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Der Pilot

Der Pilot

Titel: Der Pilot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Star Wars - Han Solo Trilogie 1
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vermochten das zu erkennen. Niemand hatte Respekt vor einem Bettler, und Han hegte mehr als fast alles andere den uneingestandenen Wunsch, respektiert zu werden.
    Nicht nur respektiert, respektabel wollte er sein. Er konnte sich nicht an viel aus der Zeit erinnern, bevor Garris Shrike ihn auf Corellia beim Betteln aufgelesen hatte, aber Han wußte irgendwie, daß einst alles anders gewesen war.
    Vor langer Zeit hatte man ihn gelehrt, daß es eine Schande war, betteln zu gehen. Und daß stehlen… daß stehlen noch schlechter war. Han biß sich zornig auf die Lippen. Er wußte, daß ihm jemand – vielleicht seine Eltern, an die er sich nicht erinnern konnte – diese Dinge beigebracht hatte. Einst, vor langer Zeit, hatte man ihn andere Werte gelehrt.
    Doch jetzt – was konnte er tun? Es gab an Bord der Händlerglück eine goldene Regel: Wenn du nicht arbeitest, dann bettelst oder stiehlst du. Wenn du dich zu arbeiten, zu betteln oder zu stehlen weigerst, dann bekommst du nichts zu essen. Und Han hatte keine anderen Talente zu bieten. Für einen Piloten war er noch zu klein, und um Schmuggelware zu verladen, war er nicht kräftig genug.
    Aber das würde nicht immer so bleiben! rief er sich ins Gedächtnis. »Ich wachse jeden Tag ein Stück! Bald werde ich groß sein; in nur fünf Jahren bin ich zehn, und dann werde ich, vielleicht, groß genug sein, um Pilot zu werden!«
    Han hatte herausgefunden, daß er, was immer er sich in den Kopf setzte, auch schaffen konnte, und er war sicher, daß ein Raumschiff zu fliegen da keine Ausnahme bildete.
    Und sobald ich ein Schiff fliegen kann, werde ich die Händlerglück verlassen können, überlegte er. Seine Gedanken glitten automatisch hinüber in einen alten Traum, von dem er niemandem je erzählte. Einmal nur hatte er sich einem der übrigen Kinder anvertraut, aber der kleine Vrelt hatte es jedem gegenüber ausgeplaudert. Shrike und der Rest hatten Han wochenlang ausgelacht und ihn »Captain Han von der Imperialen Flotte« genannt, bis Han sich am liebsten mit den Händen auf den Ohren verkrochen hätte. Seine gesamte Selbstkontrolle war erforderlich gewesen, um ihn lediglich die Achseln zucken und so tun zu lassen, als würde es ihm nichts ausmachen.
    Ja, und wenn ich erst mal der beste Pilot bin und eine Menge Kredits mache, werde ich mich auch an der Imperialen Akademie bewerben. Ich werde Flottenoffizier, und danach komme ich zurück, schnappe mir Shrike und nehme ihn fest; dann wird er in die Gewürzminen auf Kessel gesteckt und dort verrecken. Hans Mundwinkel verzogen sich bei dieser Vorstellung zu einem räuberischen Grinsen.
    Am Ende seiner Phantasievorstellung stand Han selbst: erfolgreich, respektiert, der beste Pilot der Galaxis, mit einem eigenen Raumschiff, jeder Menge treuer Freunde und einem Haufen Kredits. Und… einer Familie. Ja, mit einer eigenen Familie. Einer schönen Frau, die ihn anbetete und seine Abenteuer mit ihm teilte, und vielleicht auch mit Kindern. Er wäre bestimmt ein guter Vater. Er würde seine Kinder niemals im Stich lassen, so wie er im Stich gelassen worden war…
    Wenigstens glaube Han, daß man ihn im Stich gelassen hatte, obwohl er sich in diesem Zusammenhang an nichts erinnern konnte. Er kannte ja nicht mal seinen vollständigen Namen und war daher nicht in der Lage, seine Familie ausfindig zu machen. Aber vielleicht… vielleicht hatten ihn seine Eltern auch gar nicht allein gelassen…
    Vielleicht waren sie getötet worden, oder man hatte ihn ihnen weggenommen, entführt. Er stellte fest, daß er diesem Szenario den Vorzug gab. Wenn er sich seine Eltern als tot vorstellte, wäre er sicher nicht so wütend auf sie, schließlich konnte niemand etwas dafür, wenn er tot war, oder?
    Han beschloß, daß er von nun an glauben wollte, seine Mutter und sein Vater wären tot. So war es einfacher…
    Er wußte, daß er die Wahrheit wahrscheinlich niemals erfahren würde. Der einzige, der etwas über Hans Herkunft wußte, war Garris Shrike. Der Captain versicherte Han immer wieder, daß er ihm eines Tages das Geheimnis offenbaren werde, warum es dazu gekommen war, daß Han an jenem Tag als Bettler in den Straßen von Corellia umherirrte, sofern er sich nur anstellig aufführte, hart arbeitete und bettelte und genug Kredits heimbrachte.
    Han preßte die Lippen zusammen. Klar, Captain, dachte er, genau wie Sie Danalis’ Gesicht haben richten lassen.
    Der Junge warf einen Blick auf die Straßenbeschilderung. Die Muttersprache der Einheimischen

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