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Der Pestengel von Freiburg

Der Pestengel von Freiburg

Titel: Der Pestengel von Freiburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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unterschätzt. Mit lautem Gebell riss sich Cerberus los, stürzte sich auf Claras Angreifer und verbiss sich in dessen Arm.
    «Du Mistvieh, ich stech dich ab!»
    Mit der Linken zerrte der Altbauer sein Messer aus dem Gürtel und erwischte Cerberus am Schenkel. Der Hund jaulte kurz auf, dann biss er erneut zu. Derweil kämpfte Daniel einen ungleichen Kampf mit seinem sehr viel wendigeren Gegner, und Clara erkannte, dass von dieser Seite kaum Hilfe zu erwarten war. Sie rappelte sich auf, stieß den jüngeren Sohn zur Seite und warf sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen den erhobenen Arm des Bauern, bevor der erneut auf den Hund einstechen konnte. Zugleich rammte sie ihm ihr Knie zwischen die Beine. Mit einem gurgelnden Laut klappte der Mann zusammen, sodass sich Clara dessen Messer schnappen konnte. Mit der Waffe in der Hand starrte sie auf Daniel und dessen Angreifer, die sich fluchend und stöhnend im Gras wälzten. Sollte sie zustechen?
    «Matthis, wo bleibst du?», brüllte in diesem Moment der Jüngere, während er versuchte, den rasenden Hund von seinem Vater wegzuzerren.
    Sie hatte einen Atemzug zu lange gezögert, denn jetzt tratein dritter Kerl auf die Lichtung – in seinem Arm einen kalkweißen Eli. Seine Augen waren verheult, und er hatte eine Messerklinge gefährlich dicht an seinem Hals.
    Clara stieß einen Schrei aus.
    «Los, Weib, lass das Messer fallen und binde die Bestie an einem Baum fest. Sonst schlitz ich deinem Jungen den Hals auf.»
    «Hab keine Angst, Eli», stammelte Clara und tat, wie ihr geheißen. «Es geschieht dir schon nichts.»
    «Hast du gehört, was deine Mutter gesagt hat? Tut nur alle recht brav, was ich euch sage.»
    «Die da ist nicht meine Mutter», stieß Eli hervor.
    «Halt’s Maul», entgegnete der, der Matthis hieß, und schob den Knaben Schritt für Schritt vor sich her über die Lichtung. Clara betete zu Gott und allen Heiligen, dass Eli die Ruhe bewahrte. Diesem Matthis war alles zuzutrauen.
    Er war wohl der älteste der drei Brüder, denn der Bauer, der jetzt mühsam wieder auf die Beine kam, schimpfte: «Reichlich spät, mein Sohn.»
    Matthis sah seinen Vater verächtlich an. «Konnte ich ahnen, dass ihr drei nicht mal mit einem Weib und einem alten Mann fertig werdet? Zudem musste ich erst dieses Kerlchen zur Ruhe bringen. Mit seinem Geheul hätt er uns nur verraten.»
    Dann wandte er sich an Daniel, der inzwischen hilflos im Schwitzkasten seines Gegners steckte: «Wer ist da noch in der Hütte?»
    «Niemand», presste der Geselle zwischen den Zähnen hervor.
    «Du lügst!» Matthis versetzte ihm einen Fußtritt. «Es hat geheißen, dass ihr hier mit einem Stall voll Kinder haust.»
    «Die sind alle im Wald, beim Beerenpflücken.»
    «Stimmt das, Weib?»
    «Natürlich stimmt das. Und jetzt gebt mir den Jungen zurück. In Gottes Namen.»
    «Er bleibt unsere Geisel. Hol mir einen Strick, damit ich ihn endlich fesseln kann. Diese kleine Mistkröte hier hat mir meinen nämlich auf einen Baum geschleudert.»
    «Geisel? Was soll das heißen?»
    «Ganz einfach: Das ist fortan unsre Hütte, bis diese Scheiß-Pestilenz vorbei ist. Und ihr verschwindet von hier. Damit die Sache klar ist und auch klar bleibt, behalten wir den Jungen bei uns für diese Zeit. – Genug geschwatzt. Hol mir endlich einen Strick.»
    «Bin ich deine Dienstmagd?» Claras Stimme zitterte vor Wut. Und vor Angst, aber das würde dieser Erzhalunke kaum unterscheiden können. «Hol ihn dir selber, da liegen welche neben der Hüttentür.»
    Etwas verdutzt sah Matthis sie an, dann schob er den Jungen mit festem Griff am Arm vor sich her zum Eingang der Hütte. Dort legte er das Messer zu Boden und blickte sich um.
    «Hier liegen keine Stricke.»
    «Dann mach die Augen auf. Vor deinen Füßen.»
    In diesem Augenblick öffnete sich hinter ihm die Tür, und jemand schmetterte ihm eine Holzlatte gegen den Schädel. Lautlos sackte Matthis in die Knie und ging zu Boden, während Johanna nach Eli griff, ihn ins Innere der Hütte zog und die Tür wieder verriegelte.
    Daniel nutzte den Moment der Verblüffung und befreite sich von seinem Widersacher. Ein gezielter Faustschlag gegen die Nase seines Peinigers ließ diesen vor Schmerz aufheulen. So kam der Geselle wieder auf die Beine und begann voller Zorn, den Burschen mit Fußtritten zu traktieren, während Clara sicheilends erst das Messer zu ihren Füßen, dann das von Matthis vor der Hüttentür schnappte und Cerberus wieder losband. Der ging erneut auf den Bauern

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