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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hauptpunkte der Laboruntersuchung, ohne das wissenschaftliche Beiwerk, waren folgende:
    Die Untersuchung der Flecke am Ärmel ergab, daß es sich um eingetrocknetes Menschenblut handelt, das man mittels Seife auszuwaschen versucht hat.
    Das Blut hat die Blutgruppe AB.
    Die Flecke sind ungefähr zwei oder drei Wochen alt.
    Vergleichende Analysen haben erwiesen, daß das Blut die gleiche Gruppe hat, wie das Blut der Mordopfer Ruth Kappel und Erna Schagen.
    Die ganze Sonderkommission trat rasch zusammen, um sich mit dem Laborbericht zu befassen. Es kam aber wieder, um das gleich zu sagen, nicht viel dabei heraus.
    »Sie wollen von mir wahrscheinlich wissen«, sagte Paul Leerdam zu den Herren aus Amsterdam und Den Haag, »ob ich dem Mann, der mit der Jacke aufgegriffen wurde, Glauben schenke, wenn er erklärt, sie sich von einem Unbekannten besorgt zu haben.«
    Alle im Kreise nickten.
    »Ich tue das«, sagte Leerdam.
    Mißbilligendes Gemurmel wurde laut.
    »Das heißt aber nicht«, fuhr der Kommissär fort, »daß ich ihn nicht genauestens unter die Lupe nehme. Er sitzt in Haft, obwohl ich diesbezüglich allerdings befürchten muß, daß mir der Untersuchungsrichter nicht lange mitmacht. Eile ist also geboten. Das –«
    »Welche Blutgruppe hat er selbst?« unterbrach einer.
    »Null.«
    »Um eigenes Blut, von einer Verletzung herrührend, kann es sich also nicht handeln?«
    »Das hat er auch nie zu behaupten versucht.«
    »Woher hatte er die drei Flaschen Schnaps?« fragte ein anderer.
    »Das weiß ich nicht«, gestand Leerdam ein.
    »Haben Sie sich das von ihm nicht sagen lassen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es mir keinerlei Bedeutung für den Fall zu haben schien.«
    Wieder erhob sich teilweise leiser Protest, bis einer der Herren, die alle vom grünen Tisch kamen, sagte: »Ich nehme an, Kollege Leerdam, daß ihnen die neueste Entwicklung Anlaß gibt, nun auch an die Blutgruppe des in Verdacht geratenen Peer van Hoest sowie an die des in Verdacht geratenen Jan Sehlke zu denken.«
    »Warum denn das?« fragte Leerdam verblüfft.
    »Um auch diese Materialien notfalls sofort zur Hand zu haben.«
    »Und wie soll ich an das Blut von denen kommen, solange sie nicht verhaftet sind?«
    Das wußte der große Theoretiker aus Amsterdam auch nicht. Ein Witzbold schlug allerdings vor, die beiden Verdächtigen zu einer Zecherei zu verführen und zu hoffen, daß sie sich anschließend ans Steuer setzten. Eine schon lauernde Verkehrsstreife müßte sie dann aufgreifen und der Promilleabzapfung zuführen.
    »Dann haben Sie das Blut, Kollege Leerdam«, sagte er.
    Gelächter erhob sich, womit sich wieder einmal eine alte Erfahrung im Leben bestätigte: daß nämlich keine Veranstaltung ernst, ja schaurig genug sein kann, um nicht doch auch wieder Heiterkeit aufbrechen zu lassen.
    Die Sitzung wurde aufgehoben.
    »Kommen Sie«, sagte Leerdam zu Schouwen, »wir fahren noch einmal die Fundplätze der Leichen ab.«
    Schouwen fragte sich, wozu, schwieg aber. Auch Leerdam hätte ihm keinen Grund sagen können – wenn nicht den, daß einfach etwas, irgend etwas geschehen mußte. Irgend etwas, und wenn es das Sinnloseste war, mußte unternommen werden, um zu verhindern, daß man verrückt wurde.
    Als die beiden in den Wagen stiegen, blickte ihnen der Mörder aus seinem Fenster wieder nach, bis ihr Fahrzeug um eine Straßenbiegung verschwunden war. Dann setzte er sich in seinen Lieblingssessel, streckte die Beine weit von sich, trank einen guten alten Genever und amüsierte sich über die Angriffe gegen die Polizei, von denen die Zeitungen strotzten.
    Am Abend gähnte er herzhaft. Auf dem Programm stand heute nichts Besonderes für ihn. Mit Appetit aß er eine Kleinigkeit. Darauf achtete er sehr, sich nicht den Bauch vollzuschlagen, bis es ihm oben herausgekommen wäre. Er wußte, daß er gut aussah, und wollte nicht, daß sich das änderte, indem er etwa nicht mehr auf seine Linie geachtet hätte. Seine Attraktivität gehörte zu seinen stärksten Waffen. Ehe er sich zur Ruhe begab, stellte er sich unter die Dusche und legte sich dann in sein großes Bett, in welchem ihm rasch die Augen zufielen. Noch im Schlaf lächelte er. Gemessen an diesem seinem Schlaf war sein Gewissen das sanfteste Ruhekissen, das man sich überhaupt denken konnte.
    Unterdessen schleifte Paul Leerdam seinen durchfrorenen Assistenten immer noch durch den Ufersand, obwohl nichts mehr zu unterscheiden war, da sich die Nacht auf das Land herabgesenkt hatte.
    Vierzehn

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