Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
die beiden Männer, die ihn festhielten, ins Wanken, und riss die Arme nach vorn. Der dritte Mann taumelte. Der Druck ließ nach. Er konnte sich befreien. Die Kutschen entfernten sich. Soldaten liefen herbei. Laerte blieb keine Zeit mehr. Er musste die drei Männer loswerden, ehe er floh.
Er schlug den ersten nieder, versetzte dem zweiten einen Tritt ans Kinn, hob den dritten an Kragen und Gürtel hoch und warf ihn beiseite, als handele es sich um eine Strohpuppe. Er sprang auf. Sein Herz war schwer. Seine Lunge brannte. Und dann rannte er los. Die Schimpftiraden der Soldaten hörte er kaum.
Laerte lief um sein Leben. Die Schritte der verfolgenden Soldaten hallten durch die Gassen, Pferde setzten ihm im Galopp nach. Er war die Beute, das Wild, das Ziel einer Hetzjagd. Wenn er nicht möglichst schnell irgendwo Zuflucht fand, würde die Falle bald zuschnappen.
Plötzlich entdeckte er über den Dächern Licht. Je näher er kam, desto deutlicher hörte er singende Stimmen und das Klirren von Weinkrügen.
Er bog in eine Gasse ab und hätte beinahe einen Stapel Kisten rechts von ihm umgerannt. In der nächsten, etwas breiteren Straße angekommen, wurde er langsamer. Zwischen die Häuser hatte man Seile mit Lampions gespannt. Viele Menschen waren unterwegs. Männer und Frauen sangen und tranken. Die Türen aller Tavernen standen weit offen.
Laerte zog die Maske von Gesicht, verbarg sie in seinem Gürtel und mischte sich unter die Menschenmenge. Hier hatte er eine Chance.
Als er das Viertel verließ, hörte er hinter sich nichts mehr als das Lachen und Klatschen fröhlicher Menschen. Er bog in eine schmale Gasse und erklomm eine Hausmauer. Auf dem Dach genoss er eine wohlverdiente Pause.
Esyld …
Immer wieder sprach er in Gedanken ihren Namen aus, um sich zu vergewissern, dass er nicht nur geträumt hatte. Fragen wollte er sich jetzt keine stellen. Warum sie nach Masalia gekommen war und weshalb Aladzio ihm das verschwiegen hatte, darüber würde er später nachdenken. Sein Leben wurde von der Ironie des Schicksals bestimmt. Im Gegensatz zu seinem Meister hatte er nie daran geglaubt, dass sein Schicksal in einem Buch festgeschrieben stand, ebenso wenig wie er daran glaubte, dass dieses Buch göttlichen Ursprungs war. Aber es stimmte schon, dass der Zufall manchmal merkwürdige Possen trieb.
Viele Stunden saß Laerte oberhalb von Masalia und sah zu, wie fern in der Bucht die Masten der Schiffe auf den Wellen tanzten.
5
WER BIN ICH?
Ganz gleich, was der Grund für dein Vorgehen ist,
und ganz gleich, ob er gerechtfertigt ist –
es gibt keine Entschuldigung dafür,
jemandem das Leben zu nehmen.
Egal, um wen es sich handelt.
D er Kaiser.
Seit der Zeit in den Sümpfen der Salinen hatte Laerte niemals aufgehört, sich den Tag vorzustellen, an dem er mit seinem Schwert endlich das Herz dieses Mannes durchbohren würde. Mitleidlos würde er ihm das Leben nehmen, die Usters rächen und diesen Krieg beenden, ohne eine Träne zu vergießen. Schon längst hatte er den Herrscher für schuldig befunden – nun blieb ihm nur noch, das Urteil zu vollstrecken.
Von den Salinen bis Garmaret, von Garmaret bis Sainte Amanne und weiter nach Serray und Sopira Galzi lauschte er aufmerksam Duns Ratschlägen, übte in jeder freien Minute und erduldete klaglos jeden Schmerz. Sein Wille war stärker als alles andere. Sein Meister und er ritten viele Meilen durch Städte und Dörfer, die bereits unter dem Schatten des Kriegs ächzten, bis sie endlich das strahlende, stolze Emeris erreichten. Eine wahrhaft kaiserliche Stadt.
Laerte stand kurz vor seinem fünfzehnten Geburtstag und hielt sich für fähig, alle Mauern niederzureißen, die ihn von seinem einzigen Ziel trennten. Überrascht entdeckte er die Hauptstadt mit ihren weißen Türmen und dem unterhalb tobenden Wasserfall. Mit Beklemmung dachte er an den Kaiser. Wie mochte er wohl sein? Er stellte ihn sich als muskulösen Athleten mit Riesenkräften und unerbittlichen Kämpfer vor.
Unterwegs hatte er mit ansehen müssen, wie der Aufstand um sich griff, und mehr als einmal war er nicht umhin gekommen zu töten. Doch mit jedem vergossenen Blut und mit jedem Seufzer eines Sterbenden kehrte die Erinnerung an Madog zurück. Gewalt. Wut. Lärm. Laerte wuchs in einem Chaos auf, dessen Sinn und Hintergrund er nicht verstand.
In jedem genommenen Leben sah er einen Grund mehr dafür, den Kaiser für seine Schuld bezahlen zu lassen. Nur seinetwegen tötete Laerte. Allein Asham Ivani
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