Der Partner
nicht beweisen.
Neldene dagegen glaubte, sie könnte es, und sie war sehr erpicht darauf, ihre Ansichten der Presse mitzuteilen. Zwei Tage, nachdem Patrick festgenommen worden war, ging sie zu einem Anwalt, einem üblen Winkeladvokaten, der ihre letzte Scheidung für dreihundert Dollar durchgeboxt hatte, und bat ihn, ihr auf dem Weg durch das Medienlabyrinth behilflich zu sein. Er entsprach ihrer Bitte sofort, sagte, er würde es sogar umsonst tun, und tat dann das, was schlechte Anwälte immer tun, wenn sie einen Mandanten mit einer Story haben - er berief in seiner Kanzlei in Hattiesburg, neunzig Meilen nördlich von Biloxi, eine Pressekonferenz ein.
Er präsentierte den Medien seine weinende Mandantin, sagte alle möglichen niederträchtigen Dinge über den Sheriff da unten in Biloxi und das FBI und ihre lahmen Versuche, Pepper ausfindig zu machen. Es sei eine Schande, wie sie die Dinge vier Jahre lang hätten schleifen lassen, während seine arme Mandantin in Sorge und Ungewissheit lebte. Er tobte und wütete und holte aus seiner Viertelstunde Ruhm heraus, was herauszuholen war. Er deutete gerichtliche Schritte gegen Patrick Lanigan an, den Mann, der offensichtlich Pepper umgebracht und dann seine Leiche verbrannt hatte, um Beweise zu vernichten, damit er mit neunzig Millionen Dollar durchbrennen konnte. Über Details äußerte er sich nur vage.
Die Presse, jede Vorsicht, die sie vielleicht einmal besessen hatte, außer acht lassend, stürzte sich auf die Story. Sie erhielt Fotos von dem jungen Pepper, einem einfältig aussehenden Jungen mit einem hässlichen Pfirsichflaum um den Mund herum und wirrem Haar. Auf diese Weise erhielt das namenlose Opfer ein Gesicht und wurde menschlich. Das war also der Junge, den Patrick umgebracht hatte.
Die Pepper- Story kam bei den Medien gut an. Er wurde wie üblich als »mutmaßliches« Opfer bezeichnet, aber das Wort »mutmaßlich« ging fast immer im Wust der präsentierten Bilder und Fakten unter. Patrick schaute sich die Sendungen allein in seinem dunklen Zimmer an.
Kurz nachdem Patrick verschwunden war, hörte er Gerüchte, denen zufolge Pepper bei dem Brand umgekommen war. Er und Pepper hatten im Januar 1992 zusammen gejagt und an einem kalten Spätnachmittag an ei Feuer gesessen und Rindergulasch gegessen. Er war überrascht gewesen, als er erfuhr, dass der Junge praktisch im Wald lebte und diesem seinem Zuhause vorzog, über das er sich kaum äußerte. Was das Kampieren und Überlebe anging, verfügte er über außerordentliche Fähigkeiten. Patrick bot ihm an, auf der Veranda seiner Hütte zu nächtigen, falls es regnen oder das Wetter zu schlecht sein sollte aber seines Wissens hatte der Junge von seinem Angebot nie Gebrauch gemacht.
Sie hatten sich mehrere Male in den Wäldern getroffen. Pepper konnte die Hütte von der Kuppe eines etwa eine Meile entfernten Hügels aus sehen, und wenn Patricks Wagen davorstand, pflegte er sich in der Nähe zu verstecken. Er liebte es, hinter Patrick herzuschleichen, wenn dieser lange Spaziergänge unternahm oder in den Wald ging, um zu jagen. Er bombardierte ihn mit Kieselsteinen und Eicheln, bis Patrick aufschrie und fluchte. Dann ließen sie sich auf eine kurze Unterhaltung zusammen nieder.
Pepper war alles andere als ein gesprächiger Mensch, aber er schien die Unterbrechung seiner Einsamkeit zu genießen. Patrick brachte ihm Snacks und Süßigkeiten mit.
Dass man annahm, er hätte den Jungen umgebracht, überraschte ihn nicht, damals so wenig wie heute.
Dr. Hayani sah sich die Abendnachrichten mit großem Interesse an. Er las die Zeitungen und erzählte seiner ihm frisch angetrauten Frau ausführlich von seinem berühmten Patienten. Sie saßen zusammen im Bett und sahen das Ganze noch einmal in den Spätnachrichten.
Das Telefon läutete, als sie gerade das Licht ausschalten und schlafen wollten. Es war Patrick, der sich wortreich entschuldigte, aber er habe Schmerzen und Angst und müsse einfach mit jemandem reden. Da er in technischer Hinsicht ein Gefangener sei, dürfe er nur seinen Anwalt und seinen Arzt anrufen, und auch das nur zweimal täglich. Ob der Doktor eine Minute Zeit für ihn hätte?
Selbstverständlich. Eine weitere Entschuldigung für den späten Anruf, aber an Schlafen sei überhaupt nicht zu denken, und er wäre völlig verstört von den Nachrichten und vor allem von der Vermutung, er könnte den Jungen umgebracht haben. Ob der Doktor es im Fernsehen verfolgt hätte?
Ja, natürlich. Patrick lag im
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