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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und sich von Semlin ebenso unbemerkt, wie er hierhergekommen war, auch wieder zu entfernen.
    Da erschienen plötzlich vier Männer auf dem Kai und machten vor der Jolle Halt. Dann sprangen sie in das Fahrzeug hinunter und der eine näherte sich dem überraschten Serge Ladko mit der Frage:
    »Ihr seid doch ein gewisser Ilia Brusch?
    – Ja«, bestätigte der Pilot mit einem unruhigen Blick auf den Fragesteller.
    Dieser knöpfte darauf seinen Rock auf und ließ eine Schärpe in ungarischen Farben sehen, die um seine Hüften gebunden war.
    »Im Namen des Gesetzes verhafte ich euch!« sagte er, während sich seine Hand dem Piloten auf die Schulter legte.
Dreizehntes Kapitel.
Eine Untersuchungskommission.
    Karl Dragoch konnte sich im ganzen Laufe seiner Amtstätigkeit keiner an unerwarteten Zwischenfällen so reichen und so geheimnisreichen Angelegenheit wieder erinnern, wie der Verbrecherbande der Donau. Die unglaubliche Beweglichkeit dieser Rotte, die überall und nirgends auftauchte, und das Überraschende ihrer Streiche war etwas gar so Ungewöhnliches; ihr kaum aufgespürter Chef blieb dennoch unauffindbar und schien die gegen ihn von allen Seiten erlassenen Haftbefehle einfach zu verlachen.
    Anfänglich glaubte man fast, daß er sich sozusagen verflüchtigt hätte, denn weder stromauf-noch stromabwärts war eine Spur von ihm zu entdecken. Auch die Polizei von Budapest hatte trotz schärfster Achtsamkeit nichts melden können, was auf ihn hinwies. Er mußte aber durch Budapest gekommen sein, da man ihn am 31. August in Duna-Földvar, neunzig Kilometer unterhalb der Hauptstadt Ungarns, gesehen haben wollte. Da ihm nicht bekannt war, daß die Rolle des Fischers jetzt von Iwan Striga gespielt wurde, dem sein Schiff immer Zuflucht bot, konnte Karl Dragoch den Zusammenhang nicht begreifen.
    An den folgenden Tagen wurde sein Erscheinen von Szekszard, von Vukovar, Cserevics und von Karlowitz aus gemeldet. Ilia Brusch verbarg sich keineswegs. Im Gegenteil, er nannte seinen Namen jedem, der ihn hören wollte, und verkaufte auch dann und wann einige Fische. Manche behaupteten freilich, sie hätten ihn beim Einkauf derselben Fische überrascht, und das erschien doch etwas merkwürdig.
    Der angebliche Fischer bewies in jedem Falle eine teuflische Gewandtheit; die sofort bei seinem Erscheinen benachrichtigte Polizei mochte noch so schnell herbeieilen, sie kam doch immer zu spät. Vergeblich streifte sie dann am Strome auf und ab, von der Jolle, die geradezu verdunstet zu sein schien, war auch nicht die leiseste Spur zu entdecken.
    Karl Dragoch verzweifelte fast, wenn er die fortwährenden Mißerfolge seiner Untergebenen vernahm. Sollte ihm das Wild wirklich unter den Händen entfliehen?
    Immerhin war zweierlei gewiß. Erstens, daß der angebliche Preisträger noch immer den Strom hinunterfuhr, und zweitens, daß er die Städte, wahrscheinlich aus Furcht vor ihrer Polizei, zu meiden schien.
    Karl Dragoch ließ deshalb die Überwachung in allen Städten von einiger Bedeutung unterhalb Budapests, wie in Mohacs, Apatin und Neusatz, verdoppeln, während er sein Hauptquartier in Semlin aufschlug. Diese Städte bildeten nun ebensoviele Dämme auf dem Wege des Flüchtlings.
    Leider schien dieser nur über alle gegen ihn aufgetürmten Hindernisse zu lachen. Ebenso wie sein Vorüberkommen unterhalb Budapest beobachtet worden war, wurde es, doch immer zu spät, von Mohacs, Apatin und Neusatz gemeldet. Darüber ganz außer sich, und im Bewußtsein, seine letzte Karte auszuspielen, zog er bald eine wirkliche Flottille zusammen. Auf Befehl kreuzten über dreißig Boote Tag und Nacht unterhalb Semlins hin und her. Der Gegner mußte sehr geschickt sein, wenn er diese Sperre durchbrechen wollte.
    So gut berechnet diese Maßregeln aber auch waren, würden sie doch keinen Erfolg gehabt haben, wenn Serge Ladko der Gefangne der Schute geblieben wäre. Zum Glück für Karl Dragochs Ruhe war das anders gekommen.
    Der 6. September war unter diesen Verhältnissen verlaufen, ohne daß sich etwas neues ereignet hatte, und Dragoch machte sich in den Morgenstunden des 7. Septembers schon fertig, seine Flottille aufzusuchen, als zu ihm ein Polizist mit der Meldung kam, daß der Gesuchte festgenommen und ins Semliner Gefängnis gebracht worden sei.
    Er stürmte sofort dahin. Der Polizist hatte die Wahrheit gesprochen: der nur zu berühmte Ladko saß wirklich fest eingeschlossen.
    Die Neuigkeit verbreitete sich mit Blitzesschnelle und brachte die ganze Stadt

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