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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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vermissen. Verdammt, er vermisste sie jetzt schon.
    Andererseits gefiel ihm die Aussicht, das Wochenende für sich zu haben. Er konnte tun, was er wollte.
    Freiheit.
    Er fühlte sich wie ein Kind, das von seinen Eltern allein zu Hause gelassen wurde.
    Das Auto verschwand hinter der Kurve. Larry dreht sich zum Haus um und winkte Barbara zu, die gerade die Treppe des Nachbarhauses heruntertrippelte. Eine Handtasche baumelte an ihrer Hüfte. Larry nahm an, dass sie irgendwelche Besorgungen machen wollte.
    »Sie sind also ohne dich gefahren.«
    »Klar.«
    »Jean hat mir von dem Manuskript erzählt.« Sie blieb neben ihrem Wagen in der Einfahrt stehen. »Klingt ziemlich beschissen.«
    »So hatte ich immerhin eine gute Ausrede, um nicht mitfahren zu müssen«, sagte er grinsend.
    »Wenn du nicht zu viel zu tun hast, kannst du ja zum Abendessen rüberkommen. Wir schmeißen ein paar Steaks auf den Grill.«
    »Klingt verlockend.«
    »Gut. Dann komm doch gegen fünf vorbei, ja?«
    »Mache ich.«
    Sie stieg in ihr Auto, und Larry ging ins Haus.
    Die Aussichten sind nicht mehr ganz so trübe, dachte er.
    In seinem Büro warf er einen Blick auf das verschandelte Manuskript und stellte fest, dass er nicht in der Stimmung war, sich damit auseinanderzusetzen. Er hatte sich heute schon durch über hundert Seiten gekämpft, die unangebrachten Änderungen des Lektors durchgestrichen und durch Formulierungen ersetzt, die den gedruckten Text wieder näher an die Originalfassung brachten. Das war schon eine ganze Menge für einen Arbeitstag.
    Er ließ sich mit einem Bier und dem Roman von Shaun Hutson, mit dem er diesen Morgen begonnen hatte, im Wohnzimmer nieder. Seine Augen glitten über die Wörter, doch er konnte der Geschichte nicht richtig folgen. Er stellte sich vor, was Jeans Freunde sagen würden, wenn sie merkten, dass er nicht mitgekommen war, fragte sich, was er heute Abend anziehen sollte, wenn er zu Pete und Barbara gehen würde, malte sich aus, wie schön es wäre, morgen den ganzen Tag an Ideen zu Die Truhe zu arbeiten.
    Dann dachte er über die Jukebox in dem Flussbett nach. Er überlegte, wie viel sie wohl wog. Könnten zwei Männer sie hochheben? In seiner Geschichte würden sie die Musiktruhe zum Lieferwagen tragen müssen. War das überhaupt möglich?
    Lass die Frauen doch mit anfassen. Meine Hauptfigur ist zwar nicht verheiratet, aber er könnte eine Freundin dabeihaben.
    Immer noch in Gedanken versunken legte Larry das Buch zur Seite. Er trank den letzten Schluck Bier, schlenderte ins Schlafzimmer und zog sich aus.
    Eine der Frauen sollte stürzen, wenn sie die Jukebox den Abhang hinaufschleppten. Gute Idee. Das deutete schon mal an, dass die Musikbox Ärger verursachen würde.
    Er ging ins Bad, drehte die Dusche auf und stellte sich unter den harten Strahl.
    Sie fällt die Uferböschung hinunter, dachte er, während er sich einseifte. Bekommt ganz schön was ab, so wie Barbara in dem Hotel.
    Er erinnerte sich daran, wie Barbara ausgesehen hatte, als sie hinterher in der Tür stand. An ihre zerkratzten Beine und ihren zerkratzten Bauch. Wie ihre Bluse offen gestanden hatte. Die Bilder lösten eine angenehme Wärme in seinem Unterleib aus.
    Doch er kühlte schnell wieder ab, als er sich plötzlich unter der Treppe knien und die vertrocknete Leiche anstarren sah.
    Bei Gott, er wünschte wirklich, dieses Ding nie gesehen zu haben.
    Es schien ihn ständig zu begleiten. Wie eine Art Gespenst, das in einem verborgenen Raum in seinem Bewusstsein lauerte und hin und wieder die Tür öffnete, um ihn anzusehen.
    Es war so verflucht grässlich und abstoßend.
    Aber auch faszinierend.
    Während Larry sich die Haare wusch, gingen ihm noch einmal die vertrauten Fragen durch den Kopf. Wer war sie? Wer hatte den Pfahl in ihre Brust gerammt? Wusste derjenige, der das nagelneue Schloss an der Hoteltür angebracht hatte, dass sie dort unter der Treppe lag? Könnte sie wirklich eine Vampirin sein? Was passierte, wenn jemand den Pfahl herausziehen würde?
    Er hatte keine Antworten darauf.
    Er sagte sich wieder einmal, dass er die Antworten gar nicht wissen wollte . Er wollte die Tote einfach vergessen.
    Aber das würde so bald nicht geschehen.
    Vielleicht hätten sie es doch melden sollen, dachte er. Damals war er dagegen gewesen. Jetzt begriff er, dass es möglicherweise doch das Beste gewesen wäre. Ein Anruf bei der Polizei hätte sie von der Verantwortung befreit. Sie hätten den Staffelstab weitergereicht.
    Wir haben unseren Teil

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