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Der Pfad im Schnee

Der Pfad im Schnee

Titel: Der Pfad im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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»Niemand kann behaupten, in Yamagata nichts von dir gehört zu haben. Shigerus Tod hat ihn zu einem Gott gemacht, Iidas Tod hat dich in einen Helden verwandelt. Die Leute sind verrückt nach dieser Geschichte.« Er schniefte und fügte hinzu: »Lass dir das bloß nicht zu Kopf steigen. Es ist äußerst ärgerlich. Arai hat jetzt eine groß angelegte Suche nach dir organisiert. Für ihn ist dein Verschwinden eine persönliche Beleidigung. Zum Glück ist dein Gesicht hier nicht allzu bekannt: Wir müssen dich unkenntlich machen.« Er betrachtete mich und runzelte die Stirn. »Diese Ähnlichkeit mit den Otori… die musst du verbergen.«
    Ein Geräusch draußen unterbrach ihn, die Wand wurde wieder weggeschoben. Kikuta Kotaro trat ein, gefolgt von Akio, dem jungen Mann, der einer meiner Entführer in Inuyama gewesen war. Hinter ihnen kam Yuki und brachte Tee.
    Der Kikutameister nickte mir zu, während ich mich vor ihm verbeugte. »Akio ist draußen in der Stadt gewesen und hat sich die Neuigkeiten angehört.«
    Akio sank vor Kenji auf die Knie und neigte vor mir leicht den Kopf. Ich antwortete ebenso. Als er und die anderen Stammesangehörigen mich in Inuyama entführt hatten, waren sie bemüht gewesen mich festzuhalten, ohne mich zu verletzen. Ich hatte bewusst gekämpft. Ich wollte ihn töten. Ich hatte seine Hände mit dem Messer verletzt. Jetzt sah ich an seiner Linken immer noch eine halb verheilte Narbe, rot und entzündet. Zuvor hatten wir kaum miteinander gesprochen - er hatte mich für meine schlechten Manieren getadelt und mich beschuldigt, jede Stammesregel zu brechen. Zwischen uns war wenig Sympathie gewesen. Als sich jetzt unsere Blicke begegneten, spürte ich seine tiefe Feindseligkeit.
    »Offenbar ist Lord Arai wütend darüber, dass diese Person unerlaubt weggegangen ist und sich einer Hochzeit widersetzt hat, die der Lord wünschte. Lord Arai hat Befehle zur Festnahme dieser Person gegeben und er beabsichtigt die Überprüfung der als Stamm bekannten Organisation, die er für illegal und unerwünscht hält.« Akio verbeugte sich erneut vor Kotaro und sagte steif: »Es tut mir Leid, aber ich weiß nicht, welchen Namen diese Person tragen soll.«
    Der Meister nickte und strich sich schweigend übers Kinn. Wir hatten zuvor über Namen gesprochen und er hatte mir gesagt, ich solle mich weiter Takeo nennen, obwohl das nach seinen Worten nie ein Stammesname gewesen war. Sollte ich jetzt den Familiennamen Kikuta tragen? Und was würde mein Vorname sein? Ich wollte nicht auf Takeo verzichten, den Namen, den Shigeru mir gegeben hatte, aber welches Recht hatte ich darauf, wenn ich nicht länger ein Otori sein sollte?
    »Arai hat Belohnungen für Informationen ausgesetzt«, sagte Yuki und stellte Teeschalen auf die Matten vor jeden von uns.
    »Niemand in Yamagata wird es wagen, freiwillig Informationen zu geben«, sagte Akio. »Wer das tut, bekommt es mit uns zu tun!«
    »Das habe ich gefürchtet«, sagte Kotaro zu Kenji. »Arai hatte nie wirklich etwas mit uns zu tun und jetzt fürchtet er unsere Macht.«
    »Sollen wir ihn beseitigen?«, fragte Akio eifrig. »Wir…«
    Kotaro machte eine Handbewegung und der junge Mann verneigte sich erneut und schwieg.
    »Seit Iida nicht mehr ist, fehlt es bereits an Stabilität. Wer weiß, welche Anarchie ausbrechen würde, wenn auch Arai umkommen sollte.«
    Kenji sagte: »Ich sehe Arai nicht als große Gefahr. Er droht und schimpft, das schon, aber dabei bleibt es letzten Endes. Nach Lage der Dinge ist er unsere größte Hoffnung auf Frieden.« Er schaute zu mir herüber. »Das wünschen wir vor allem. Wir brauchen bis zu einem gewissen Grad Frieden, damit unsere Arbeit vorankommt.«
    »Arai wird nach Inuyama zurückkehren und es zu seiner Hauptstadt machen«, sagte Yuki. »Es ist leichter zu verteidigen und zentraler gelegen als Kumamoto und er beansprucht alle Ländereien von Iida als seine Eroberungen.«
    »Hm«, knurrte Kotaro. Er wandte sich mir zu. »Ich hatte geplant, dich mit zurück nach Inuyama zu nehmen. Ich habe dort in den nächsten Wochen einiges zu erledigen und du solltest deine Ausbildung beginnnen. Aber es ist vielleicht besser, wenn du ein paar Tage hier bleibst. Dann werden wir dich in den Norden jenseits des Mittleren Landes in ein anderes Kikutahaus bringen, wo niemand je von Otori Takeo gehört hat; dort beginnst du ein neues Leben. Kannst du jonglieren?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du hast eine Woche Zeit, es zu lernen. Akio bringt es dir bei. Yuki

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