Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
gehöre er nicht hierher. Er hatte einen erstaunlichen Ruf, aber was brachte ihm das ein? Es bewahrte seine Männer davor, verspottet zu werden, und nach einigen Jahren, in denen eine Katastrophe auf die nächste gefolgt war, konnte er sich endlich ein wenig ausruhen und nachdenken .
Er wusste nicht, ob ihm das gefiel. In letzter Zeit hatte sich das Denken als gefährlich herausgestellt. Es war lange her, seit er den Stein hervorgenommen und an Tien und sein Zuhause gedacht hatte.
Er ging zu den vorderen Reihen und fand seine Männer dort, wo er sie hingeschickt hatte. »Dallet«, rief Kaladin, während er auf den riesenhaften Speermann zuschritt, der als Sergeant der Einheit diente. »Wir bekommen bald einen neuen Rekruten. Ich will, dass du …« Er verstummte. Ein junger Mann, vielleicht vierzehn Jahre alt, stand neben Dallet und wirkte in seiner Speermann-Rüstung winzig.
Blitzartig überfiel Kaladin eine Erinnerung. Ein anderer Junge mit einem viel vertrauteren Gesicht, der einen Speer in der Hand hielt, obwohl ihm gesagt worden war, dass er dies nicht würde tun müssen. Zwei Versprechen – im selben Augenblick gebrochen.
»Er hat vor ein paar Minuten hierhergefunden«, sagte Dallet. »Ich bereite ihn gerade vor.«
Kaladin schüttelte sich und vertrieb die Erinnerung. Tien war tot. Aber Sturmvater , dieser neue Junge sah ihm tatsächlich sehr ähnlich.
»Gut gemacht«, sagte Kaladin zu Dallet und zwang sich, den Blick von Cenn abzuwenden. »Ich habe eine Menge Geld bezahlt, um diesen Jungen von Gare wegzubekommen. Der Mann ist so unfähig, dass er genauso gut für die andere Seite kämpfen könnte.«
Dallet grunzte zustimmend. Die Männer wussten, was sie mit Cenn zu tun hatten.
In Ordnung, dachte Kaladin und suchte das Schlachtfeld nach einem geeigneten Kampfplatz für seine Soldaten ab. An die Arbeit.
Er hatte Geschichten über die Soldaten gehört, die auf der Zerbrochenen Ebene kämpften. Über die richtigen Soldaten. Wenn man sich in den Grenzscharmützeln gut schlug, wurde man dorthin geschickt. Angeblich war es auf der Ebene sicherer – zwar viel mehr Soldaten, aber weniger Schlachten. Daher wollte Kaladin seine Einheit so schnell wie möglich dorthin bringen.
Er besprach sich mit Dallet und zeigte ihm den Platz, den er sich ausgesucht hatte. Dann ertönte Hörnerschall.
Kaladins Einheit griff an.
»Wo ist der Junge?«, fragte Kaladin, als er seinen Speer aus der Brust eines braun gekleideten Mannes zog. Der feindliche Soldat sackte ächzend zu Boden. »Dallet!«
Der stämmige Sergeant kämpfte gerade. Da konnte er sich nicht umdrehen und eine Antwort geben.
Kaladin fluchte und warf einen Blick über das chaotische Schlachtfeld. Speere trafen gegen Schilde, drangen in Fleisch und
Leder ein; Männer schrien und kreischten. Schmerzsprengsel schwärmten über den Boden aus wie kleine orangefarbene Hände oder Sehnenstränge und reckten sich aus dem Blut der Gefallenen – zum Himmel hoch.
Kaladins Einheit war noch vollständig; alle Verwundeten wurden in der Mitte beschützt. Alle außer dem neuen Jungen. Tien.
Cenn, dachte Kaladin. Sein Name lautet Cenn.
Kaladin bemerkte, wie etwas Grünes inmitten des feindlichen Brauns aufblitzte. Eine entsetzte Stimme schnitt durch den Aufruhr. Das war er.
Kaladin trennte sich von seiner Formation, was ihm einen Ruf der Überraschung vonseiten Larns einbrachte, der neben ihm gekämpft hatte. Kaladin duckte sich unter einem Speer, den ein Feind auf ihn geschleudert hatte, schoss über den felsigen Untergrund und sprang über Leichen hinweg.
Cenn war zu Boden geworfen worden und hielt nun seinen Speer hoch. Ein feindlicher Soldat stand über ihm und stieß mit seiner Waffe zu.
Nein.
Kaladin blockte den Stoß ab, drückte den feindlichen Speer beiseite und kam schlitternd vor Cenn zum Stillstand. In seiner unmittelbaren Nähe befanden sich noch mehr Speermänner, allesamt in Braun gekleidet. Kaladin wirbelte unter ihnen herum und griff sie an. Sein Speer schien wie aus eigenem Antrieb zu fliegen. Einem Mann riss er die Beine weg, einen anderen streckte er mit einem gut gezielten Messerwurf nieder.
Er war wie Wasser, das einen Berghang hinunterfließt und immer in Bewegung ist. Speerspitzen blitzten um ihn herum auf, Schäfte zischten an ihm vorbei. Doch kein Einziger traf ihn. Er war nicht aufzuhalten – nicht, wenn er sich so fühlte wie jetzt. Wenn er die Energie hatte, die Niedergestürzten zu verteidigen und seine Männer zu
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