläufig zu entlassen. Eine endgültige Entscheidung wurde auf die Zeit nach ihrer Rückkehr vertagt.
    Osmar und seine Männer bespitzelten Evas Vater, bis der arme Mann schließlich nicht mehr schlafen konnte. Sie beobachteten den Eingang des Hauses, in dem er wohnte, und folgten ihm durch den Verkehr und über die belebten Gehsteige von Ipanema. Es war die Rede davon, ihn zu kidnappen und ihm ein bisschen zuzusetzen, um ihn zum Reden zu bringen, aber er war stets vorsichtig und achtete darauf, dass er nie allein war.

    Bei seinem dritten Erscheinen vor ihrem Schlafzimmer fand Lance die Tür endlich unverschlossen vor. Er betrat das Zimmer leise mit einer weiteren Valium und einer Flasche ihres Lieblings-Mineralwassers aus Irland, vier Dollar die Flasche. Er ließ sich wortlos auf der Kante ihres Bettes nieder und hielt ihr die Tablette hin. Sie nahm sie, ihre zweite im Laufe einer Stunde, und trank das Wasser.
    Vor einer Stunde war der Streifenwagen mit dem dicklichen Fotografen abgefahren. Zwei Polizisten hatten zwanzig Minuten herumgestanden und Fragen gestellt, offensichtlich nicht darauf aus, den Vorfall ernsthaft zu untersuchen, da es sich um ein Privatgrundstück handelte und die Presse angewiesen worden war, sich fernzuhalten; außerdem arbeitete der Mann für

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