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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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…«
    »Es dauert doch nur eine Minute.«
    Als Larry den Raum verließ und zu Lanes Zimmer ging, wünschte er, Jean würde nicht alles so negativ sehen. Er klopfte an.
    »Ja?«, rief sie.
    »Kann ich reinkommen?«
    »Ja.«
    Er öffnete die Tür. Lane lag immer noch im Bett, nur ihr Hinterkopf ragte unter der Decke hervor. Sie sah ihn nicht an.
    »Ich dachte, du wärst schon aufgestanden und hättest dich angezogen.«
    »Ich hatte einen Rückfall.«
    »Fühlst du dich gut genug, um mit uns zu essen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Besorgt trat er an ihr Bett. Er setzte sich auf die Kante und strich über Lanes Haar. Sie blickte ihn ernst an. Ihr Gesicht war blass, die Züge schlaff. »Geht’s dir gut?«
    »Wenn es mir gutginge, würde ich nicht hier liegen.«
    »Ich meine, glaubst du, es ist etwas Ernstes? Vielleicht sollten wir dich lieber zum Arzt bringen.«
    »Ich brauche keinen Arzt. Das wird schon wieder.«
    »Es tut mir weh, dich so zu sehen.«
    »Tut mir leid.«
    »Wenn du nicht mit uns am Tisch sitzen kannst, können wir dir das Essen ans Bett bringen.«
    »Sind Pete und Barbara schon da?«
    »Noch nicht. Aber Hal ist noch hier. Wir haben ihn eingeladen. Zum Essen und zu dem großen Ereignis.«
    Lane schloss die Augen und stöhnte: »Na toll.«
    »Was ist los?«
    »Nichts. Ich fühle mich nur elend, das ist alles.«
    Er strich ihr sanft über die Wange, dann erhob er sich. »Es wäre schön, wenn du zu uns kommst. Aber du musst es selber wissen. Ich will ja nicht, dass du auf den Tisch kotzt.«
    Lane lächelte nicht einmal.
    Sie ist wirklich krank, dachte Larry.
    »Wie gesagt, wir bringen dir was.«
    »Danke.«
    Er ging hinaus in den Flur und schloss deprimiert die Tür hinter sich. Wahrscheinlich ist es nichts Ernstes, sagte er sich. Aber wenn es doch eine Hirnhautentzündung ist? Oder Knochenkrebs? Oder … Jetzt hör schon auf!
    Jean war nicht mehr im Schlafzimmer.
    Er traf sie im Wohnzimmer neben Hal auf dem Sofa sitzend an. »Ich weiß, die ganze Sache klingt verrückt, aber …«, sagte sie, als er hereinkam. Sie sah zu ihm auf.
    »Lane geht es schlecht. Vielleicht kann sie nicht mit uns essen.«
    Jeans Blick verfinsterte sich. »Ich sehe mal lieber nach ihr. Larry, hol Hal doch noch was zu trinken.«
     
    Ihre Mutter schloss die Tür, als sie herausging. Ein paar Minuten später hörte Lane die Türklingel. Das mussten Pete und Barbara sein.
    Sie hörte fröhliche Stimmen. Jemand lachte.
    Es kam ihr alles zu seltsam vor, um wahr zu sein: Die Leute im Haus tranken und aßen und amüsierten sich, während sie sich darauf vorbereiteten, die Angelegenheit mit dem »Vampir« zu Ende zu bringen, doch niemand von ihnen ahnte, dass sie ein echtes Monster in ihrer Mitte hatten.
    Der Teufel hat Gewalt, sich zu verkleiden / In lockende Gestalt, hatte schon Hamlet gesagt.
    Und Kramer war tatsächlich eine angenehme Erscheinung.
    Mein Gott, wenn sie nur wüssten, wie er wirklich ist.
    Lane stellte sich vor, dass sie aufstand und ins Wohnzimmer ging. »Hey, wisst ihr, was Kramer mir angetan hat?« Dann würde er seinen »scharfen Freund« herausziehen und über sie alle herfallen. Vielleicht könnten Dad und Pete ihn überwältigen, aber er würde sicher jemanden mit dem Messer erwischen.
    Sie sah vor sich, wie das scharfe Rasiermesser die Kehle ihres Vaters aufschlitzte und eine klaffende Wunde hinterließ.
    Ich werde nicht das Leben meiner Eltern aufs Spiel setzen, dachte sie. Dann soll er sich schon lieber weiter über mich hermachen.
    Plötzlich wurde Lane bewusst, wie verwundbar sie war. Sie lag im Bett, hatte nur ihr Nachthemd an, und Kramer war im Haus.
    Wahrscheinlich trinken sie alle was, dachte sie. Kramer sagt: »Ich müsste mal kurz zur Toilette.« Jemand erklärt ihm, dass sich das Klo am Ende des Flurs befindet. Natürlich begleitet ihn niemand. Er entschuldigt sich und geht geradewegs in mein Zimmer, um mich wieder zu bedrohen und zu befummeln.
    Lane stieg aus dem Bett. Sie schaltete das Licht an, nahm eine Unterhose aus der Schublade der Kommode und zog sie an. Obwohl sie nur aus dünnem Material war, hatte sie das Gefühl, der weiche Stoff schütze sie. Sie zog das Nachthemd aus und stopfte es in eine Schublade. Zitternd zog sie einen Büstenhalter an. Während sie den Verschluss einhakte, erinnerte sie sich daran, wie sie ohne BH zur Schule gegangen war, um Kramers Aufmerksamkeit zu erregen.
    Das ist dir auch gelungen, dachte sie.
    Aber das hat nichts mit dem zu tun, was er mit mir gemacht hat. Kramer

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