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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gesehen, wie ihr mit einer Brücke auf den Schultern meilenweit gelaufen seid. Ihr seid zu allem entschlossen. Sonst wäret ihr doch jetzt nicht hier.«
    Kaladin ging zur Kluftwand und holte einen Speer aus einem angeschwemmten Haufen. Aber sobald er ihn herausgezogen hatte, musste er feststellen, dass die Spitze abgebrochen war. Fast hätte er den Speer wieder weggeworfen, da hielt er inne.
    Dieser Teil hatte ihm die meisten Sorgen bereitet. Es war gefährlich, wenn er einen Speer in der Hand hielt. Dann wollte er kämpfen und wieder der Mann sein, der er früher einmal gewesen war. Kaladin der Sturmgesegnete, der zuversichtliche Gruppenführer. Doch dieser Mann war er nicht mehr.
    Wann auch immer er eine Waffe ergriff, die Menschen um ihn herum starben – Freunde und Feinde. Daher war es gut, wenn er jetzt nur diesen Schaft in der Hand hielt. Es war ein Holzstab, mehr nicht. Ihn konnte Kaladin zu Übungszwecken benutzen.
    Er würde sich ein andermal einen richtigen Speer besorgen.
    »Es ist gut, dass ihr schon vorbereitet seid«, sagte er zu den Männern. »Denn wir haben keine sechs Wochen Zeit für die
Ausbildung, wie es früher der Fall war, wenn ich eine neue Gruppe von Rekruten geschliffen habe. In sechs Wochen will Sadeas die Hälfte von uns tot sehen. Aber ich möchte, dass ihr alle in irgendeiner Taverne Schlammbier trinkt und in Sicherheit seid, sobald diese sechs Wochen vorbei sind.«
    Einige Männer stießen so etwas wie unterdrückte Freudenschreie aus.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Kaladin. »Ich muss euch sehr fordern. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.« Er warf einen Blick auf den Speerschaft. »Als Erstes solltet ihr lernen, dass es richtig ist, sich um die anderen zu kümmern.«
    Die dreiundzwanzig Brückenmänner standen in einer Doppelreihe vor ihm. Niemand war so schlimm verwundet, dass er nicht gehen konnte, und alle hatten mitkommen wollen – sogar Leyten, dessen Verletzungen keineswegs leicht waren. Dabbid starrte noch immer ins Leere; er stand neben Lopen. Fels hatte die Arme vor der Brust verschränkt und offensichtlich nicht vor, kämpfen zu lernen. Schen, der Parscher, stand ganz hinten und blickte zu Boden. Kaladin hegte nicht die Absicht, ihm einen Speer in die Hände zu geben.
    Einige Brückenmänner schienen von Kaladins Bemerkungen über Gefühle verwirrt zu sein, aber Teft hob nur eine Braue, und Moasch gähnte. »Was meinst du damit?«, fragte Drehy. Er war ein schlaksiger, langgliedriger und muskulöser blonder Mann, der mit einem schwachen Akzent sprach; er stammte aus einem Land, das weit im Westen lag und Rianal hieß.
    »Eine Menge Soldaten glauben, dass sie am besten kämpfen können, wenn sie gar nichts fühlen«, sagte Kaladin und fuhr dabei mit dem Daumen über den Holzstab. Deutlich spürte er die Maserung. »Ich glaube aber, dass das falsch ist. Ja, ihr müsst euch konzentrieren. Ja, Gefühle können gefährlich werden. Aber wenn ihr gar nichts mehr fühlt, was seid ihr denn? Tiere mit einem Tötungstrieb. Unsere Leidenschaften sind
doch erst das, was uns zu Menschen macht. Wir brauchen einen Grund zum Kämpfen. Und deshalb sage ich, dass es richtig ist, Gefühle zu hegen. Wir werden noch darüber reden, wie ihr eure Angst und Wut im Zaum halten könnt, aber vergesst niemals diese erste Lektion, die ich euch jetzt gegeben habe.«
    Einige Brückenmänner nickten. Die meisten hingegen schienen noch verwirrt zu sein. Kaladin erinnerte sich daran, wie er sich damals gefragt hatte, warum Tukks seine Zeit mit dem Gerede über Gefühle verschwendete. Er hatte geglaubt, dass er doch wisse, was Gefühle sind. Sein Drang, die Speerkunst zu erlernen, lag schließlich in seinen Gefühlen begründet. Rache. Hass. Lust auf die Macht, es Varth und den Soldaten seiner Einheit heimzuzahlen.
    Er hob den Blick und versuchte diese Gedanken zu verbannen. Nein, die Brückenmänner verstanden seine Worte über Gefühle und Fürsorge nicht, aber vielleicht würden sie sich später einmal daran erinnern – so wie Kaladin es getan hatte.
    »Die zweite Lektion«, sagte Kaladin und schwang nun den Schaft gegen den Fels neben ihm – was ein knirschendes Geräusch verursachte, das die ganze Schlucht entlanghallte – »ist weitaus praktischer. Bevor ihr zu kämpfen lernt, müsst ihr das richtige Stehen lernen.« Er ließ den Speer fallen. Die Brückenmänner beobachteten ihn mit enttäuschten Blicken.
    Kaladin nahm die Grundhaltung des Speermannes ein. Er stellte die Füße weit –

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