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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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wenn nicht schon jemand anders da ist. Zielscheiben kosten Sie nur fünfzig Cent. Müssen nur Ihre Munition hier kaufen. Und Sie dürfen nicht mit ’ner geladenen Waffe hier reinspazieren. Das Magazin muss leer sein. Halten Sie sie unter Verschluss. Laden Sie erst hier, wo jemand sieht, was Sie machen. Dann können Sie so viele wegdrücken, wie Sie wollen. Im Frühling dann machen wir ’nen Schießübungsplatz im Wald auf. Vielleicht wollen Sie den mal ausprobieren?«
    »Und ob«, sagte Ricky.
    »Soll ich Sie anrufen, wenn die Zulassung da ist, Mr. Lazarus?«
    »In achtundvierzig Stunden? Ich schau einfach von mir aus wieder vorbei. Oder frag telefonisch bei Ihnen an.«
    »Geht in Ordnung, so oder so.« Der Verkäufer betrachtete Ricky aufmerksam. »Manchmal kriegen wir die Anträge zurück und sie sind wegen irgend so einem blöden Computerfehler abgelehnt. Wissen Sie, wenn es zum Beispiel Probleme gibt mit den Nummern, die Sie mir gegeben haben. Irgendeiner kriegt irgendwas auf den Computer, Sie wissen schon …«
    »Fehler passieren nun mal, nicht wahr?«
    »Sie scheinen ein richtig netter Kerl zu sein, Mr. Lazarus. Wär ’n Jammer, wenn die Ihnen wegen irgend so ’nem bürokratischen Schlamassel den Schein nicht geben würden. Wär nicht fair.« Der Verkäufer sprach langsam, fast bedächtig. Ricky hörte zwischen den Zeilen heraus, was der Mann ihm sagen wollte. »Kommt ganz drauf an, auf welchem Schreibtisch Ihr Antrag landet. Gibt ’n paar Typen drüben im Amt, die tippen einfach die Nummern ein, ohne sich was bei zu denken. Andere nehmen ihren Job wirklich ernst …«
    »Klingt, als wollten Sie sicherstellen, dass der Antrag auf genau dem richtigen Schreibtisch landet.«
    Der Mann nickte. »Wir dürfen ja eigentlich nicht wissen, wer die Sache überprüft, aber ich hab da drüben ein paar Freunde …«
    Ricky zückte die Brieftasche. Er legte einen Hundert-Dollar-Schein auf die Theke.
    Der Mann lächelte wieder. »Wär aber nicht nötig gewesen«, sagte er, während das Geld in seiner Hand verschwand. »Ich werd dafür sorgen, dass Sie an den richtigen Mann geraten. Einen, der die Sache zügig und reibungslos erledigt …«
    »Also«, sagte Ricky. »Das ist wirklich hilfreich, echt hilfreich. In dem Fall hätte ich das Gefühl, dass ich Ihnen einen Gefallen schulde.«
    »Nicht nötig. Wir versuchen nur, unsere Kunden zufriedenzustellen, weiter nichts.«
    Der Verkäufer steckte sich Rickys Geld in die Tasche. »Hören Sie, wären Sie vielleicht auch an ’nem Gewehr interessiert? Wir hätten da ein Sonderangebot, ein echt schönes Stück, Kaliber 30, Schussweite für Damwild.«
    Ricky nickte. »Vielleicht«, sagte er. »Ich muss erst mal sehen, was ich brauche. Ich meine, sobald ich weiß, dass ich keine Probleme mit dem Waffenschein habe, schau ich mal, was ich brauche. Die sehen ziemlich beeindruckend aus.« Er zeigte auf die Phalanx der Schnellfeuerwaffen.
    »Eine Uzi oder ’ne Ingram-45-Maschinenpistole oder eine Kalaschnikow mit einem netten kleinen bananenförmigen Magazin kann ’ne Menge bewirken, wenn’s darum geht, ’nen kleinen Streit beizulegen«, sagte der Verkäufer. »Schrecken von Meinungsverschiedenheiten ab. Überzeugendes Argument für den anderen, lieber einzulenken.«
    »Werde ich mir merken«, erwiderte Ricky.
     
    Ricky wurde zusehends versierter am Computer.
    Unter seinem Decknamen führte er zwei getrennte elektronische Suchvorgänge nach seinem eigenen Familienstammbaum durch und entdeckte in beängstigend kurzer Zeit, wie leicht es für Rumpelstilzchen gewesen sein musste, an die Liste der Verwandten zu kommen, die seine erste Drohung begleitet hatte. Die etwas über fünfzig Mitglieder von Dr. Frederick Starks’ Familie waren binnen weniger Stunden auf dem Bildschirm erschienen. Und wenn man erst einmal die Namen hatte, stellte Ricky anschließend fest, dann waren die Adressen ein Kinderspiel. Die Anschrift führte zum Beruf. Es war wirklich nicht schwer, nachzuvollziehen, wie Rumpelstilzchen – der über die nötige Zeit und Energie verfügte – anseine Informationen über diese Leute gekommen war und wie er ein paar davon als geeignete Zielscheiben ausgesucht hatte.
    Ricky saß ein wenig erstaunt am PC.
    Als sein eigener Name dran war und im zweiten der beiden Stammbaumprogramme, die er benutzte, unter »kürzlich verstorben« erschien, durchzuckte es ihn, auch wenn das unlogisch war, und er saß senkrecht auf seinem Stuhl. Es war dieser sekundenlange Schreck, den man

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