Der Partner
fuhren los, gefolgt von einem weißen Suburban mit seinen bewaffneten Bewachern an Bord. Diesem wiederum folgten drei frischgewaschene Streifenwagen. Zwei weitere Streifenwagen, die jüngste Neuerwerbung der Flotte, führten den Konvoi an. Militärische Kontrollpunkte wurden passiert und mit einem Mal war man in der zivilen Welt.
Durch die billige Sonnenbrille neugierigen Blicken entzogen, ließ sich Patrick nichts von der am Wagenfenster vorüberziehenden Wirklichkeit entgehen. Die Straßen, durch die er unendlich oft gefahren war. Die Häuser, die so vertraut wirkten. Sie bogen auf den Highway 90 ein, und da war wieder der Golf mit seinem stillen braunen Wasser, scheinbar unverändert, seit er von hier weggegangen war. Da war der Strand, ein schmaler Sandstreifen zwischen dem Highway und dem Wasser, zu weit von den Hotels und Eigentumswohnungen auf der anderen Seite des Highways entfernt.
Die Küste hatte während seines Exils einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, der auf das überraschende auftauchen der Spielcasinos zurückzuführen war. Als er die Stadt verließ, hatte man hinter vorgehaltener Hand über die Möglichkeiten ihres Baus geredet, und jetzt fuhr er an großen Casinos mit Neonreklamen im Stil von Las Vegas vorbei. Die Parkplätze füllten sich. Es war halb zehn Uhr morgens.
»Wie viele Casinos?« fragte er den Sheriff, der rechts neben ihm saß.
»Dreizehn nach der letzten Zählung. Und es sollen noch mehr werden.«
»Kaum zu glauben.«
Das Beruhigungsmittel tat seine Wirkung. Seine Atmung verlangsamte sich. Von seinem Körper begann die Anspannung abzufallen. Er wäre beinahe für einen Moment eingenickt, doch dann bogen sie in die Main Street ein, und er war mit einem Mal wieder nervös. Nur noch ein paar Blocks. Noch ein paar Minuten, dann würde seine Vergangenheit wieder über ihn hereinbrechen. An der City Hall vorbei, jetzt ziemlich schnell, ein kurzer Blick hinüber in den Vieux Marche, und in der Mitte der alten, von Geschäften gesäumten Straße ein schönes, großes, weißes Gebäude, von dem ihm einst ein Teil gehört hatte, damals, als er Partner von Bogan, Rapley, Vitrano, Havarac und Lanigan, Rechtsanwälte, gewesen war.
Das Haus stand noch, aber die Partnerschaft darin zerfiel.
Vor ihnen lag das Gerichtsgebäude von Harrison County, nur einen kurzen Fußweg von seinem früheren Arbeitsplatz entfernt. Es war ein schlichter, zweigeschossiger Ziegelsteinbau mit einer kleinen Rasenfläche zur Howard Street hin. Auf dem Rasen wimmelte es von Menschen. An den Straßenrändern parkten zahlreiche Wagen. Fußgänger eilten auf den Gehsteigen entlang, offenbar alle unterwegs zum Gerichtsgebäude. Die vor ihnen fahrenden Wage machten Platz, als der Konvoi mit Patrick auftauchte.
Die Menschenmenge vor dem Gerichtsgebäude drängte hektisch von beiden Seiten heran, wurde aber von einer durch die Polizei errichteten Absperrung zurückgehalten. Patrick hatte mehrfach erlebt, wie berüchtigte Mörder durch die Hintertür ins Gericht gebracht und wieder abgeholt worden waren, deshalb wusste er genau, was passieren würde. Der Konvoi hielt an. Türen flogen auf, und ein Dutzend Deputies sprang aus den Wagen. Sie umringten den schwarzen Suburban. Dessen Türen glitten auf. Schließlich erschien Patrick, und sein heller OP-Anzug bildete einen auffälligen Gegensatz zu all den dunkelbraunen Uniformen rings um ihn herum.
Eine zahlenmäßig beeindruckende Meute von Reportern, Fotografen und Kameramännern rangelte um die besten Plätze an der Absperrung. Andere, hinter ihnen, rannten herbei, um auch etwas mitzubekommen. Patrick sah die Scheinwerfer und ging sofort zwischen den Deputies in Deckung.
Sie geleiteten ihn möglichst rasch zur Hintertür; währenddessen ging ein Trommelfeuer von Fragen auf ihn nieder.
»Patrick, wie ist es, wieder zu Hause zu sein?«
»Wo ist das Geld, Patrick?«
»Wer ist in dem Wagen verbrannt?«
Durch die Tür und die Hintertreppe hinauf, eine Abkürzung, der sich Patrick manchmal bedient hatte, wenn er es eilig hatte und einen Richter für eine schnelle Unterschrift erwischen wollte. Der Geruch war plötzlich vertraut. Die Stufen aus Beton waren in den letzten vier Jahren nicht gestrichen worden.
Dann ging es durch eine Tür, einen kurzen Flur entlang, an dessen einem Ende sich eine Schar von Gerichtsangestellten versammelt hatte und ihn anstarrte. Man brachte ihn ins Geschworenenzimmer, das neben dem Gerichtssaal lag. Dort angekommen, ließ er sich auf
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