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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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die Killer entkamen.
    Bunty hatte überlebt. Er lag im Lilavati Hospital, hing an Schläuchen und Kabeln. Er gab nicht auf. Er kämpfte. Doch meine Jungs hatten Angst, sie waren wütend, verwirrt und orientierungslos. Ich schmeckte ihre Panik förmlich in der Luft, sie machte sich bemerkbar wie ein erster Hauch von Fäulnis. Ich tat, was ich tun mußte: Ich brachte Männer in Bewegung, brachte Geld ins Spiel, brachte meinen Einfluß zur Geltung. Um meinen Jungs die Illusion zu vermitteln, daß wir uns wehrten, organisierte ich in den folgenden Tagen zwei Schießereien. Die dabei getöteten Jungs von Suleiman Isa waren niedere Funktionäre, Gesindel, doch manchmal hängt die Kampfmoral vom Tod kleiner Männer ab. Also starben sie.
    Doch die Wahrheit war, daß wir nicht wußten, gegen wen wir kämpften. Auch wenn Suleiman Isas Dreckskerle den Angriff für sich reklamierten, bestand kein Anlaß, zu glauben, daß es wirklich ihre Operation gewesen war. Nein, sie waren maderchod Lügner, und wenn sie behaupteten, sie hätten auf Bunty geschossen, belegte das vielmehr, daß sie es nicht gewesen waren, daß jemand anders ihn beobachtet, sein Leben und seine Gewohnheiten studiert und ihn zu exekutieren versucht hatte. Bloß wer? Wer?
    Ich ahnte es. Ich sprach am nächsten Tag mit Nikhil und dann mit einem der Polizeibeamten, die mit dem Fall betraut waren, und letzterer las mir aus den Augenzeugenberichten vor. In jedem dieser Berichte war von den Kurzhaarschnitten der Killer die Rede. Einer der Sikh-Torwächter benutzte das Wort »Fauji 193 «, als er die Dreckskerle beschrieb. Und ich erinnerte mich wieder an die beiden Männer im Hausflur in Singapur, die zwei, die mich angehalten und ausgefragt hatten, während ihre Freunde in Arvinds Wohnung ihr blutiges Werk verrichteten. Es war dieselbe Truppe, unverkennbar. Vielleicht waren es sogar dieselben Männer gewesen, nach Bombay weitergeschickt von ihren Vorgesetzten, einer Organisation, die mich beobachtete und alles über mich wußte. Sie wußten, wo ich lebte, wohin ich ging und was ich tat, sie jagten mich. Sie wollten mich eliminieren. Sie hatten mich benutzt, ich hatte eine Funktion erfüllt, und weil ich auf eine Weise, die ihnen nicht gefiel, meine eigenen Interessen verfolgt hatte, wollten sie mich ausradieren, auf daß nicht mal mehr ein Fleckchen von mir in ihren Akten zu finden sei. Ich würde nicht mehr existieren, und sie würden so tun, als hätte ich nie existiert.
    Ich war mir sicher, fast sicher, daß ich meine Mörder kannte. Um absolut sicherzugehen, wollte ich jedoch Guru-ji zu Rate ziehen. Ich brauchte ihn, damit er mir die Wahrheit offenbarte. Doch er war auf Reisen, wie man mir mitteilte, und unerreichbar, selbst für mich. Ich hinterließ ihm dringende Nachrichten, bat ihn, flehte ihn förmlich an, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Doch er rief mich nicht zurück, und ich blieb mir selbst überlassen. Ich war verblüfft. Ich hatte ihn immer erreichen können, und sei es nur, um zu fragen, ob der kommende Dienstag ein guter Tag für den Beginn einer neuen Diät sei. Jetzt, in meiner größten Krise, da meine Verbündeten meine Männer und mich jagten, war Guru-ji nicht da. Ich war geduldig, solange ich konnte, und dann beschimpfte ich die Sadhus, mit denen ich telefonierte. »Wissen Sie, wer ich bin?« fragte ich. »Wissen Sie, wie nah ich ihm stehe? Ich werde dafür sorgen, daß Sie rausgeschmissen werden, Sie Dreckskerl, oder in einen Ashram in Afrika versetzt!« Doch sie beteuerten immer wieder, daß sie keine Ahnung hätten, wo er sei. Nachdem Guru-ji zehn Tage lang unerreichbar gewesen war, erschien eine Nachricht auf seiner Website, derzufolge er sich an einen nicht genannten Ort zurückgezogen habe, tief in die Meditation versunken sei und nicht gestört werden dürfe, er werde jedoch bald zurückkommen und seinen Schülern, seinen geliebten Kindern, neue, tiefere Weisheiten offenbaren.
    Aber ich bin dein ältester Sohn, Gaandu, und wo bist du? Ja, ich beschimpfte nun auch ihn ganz direkt. Ich brauchte ihn, und er war ohne ein Wort verschwunden. Er wußte alles, also mußte er schon bei unserem Abschied in München gewußt haben, daß er sich zurückziehen würde - ein Zeichen hätte genügt, eine Hand auf meiner Schulter, eine Berührung meiner Wange. Doch er war weg.
    Vier Tage nach dem Anschlag auf Bunty wurde ich noch einsamer: Gaston und Pascal starben, einer morgens, einer in der Nacht darauf.
    »Die Ärzte sagen, daß sie jetzt

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