Der Partner
Frau, die ein Risiko eingehen würde.«
Sweeney zündete sich eine weitere Zigarette an und schaute auf die Uhr. »Sonst noch etwas?« fragte er. Er hatte es mit einem Mal sehr eilig aufzustehen und zu verschwinden. Schließlich war er Sheriff und nicht irgendein Bürohengst.
»Eine Sache noch, und ich bitte Sie, das nicht als Einmischung in Ihre Arbeit aufzufassen. Patrick hat den größten Respekt vor Ihnen. Aber, nun ja, er glaubt, dass er dort, wo er sich jetzt gerade befindet, wesentlich sicherer ist als hier im Gefängnis.«
»Was für eine Überraschung.«
»Das Gefängnis könnte gefährlich für ihn werden «
»Daran hätte er besser denken sollen, ehe er den Mord beging.«
Sandy ignorierte diese Bemerkung und sagte: »Im Militärkrankenhaus kann er wesentlich besser beschützt werden.«
»Waren Sie schon einmal in meinem Gefängnis?«
»Nein.«
»Dann halten Sie mir auch keine Vorträge darüber, wie sicher oder unsicher es hier angeblich ist. Ich mache das schon etwas länger, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Ich halte Ihnen keine Vorträge.«
»Das würde ich Ihnen auch nicht geraten haben. Sie haben noch exakt fünf Minuten. Also, gibt es sonst noch irgend etwas wirklich Wichtiges?«
»Nein.«
»Das wollte ich nur hören.« Sweeney sprang auf und verließ grußlos das Zimmer.
Der Ehrenwerte Karl Huskey traf am späten Nachmittag auf der Keesler Air Base ein. Er bahnte sich langsam seinen Weg durch die Sicherheitskontrollen zum Krankenhaus. Er steckte gerade in einem auf eine Woche angesetzten Drogenprozess und war ziemlich erschöpft. Patrick hatte ihn angerufen und gebeten vorbeizukommen, sofern es ihm möglich sei.
Als einer der Sargträger hatte Karl bei Patricks Beisetzung neben Sandy McDermott gesessen. Aber im Gegensatz zu Sandy war Karls Freundschaft zu Patrick jüngeren Datums. Die beiden hatten sich bei einem aufsehenerregenden Zivilprozess kennengelernt, den Patrick kurz nach seiner Ankunft in Biloxi siegreich für sich entscheiden konnte. Sie freundeten sich an, wie es Anwälte und Richter häufiger tun, wenn sie einander jeden Tag begegnen. Sie unterhielten sich über das schlechte Essen auf den monatlichen Juristenbanketten und tranken einmal einen über den Durst anlässlich einer Weihnachtsparty. Zweimal im Jahr spielten sie Golf zusammen.
Es war mehr eine zwanglose Bekanntschaft als eine enge Freundschaft gewesen, jedenfalls galt das für die ersten drei Jahre von Patricks Aufenthalt in Biloxi. In den Monaten unmittelbar vor seinem Verschwinden waren sie sich dann doch sehr nahe gekommen. Rückblickend war es mit einem Mal sehr einfach, die damalige Verhaltensweise von Patrick zu begreifen.
Nach seinem Verschwinden trafen sich die Juristen, die Patrick am nächsten standen, darunter auch Karl, freitags am späten Nachmittag regelmäßig auf ein paar Drinks in der Lower Bar von Mary Mahoney’s Restaurant und versuchten dort, das Patrick-Puzzle für sich in eine logische Ordnung zu bringen.
Trudy bekam ihren Teil der Schuld, obwohl sie, nach Karls Ansicht, ein zu bequemes Ziel bot. Nach außen hatte die Ehe keinen schlechten Eindruck gemacht. Jedenfalls redete Patrick mit niemandem über seine Ehe, zumindest mit niemandem von den Leuten, die sich bei Mary Mahoney’s trafen.
Trudys Verhalten nach der Beisetzung, vor allem der rote Rolls Royce, der in ihrem Haus lebende Gigolo und ihre Schert-euch-doch-zur-Hölle-Pose, die sie an den Tag legte, sobald ihr die Lebensversicherung ausbezahlt worden war, hatte alle erbost und eine objektive Betrachtungsweise unmöglich gemacht. Keiner war sich mehr so recht sicher, ob sie nicht schon vor Patricks Verschwinden fremdgegangen war. Buster Gillespie, der Sekretär der Anwaltskammer und einer der regelmäßig Teilnehmer dieser Treffen, gestand sogar, dass er Trudy bewunderte. Sie hatte einmal mit seiner Frau bei irgendeinem Wohltätigkeitsball zusammengearbeitet, und er fühlte sich aus diesem Grund beinahe zwanghaft verpflichtet, etwas Nettes über sie zu sagen. Er blieb so ziemlich der einzige Es war eben auch zu einfach, sich über Trudy das Maul zu zerreißen.
Eine zu große Belastung im Job war gewiss einer der Faktoren, der Patrick an den Rand des Zusammenbruchs getrieben hatte. Die Kanzlei prosperierte damals, und er wollte unbedingt Partner werden. Er arbeitete stets bis tief in die Nacht hinein und übernahm die Fälle, die seinen Kollegen als zu schwierig galten. Nicht einmal die Geburt von Ashley Nicole hielt ihn zu
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