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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Ebert
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Worte waren ein fast direktes Zitat aus einer Erzählung von Thomas Vater, aber das konnte der junge Maegrin ja nicht wissen. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Der ohnehin schon kleine Junge schien noch weiter in sich zusammenzusinken. Fast verspürte Thomas Mitleid mit dem Häufchen Elend vor ihm, doch dann erinnerte er sich selbst daran, dass der andere ein Feind seines Volkes, ein Maegrin war. Auch wenn Ida diese Trennlinien in den letzten Tagen ziemlich durcheinander gebracht hatte.
    Dem Jungen hatte es offensichtlich die Sprache völlig verschlagen.
    „Nun sag schon, was willst du von mir? Ansonsten töte ich dich hier und jetzt!“
    „Ich muss mit dir reden!“
    „Das hättest du auch einfacher haben können, schließlich folgst du mir seit Tagen!“
    Sein Verfolger zuckte zusammen. Also war er ihm tatsächlich in den letzten Tagen schon gefolgt und sein Gefühl beobachtet zu werden, war nicht Einbildung gewesen. Wie hatte Ida über ihn gelacht, als er ihr davon berichtet hatte.
    „Wie heißt du eigentlich?“
    Thomas mochte den festen Klang seiner Stimme, auch wenn es ihn äußerste Mühe kostete, sie so klingen zu lassen. Jeden Moment konnte eine Patrouille vorbeikommen und dann war er verloren. Einen Maegrin mit einer Waffe bedrohen, dafür würden sie ihn töten. Ohne Gerichtsverfahren, hier auf der Stelle.
    „Arvid. Ich bin Arvid. Ich …“
    „Gut, Arvid“, unterbrach Thomas ihn:
    „Jetzt erzählst du mir ganz genau, warum du mir gefolgt bist!“
    „Weil ich dir helfen will zu fliehen!“
    Verdutzt schaute Thomas ihn an, beinahe hätte er das Messer von Arvids Kehle genommen. Damit hatte er nicht gerechnet. Wobei er sich überhaupt keinen Grund hatte vorstellen können, warum ihm der Junge gefolgt war, außer eben Ida vielleicht. Seine Sprachlosigkeit schien dem Jungen neuen Mut zu geben:
    „Ich weiß, dass du schon einige Male versucht hast zu fliehen und immer gescheitert bist!“
    Diese Aussage machte Thomas mehr als nur wütend. Natürlich war er mehrfach gescheitert, aber das ließ er sich noch lange nicht von einem Jungen sagen, den er mit einer Hand festhalten konnte.
    „Pass auf, was du sagst.“
    Arvid wirkte sofort wieder eingeschüchtert. Der Junge war wirklich ängstlicher als jeder, den Thomas bisher in seinem Leben getroffen hatte, seine kleine Schwester eingeschlossen.
    „Also warum willst du mir helfen und vor allem wie?“
    „Wie du sicherlich bereits bemerkt hast, gibt es keine Möglichkeit über die Wälle aus der Siedlung zu entkommen. Die Wachen sind zu zahlreich und das Umland zu flach. Überhaupt ist man zu Fuß viel zu langsam, um seinen Verfolgern zu entkommen!“
    „Das wusste ich auch schon!“ Die Arroganz des jungen Maegrin war wirklich unerträglich. Der hatte ein Messer an der Kehle sitzen und meinte trotzdem noch ihn hier belehren zu müssen.
    „Also, wie willst du mir denn helfen? Willst du geflügelte Pferde besorgen und über die Mauer fliegen?“
    „Nein, keineswegs. Aber eine Option scheinst du noch gar nicht erwogen zu haben. Der Hafen ist die einzige Möglichkeit zu entkommen.“
    „Natürlich habe ich darüber nachgedacht, aber es ist unmöglich!“
    Tatsächlich hatte er den Hafen als Fluchtmöglichkeit völlig übersehen, aber das konnte er dem Maegrin gegenüber schlecht zugeben.
    „Die Boote sind viel zu gut bewacht!“
    „Die Boote ja, mein Freund aus dem Süden, aber der Hafen selbst nicht!“
    Er hätte ihn doch gleich umbringen sollen. Mit jeder Sekunde wurde der Maegrin hochmütiger und selbstsicherer.
    „Und wie willst du dann fliehen, wenn nicht mit einem Boot?“
    „Das, mein lieber Freund, verrate ich dir morgen Nacht. Treffpunkt ist hinter Svens Schmiede, zur letzten Stunde.“
    Während er diese Worte sprach, schob er Thomas Messer mit einer lässigen Handbewegung beiseite und ging davon. Thomas schaute ihm nur fassungslos hinterher. Es dauerte einige Zeit, bis er sich soweit gesammelt hatte, dass er seinen Heimweg antreten konnte.
    Der nächste Tag verging schleppend langsam. Immer wieder ertappte sich Thomas dabei, wie er den Stand der Sonne prüfte, nur um festzustellen, dass sie noch genau da stand, wo sie sich zwei Minuten zuvor auch schon befunden hatte.
    Warum half ihm Arvid? Was hatte er davon? Er hatte keinen wirklichen Grund ihm zu helfen. Aus reiner Freundlichkeit würde er es wohl kaum tun. Vor allem weil er ihn gar nicht kannte. In den letzten Tagen hatte er immer wieder überlegt, Ida zu fragen, aber selbst das

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