Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
haben, wird es ohnehin jeder erfahren.
»Wollen Sie die Geschichte hören?«
»Klar!« Hal trank noch einen Schluck und beugte sich vor wie ein Kind, das begierig auf eine Spukgeschichte wartet.
»Also, es fing alles an, als Jean und ich in die Wüste gefahren sind, um eine Geisterstadt zu erkunden. Unsere Freunde Pete und Barbara waren auch dabei. Sie kommen bald zum Abendessen vorbei, vielleicht lernen Sie sie ja kennen.«
»Schön.«
»Also«, sagte Larry, »wenn Sie möchten, können Sie auch gern zum Dinner bleiben.«
Er hoffte, dass Jean nichts dagegen hatte. Wahrscheinlich nicht. Sie hatte einen Braten im Ofen. Das Essen würde also auf jeden Fall locker für einen zusätzlichen Gast reichen.
Wir bringen ihn dazu, dem großen Ereignis beizuwohnen, wenn er nichts dagegen hat. Dann haben wir einen objektiven Zeugen.
»Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände bereiten.«
»Wir würden uns freuen, wenn Sie bleiben. Es ist eine ziemlich einmalige Gelegenheit. Sie werden verstehen warum, wenn Sie die ganze Geschichte gehört haben.«
»Ich nehme Ihre Einladung gern an, wenn Jean einverstanden ist.«
»Sie wird sich freuen.«
Hal zuckte mit den Schultern. »Wenn es ihr nichts ausmacht …«
»Prima. Okay.« Larry nahm noch einen Schluck von seinem Drink. »Wir vier sind also zu dieser Geisterstadt, ungefähr eine Stunde von hier entfernt, gefahren. Sie heißt Sagebrush Flat.«
Während Larry die Geschichte erzählte, sah Hal zu ihm hinüber und nippte an seinem Wodka. Manchmal schüttelte er den Kopf, als traute er seinen Ohren nicht. Hin und wieder stieß er ein erstauntes Brummen aus. Nachdem Larry berichtet hatte, wie er und Pete die Leiche nach Hause gebracht hatten, ging er kurz in die Küche, um ihre Gläser aufzufüllen. Dann setzte er sich wieder und fuhr mit seiner Geschichte fort. Er vermied es, seine Vernarrtheit in Bonnie zu erwähnen. Konzentrierte sich ganz auf die Fakten. Genoss die Reaktionen seines Zuhörers. Hal war eindeutig fasziniert.
»Und heute Abend«, endete Larry, »werden wir endlich den Pfahl herausziehen. Gleich nach dem Essen.«
»Wahnsinn«, murmelte Hal.
»Es würde mich freuen, wenn Sie dabei wären. Sie könnten die Rolle des unvoreingenommenen Beobachters übernehmen.«
»Und umgebracht werden?« Er lachte. Es klang ein wenig nervös.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so weit kommt.«
»Nein, ich auch nicht. Ich bin vielleicht abergläubisch, aber ich glaube nicht, dass es Vampire gibt.«
Larry nickte ihm lächelnd zu. »Wenn sie zum Leben erwacht, steht uns allen ein Schock bevor.«
»Trotzdem würde ich es nur ungern verpassen.«
»Es gibt auch keinen Grund dazu.«
Larry entschuldigte sich und ging durch den Flur ins Schlafzimmer. Dort fand er Jean, die sich gerade schminkte. Sie trug ihren Hosenanzug, Stiefel und ein Halstuch.
»Sind sie schon da?«
»Noch nicht. Aber Hal Kramer ist da. Er ist vorbeigekommen, um Lane ein paar Aufgaben mitzubringen.«
»Das hätte er nun wirklich nicht tun müssen.«
»Ich glaube, er fühlt sich ein wenig schuldig. Er hat befürchtet, dass ihr Fehlen etwas mit Samstagnacht zu tun hatte.«
»Er hat sie aber auch schrecklich spät nach Hause gebracht.«
»Vielleicht dachte er, sie hätte sich an der Pizza den Magen verdorben. Jedenfalls war es nett von ihm. Ich habe ihn eingeladen, zum Essen zu bleiben.«
Jean sah stirnrunzelnd in den Spiegel. »Wird er uns nicht bei der Sache heute Abend im Weg sein?«
»Ich habe ihm alles erzählt.«
»Du hast ihm von der Vampirin erzählt?«
»Klar. Warum nicht? Es ist doch kein großes Geheimnis. Oder zumindest wird es keines mehr sein, sobald wir die Polizei einschalten.«
»Trotzdem hättest du nicht … Du musst immer alles ausplaudern, Larry, mein Gott.«
»Was ist daran so schlimm?«
»Ich sage doch nicht, dass es schlimm ist, sondern nur, dass du vorsichtiger sein sollst, was du den Leuten erzählst. Es braucht ja nicht jeder über unsere Angelegenheiten Bescheid zu wissen.«
»Ich wollte nur sehen, wie er reagiert.«
»Tja, er wird wahrscheinlich denken, wir sind alle nicht ganz dicht.«
»Wohl kaum. Er war total fasziniert.«
Jean seufzte. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Also, geschehen ist geschehen. Ich wünschte nur, du …«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Genau, du weißt schon. Jedenfalls müssten Pete und Barbara jeden Moment auftauchen. Könntest du dafür sorgen, dass Lane dann so weit ist?«
»Ich sollte unseren Gast nicht so alleine
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