Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
nichts schützen würden. Trotzdem war er froh, dass sie die Dinger trugen.
Barbara zupfte an ihrem Haar herum und verzog den Mund. »Habt ihr zufällig eine Bürste griffbereit? Weil Pete doch alles für die Nachwelt auf Video festhält …«
»Klar«, sagte Lane. »Ich hole eine.«
Barbara stand auf. »Ich brauche auch einen Spiegel.« Sie folgte Lane aus der Küche.
Larry blieb allein am Tisch sitzen.
Oh, Mann, dachte er. Jetzt ist es so weit.
Dann haben wir es wenigstens hinter uns. Keine offenen Fragen mehr.
Mein Gott, Bonnie. Was wird nur werden?
Ich werde dir gehören , schien sie zu sagen.
Klar. Sicher. Du wirst einfach nur tot daliegen.
Verlass dich nicht drauf.
Und wenn sie alle außer mich tötet?
Er stellte sich vor, wie er den Pfahl herauszog. Und Bonnie sich plötzlich veränderte. Sehr plötzlich. In einem Moment noch eine vertrocknete, grinsende Hexe, im nächsten Moment eine bezaubernde junge Frau, und wieder einen Moment später sprang sie mit einem irren Kreischen aus dem Sarg und griff an. Schleuderte ihre Opfer durch die Gegend, brach ihnen das Genick, riss ihnen mit den Zähnen die Kehlen auf. Und Larry stand hilflos dabei und beobachtete das Gemetzel, zu fassungslos, um bei dem Verlust von Jean, Lane, Pete und Barbara Schmerz zu empfinden.
Als sie alle tot waren, kam Bonnie zu ihm. Ihr nackter Körper glänzte vor Blut. Sie streckte ihm die tropfenden Hände entgegen. Jetzt werden wir für immer zusammen sein.
Hör auf damit, sagte sich Larry. Meine verfluchte Fantasie. Das wird nicht geschehen. Auf keinen Fall.
Aber sein Geist begann, wieder in die Szene abzugleiten, deshalb schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. Er ging ins Wohnzimmer. Barbara stand vor dem offenen Kamin und betrachtete sich im Spiegel über der Ummantelung, während sie ihr Haar bürstete. Lane stand neben ihr und schien ins Leere zu starren. Er legte einen Arm um sie. Sie zuckte zurück, dann sah sie ihn an und lehnte sich an seine Seite.
Während das gedämpfte Geräusch einer Toilettenspülung zu hören war, schwang die Haustür auf, und Pete kam herein. Er trug Stiefel und Jeans und einen blauen Rollkragenpullover. Ein Ledergurt verlief quer über seine Brust. Er hielt die Videokamera auf seiner Schulter. In der rechten Hand hatte er einen Bogen.
»Alles bereit zum Aufbruch?«, fragte er.
»Wir warten nur noch auf Jean«, sagte Larry und starrte den Bogen an.
»Mann, ich kann kaum glauben, dass wir es endlich tun.«
»Ich auch nicht«, sagte Larry.
»Und das auch noch nachts.«
Barbara wandte sich vom Spiegel ab und sah Pete an. »Was willst du denn damit ?«
»Das hier?« Er hob den Bogen. »Uriah hat mich auf die Idee gebracht.« Zu Larry sagte er: »Früher habe ich mit dem hübschen Ding manchmal Rehe gejagt.«
»Ach komm, hör auf«, sagte Jean, als sie in den Flur kam. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Holzpfeile, Schätzchen. Genauso gut wie ein Pfahl, wenn man Vampire erledigen muss. Besser sogar. Man muss nicht so dicht rangehen.«
»Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir nicht an diesen Schwachsinn glauben.«
»Es kann nicht schaden, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.«
»Meine Güte, ihr Jungs seid echt der Knüller.«
»Wenn es dich stört«, sagte Pete, »kannst du die Sachen ja einfach als Requisiten betrachten. Immerhin drehen wir ein Video.«
Jean war sich dessen offensichtlich bewusst. Sie hatte nicht nur ihr Haar gebürstet, sondern auch Lippenstift aufgelegt und einen blauen Hosenanzug aus Samtstoff und weiße Stiefel angezogen. Sogar ihr edles seidenes Halstuch hatte sie sich umgebunden.
Larry fiel auf, dass sowohl Jean als auch Pete mit dem Halstuch beziehungsweise dem Rollkragenpullover Kleidungsstücke gewählt hatten, die den Körperteil bedeckten, der von durstigen Vampiren traditionell bevorzugt wurde. Er fragte sich, ob sie das mit Absicht getan hatten.
Pete hob den Sucher an sein Auge, und die Kamera begann zu surren. Er drehte sich langsam, um alle ins Bild zu bekommen. Dann richtete er die Kamera auf Jean, während sie den Raum durchquerte und sich zu Larry und Lane gesellte. Sie grinste ihn an und schüttelte den Kopf. Jean legte einen Arm um Larry. Barbara kam ins Bild, indem sie sich dicht neben Lane stellte.
»Das sind wir also«, sagte Pete, während er über die Gruppe schwenkte. »Das kühne, unerschrockene Team bereitet sich darauf vor, hinauszugehen und den Pfahl aus dem Herzen des Kadavers zu ziehen.«
»Zeichnet das Gerät Ton auf?«, fragte
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