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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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sie nicht einfach gehen lassen!“
    „Du hast sie hierhergebracht, du hättest sie auch einfach zurücklassen können! Dann müssten wir sie auch nicht töten!“
    Ganz Unrecht hatte er nicht und sie sah, wie diese Erkenntnis auch dem einen oder anderen Zuhörer kam.
    „Ja, ich habe sie hierher gebracht. Aber ich habe sie hierher gebracht, weil sie vielleicht unsere einzige Chance sind! Was haben wir denn zu verlieren? Ja, du bist ein großer, mächtiger Krieger, Balin und deine Taten auf dem Schlachtfeld sind legendär, aber in drei Monaten wirst du irgendwo auf dem Boden liegen, zu schwach und hungrig, um dich noch zu bewegen und du wirst jämmerlich erfrieren, wenn sich nicht bald etwas ändert! Wir machen immer weniger Beute, du selbst bist den Taisin letzte Woche nur knapp entkommen und …“
    Bei diesen Worten schüttelte Balin unwillig den Kopf, aber mehrere seiner Leute nickten. Sie schien sie zu überzeugen: „irgendwann werden sie uns auch hier finden! Wir können so nicht weitermachen und schon gar nicht den Krieg gewinnen!“
    In Balins Antwort zeigte sich deutlich, dass er wusste, dass er geschlagen war:
    „Gut, gut, viel zu verlieren haben wir nicht. Aber diese Befreiten, wie du sie nennst, bleiben im Hauptlager. Meine Leute und ich wollen nichts mit ihnen zu tun haben. Und passt gut auf sie auf und kommt nicht zu mir gerannt, wenn sie euch verloren gehen!“
    Das war besser gelaufen, als sie gehofft hatte.
    „Erhebt irgendjemand Einspruch gegen diese Entscheidung?“
    Auch wenn es unwahrscheinlich war, die Form musste gewahrt werden. Niemand meldete sich, auch Karl nicht, der die gesamte Zeit geschwiegen hatte. Irgendwo war ihr der laute und brutale Balin noch lieber als Karl, der nur sprach, wenn er dazu gezwungen wurde und immer damit beschäftigt war, die drei Messer an seinem Gürtel zu säubern und zu schärfen. Ein Mann, der drei Messer trug, konnte nicht ganz richtig im Kopf sein. Aber er hatte fast dreißig Krieger mitgebracht, was hätte sie da anderes machen sollen, als ihm zu danken und in seiner Position zu bestätigen.
    Die Befreiten hatten die gesamte Verhandlung über regungslos am Rand des Platzes gesessen, bewacht von einigen Maegrin. Keiner hatte während der angeregten Diskussion auch nur das Gesicht verzogen oder irgendetwas zu einem seiner Mitgefangenen gesagt. Ein seltsames Volk. Doch als sie zu ihnen hinüberging, erhob sich Halsim. Zögernd ging sie auf ihn zu.
    „Halsim!“, sagte er, auf sich deutend. Das wusste sie doch schon. Waren das vielleicht gar keine Gefangene, sondern geistig und körperlich zurückgebliebene Taisin? Sie waren so viel kleiner als die anderen. Wie würde Balin sie auslachen! Doch Halsim deutete nur einen Augenblick später auf die gesamte Gruppe:
    „Naur.“
    „Naur“, wiederholte sie. Halsim nickte.

XVII
     
    Tain und seine Männer hatten ihre Pferde fast zuschanden geritten und trotzdem waren sie zu spät, wie so oft. Der Anblick der toten Pferde erfüllte ihn mit Übelkeit. Wie konnte jemand so etwas tun? Zwei der Pferde hatte er mit Namen gekannt. Und viele der Männer. Aber Männer starben im Krieg. Pferde waren heilige Tiere, sie bildeten seit Jahrtausenden die Lebensgrundlage ihres Volkes und diese Männer schlachteten sie, als ob sie Schafe wären. Vor seinen Männern konnte er sich nicht abwenden, aber am liebsten wäre er auf der Stelle umgekehrt.
    Am liebsten wäre er zurück nach Hause. Zurück durch das Tor. Auf seine Welt, wo es warm war, die Menschen freundlich und niemand Pferde schlachtete. Stattdessen war er hier, auf diesem kalten, nassen Planeten mit seinen barbarischen Bewohnern. Seine Kinder würden vermutlich für immer hier leben, seine Enkel seine Heimat vielleicht in ihrem ganzen Leben nie zu Gesicht bekommen. Tara war dem Untergang geweiht. Das wusste er so gut wie jedes andere Mitglied des Hohen Rates, aber sein Verstand weigerte sich einfach, diese Tatsache anzuerkennen. In der Provinz Seshan war letztes Jahr der letzte Baum gefällt worden und in Zuan gab es sie nur noch im Garten der Dreitausend, wo die Krieger des ersten Khaal begraben lagen. Das Dorf, in dem er geboren worden war, lebte nur noch in seinem Herzen fort, schon vor fast zwanzig Jahren war es von der Taimin-Wüste verschlungen worden. Genauso wie er hatte der Hohe Rat nur widerwillig den Befehlen der Priesterschaft gehorcht und ein Heer auf diese Welt geschickt. Tain erinnerte sich noch genau, wie es gewesen war, als er hier ankam. Die Bäume und

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