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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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meinen Arm. »›Glaube, Hoffnung, Liebe‹«, zitierte er. »›Am größten jedoch ist die Liebe.‹«
    »Eine altmodische Doktrin heutzutage.«
    »Immer noch die beste, Master Shardlake. Grüßt Ellen von mir, wenn Ihr sie seht. Und heute Abend will ich in der Kirche Kerzen anzünden für Euren Freund George Leacon und seine Männer. Ich will ein Fest der Farben für sie veranstalten.«
    Er legte eine bebende Hand auf die meine. Aber es war mir nur ein schwacher Trost.

kapitel einundfünfzig
    F ünf Tage später trafen Barak und ich wieder in London ein, am Nachmittag des 27. Juli. Wir waren fast einen Monat fort gewesen. Wir hatten die Pferde in Kingston abgegeben und die letzte Etappe der Reise, wie schon die erste, im Schiff zurückgelegt. Selbst der Gezeitenhub des Flusses verursachte mir Gänsehaut, obschon ich versuchte, dies zu verbergen.
    Wir durchschritten die Gärten von Inner Temple. Dyrick wäre bald wieder in seiner Kanzlei. Sollte Emma auftauchen, müsste ich mich mit ihm in Verbindung setzen, um die Vormundschaft für Hugh – vor Gericht war Emma Hugh – auf mich übertragen zu lassen. Doch wenn sie sich nicht mehr blicken ließ, konnte ich gar nichts tun.
    Fleet Street und Strand boten den gleichen Anblick wie eh und je; an den Ecken lungerten grüppchenweise Lehrburschen in blauen Kitteln herum und musterten unverschämt die Passanten; Flugblätter, an die Gebäude genagelt, warnten vor französischen Spionen. Der Fährmann hatte uns gesagt, dass weitere Soldaten in den Süden verschickt wurden; die Franzosen saßen noch immer im Solent.
    Barak lud mich zu sich nach Hause ein, um Tamasin zu sehen, aber ich wusste, dass er sie lieber allein begrüßte, also gab ich vor, erst in der Kanzlei nach dem Rechten sehen zu müssen. Wir verabschiedeten uns daher am Ende der Chancery Lane. Er versprach mir, tags darauf in die Kanzlei zu kommen. Ich ging weiter, durch das Tor von Lincoln’s Inn. Ich wollte überlegen, wie ich Coldiron aus der Reserve locken konnte, sobald ich heimkäme.
    * * *
    Der Innenhof lag heiß in der Sommersonne und roch nach Staub. Barrister und Gerichtsschreiber eilten hin und her inmitten des Gevierts von roten Backsteingebäuden. Hier war von Krieg keine Spur. Ich merkte, wie der traute Anblick der Kanzlei meine Anspannung löste. Ich hatte Skelly aus Esher eine Nachricht zukommen lassen, dass ich in Kürze wieder hier sein würde, und er begrüßte mich mit einem Lächeln.
    »Seid Ihr wohlauf, Sir?« Das Zögern in seiner Stimme sagte mir, dass der durchlebte Schrecken noch in meinem Gesicht abzulesen war.
    »Alles bestens. Und du? Deine Frau und die Kinder?«
    »Alle bei bester Gesundheit, Gott sei es gedankt.«
    »Auch hier alles in Ordnung?«
    »Ja, Sir. Wir haben einige neue Fälle hereinbekommen.«
    »Das ist gut.« Ich seufzte. »Ich möchte neue Mandanten gewinnen.«
    »Die Franzosen sollen versucht haben, die Isle of Wight zu belagern, und die
Mary Rose
ist angeblich vor den Augen des Königs gesunken. London hat weitere fünfzehnhundert Mann in den Süden gesandt –«
    »Ah, deshalb die vielen Männer und Wagen, die in Richtung Portsmouth unterwegs waren.«
    »Keiner scheint zu wissen, was als Nächstes geschieht. Die
Hedgehog
ist auf der Themse in die Luft geflogen, just am selben Tag, da die
Mary Rose
gesunken ist; einige geben französischen Spionen die Schuld, andere dagegen den vielen Fässern Schwarzpulver, die sie geladen hatte und die angeblich nicht richtig gehandhabt wurden –«
    »Das hört sich wahrscheinlicher an. Sind viele zu Tode gekommen?«
    »Etliche waren es schon. Sir, seid Ihr wohlauf?« Er sprang herzu, als ich mich an der Tischkante festhielt, weil der Boden unter meinen Füßen plötzlich schwankte.
    »Müde, das ist alles. Es war eine lange Reise. So, sind die Schriftstücke in meiner Amtsstube? Ich sollte sie mir ansehen.«
    »Sir –«, fragte Skelly. »Ja?«, gab ich unwirsch zurück.
    »Wie geht es Jack? Weiß man schon Neues von seiner Frau? Sie soll doch bald niederkommen.«
    Ich lächelte. »Jack ist wohlauf, und Tamasin auch, glaube ich. Er ist schon bei ihr.«
    Ich begab mich in meine Stube, schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Schwitzend wartete ich darauf, dass der Boden aufhörte zu wanken.
    * * *
    Ich blätterte durch die neuen Schriftstücke und widmete mich dann dem Thema Coldiron und Josephine. Ich überlegte noch immer, wie ich ihn herausfordern konnte, als es klopfte. Skelly kam herein und schloss die Tür hinter

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