Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
Stimme, in der sich Trauer und Hass mischten. Er fühlte sich verraten und misstraute nun denen, die er hatte schützen wollen. »… und so danken sie es mir.«
»Dieses Mädchen«, mischte sich Etienne Azdeki plötzlich ein. »Diese Frau, die sich mit deinem … Grenouille herumtreibt … Ihr Name ist Esyld Orbey.«
»Sie ist die Tochter des Leibschmieds des Grafen von Uster«, fuhr sein Onkel hochzufrieden fort. »Gemeinsam haben sie eine Verschwörung angezettelt. Sie und einige andere …«
»Was habt Ihr getan?«, rief Dun mit Donnerstimme und griff nach seinem Schwert.
Doch schon hatten die Soldaten ihn umzingelt und bedrohten ihn mit ihren Lanzen.
»Ich habe nur meine Pflicht getan«, verteidigte sich der Kaiser und richtete sich auf seinem Thron auf. Er musste sich mit einer Hand abstützen, um das Gleichgewicht zu halten.
»Ich handele so, weil ich Euch viel zu verdanken habe. Euer Schüler verdient es nicht, auf einem öffentlichen Platz gehenkt zu werden wie Orbey und seine Tochter.«
»Bei allen Göttern – was habt Ihr getan?«, wiederholte Dun den Tränen nah.
»Genau das, was die Götter von uns erwarten«, antwortete der Bischof. »General, nichts von dem, was hier geschieht, steht nicht bereits im Liaber Dest . Besinnt Euch auf Euren Glauben! Seid nicht blind!«
Deshalb also war Logrid nicht hier. Er hatte sich auf die Jagd begeben. Mit tränenblinden Augen suchte Dun verzweifelt nach einem Ausweg. Er musste fort von hier, so schnell wie möglich. Er musste Grenouille suchen, dem Assassinen die Stirn bieten, kämpfen, den Jungen verteidigen, sein Leben retten, ihn nicht alleinlassen, sich schlagen, sich wehren, ihn auf keinen Fall alleinlassen, allein und ohne Schutz. Ihm war, als wäre Grenouille plötzlich wieder zu dem Kind geworden, das er vor langer Zeit in den Salinen gefunden hatte, schwach und unerfahren.
»Hauptmann Azdeki, Ihr sorgt dafür, dass General Daermon standesgemäß und seinem Rang entsprechend behandelt wird«, befahl der Kaiser. »Anschließend betraue ich Euch mit der Verteidigung von Emeris.«
»Das könnt Ihr nicht tun!«, schrie Dun und zog blank.
Die Soldaten erstarrten. Sie wären sofort eingeschritten, doch Azdeki hob beschwichtigend die Hand. Dun stand inmitten des Kreises und schlug mit trotziger Miene mit der flachen Schwertklinge auf die vorgehaltenen Lanzen, immer noch beseelt von der verzweifelten Hoffnung, einer der Soldaten würde zur Seite treten und ihn fliehen lassen. Wo mochte Grenouille jetzt sein? In welchem dunklen Flur versteckte sich Logrid und wartete auf sein Opfer?
»Er hat Euch nie verraten, sondern für Euch gekämpft. Er hat den roten Drachen von Kapernevic getötet, ganz allein.«
»General Daermon!«
»Er ist doch noch ein Kind, Kaiserliche Hoheit. Manchmal gebärdet er sich ein wenig dumm, aber er ist der Beste von uns allen. Ihr habt nicht das Recht dazu!«
»General Daermon«, warnte der Kaiser nun lauter.
Dun drehte sich im Kreis. Mehrfach versuchte er mit einem Ausfallschritt, einen der Soldaten anzugreifen, aber jedes Mal wich derjenige nur ein Stück zurück, um gleich darauf wieder seinen Platz einzunehmen.
»Er hat sich für Euch geschlagen! Für Euch!«, schrie Dun. »Er hat das Kaiserreich verteidigt.«
Würde Grenouille rechtzeitig das Schwert entdecken, das auf ihn niedersauste? Hätte er genügend Zeit, den Hieb zu parieren? Wäre er in der Lage, sich zu verteidigen? Einsam, verloren und ohne zu begreifen, warum ihn diejenigen, die ihn aufgenommen hatten, mit so viel Verachtung behandelten. Er war doch nur ein Junge …
Im Schatten der Säulen näherte sich Logrids Gestalt. Wie gern hätte Dun sein Gesicht unter der Kapuze entblößt. Wie gern hätte er wenigstens einen Anflug von Angst wahrgenommen, während er brüllend versuchte, sich auf ihn zu werfen. Nur mit großer Mühe gelang es den Soldaten, ihn zurückzuhalten. Gewaltsam drehten sie seine Waffenhand auf den Rücken.
»Logrid!«, fauchte Dun blind vor Wut. »Logrid! Du verfluchter Schweinehund!«
Angesichts von so viel Zorn wich der Assassine überrascht zurück.
»Logrid! Ich verfluche dich. Bei allen Göttern – ich verfluche dich!«
Mit einem Mal sackte Dun in sich zusammen. Alle Kraft verließ ihn, und fühlte sich so niedergeschlagen wie nie zuvor. Sein Leben lang hatte er angenommen, dass er höchstens unter den heftigen Schlägen erbitterter Feinde nachgeben würde, doch nun brach er unter einem Schicksalsschlag zusammen. Der Assassine
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