Der Pilot
geschickt, wo sie in den Gewürzminen arbeiten müssen. Und niemand entkommt lebend von Kessel, wissen Sie? Und die gutaussehenden. nun, sie sind die glücklichen Gewinner. Sie finden als Tänzerinnen oder Tänzer Verwendung, oder in den Freudenhäusern der Soldaten. Das mag ein unwürdiges Leben sein, aber es ist viel besser, als in den Minen zu rackern und zu krepieren.«
Nebls feuchte, glänzende Augen ließen Han nicht los. »Warum fragen Sie? Interessieren Sie sich für einen speziellen Sklaven?«
»Na ja. schon«, gab Han zu. »Eine Arbeiterin in der untersten Ebene der Glitzerstimfabrik. Sie ist jetzt seit fast einem Jahr hier.«
»Wenn sie Ihnen etwas bedeutet, sollten Sie das Mädchen von hier fortbringen, Vykk«, riet ihm der Sullustaner. »Die Sterblichkeitsrate der Glitzerstimarbeiter ist außerordentlich hoch.
Sie schneiden sich an den Gewürzfasern, und der Pilz dringt in ihren Blutkreislauf ein, dann.« Er schnippte wegwerfend mit den Fingern. »Bringen Sie sie von hier weg, sonst besteht ihre einzige Hoffnung darin, als Sklavin von dieser Welt runterzukommen.«
»Von dieser Welt?« Han kämpfte bei dem Gedanken, Pilgerin 921 vielleicht nie wiederzusehen, einen stechenden Anflug von Furcht nieder. »Heißt das, ich soll hoffen, daß sie als Spielzeug für gelangweilte imperiale Sturmtruppler in irgendein Soldatenbordell verschleppt wird?«
»Immer noch besser, als elend an einer schleichenden Blutvergiftung zu sterben.«
Hans Gedanken rasten, und was er dachte, gefiel ihm nicht. »Hören Sie, Nebl, ich bin froh, daß wir miteinander geredet haben. Ich komme Sie demnächst wieder besuchen, aber jetzt. muß ich was erledigen.«
Der Nichtmensch nickte freundlich. »Ich verstehe, Vykk.«
Als Han nach draußen kam, stellte er fest, daß der kurze ylesianische Tag bereits verblaßte. Die Pilger waren sicher schon bei der Abendandacht. Wenn er sich beeilte, konnte er 921 noch einholen und ein paar Worte mit ihr wechseln. Er mußte sich eine Möglichkeit einfallen lassen, wie er sie aus dieser Fabrik holen konnte, ohne daß sie Ylesia verlassen mußte.
Ungeachtet der drückenden Hitze und des feinen Nieselregens, der inzwischen eingesetzt hatte, rannte Han auf dem mittlerweile vertrauten Fußweg durch den Urwald. Schon nach ungefähr fünf Minuten brannten seine Lungen bei jedem Atemzug, doch er weigerte sich, dem Rechnung zu tragen und seine Schritte zu verlangsamen. Er mußte unbedingt ihr Gesicht sehen und sich vergewissern, daß sie noch auf Ylesia war.
Was, wenn sie bereits von hier weggebracht worden war? Er würde sie niemals finden. niemals! Han fühlte, wie Panik an den Rändern seines Verstandes zerrte, und verfluchte sich in jeder ihm bekannten Sprache. Was ist nur in dich gefahren, Solo? Reiß dich zusammen! Alles läuft hier auf Ylesia hervorragend für dich. Bis zum Jahresende erwartet dich auf einem Konto auf Coruscant ein Haufen Kredits. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, wegen irgendeiner verrückten religiösen Fanatikerin den Kopf zu verlieren. Komm darüber hinweg!
Doch Körper und Herz wollten nicht auf seinen Verstand hören. Hans Schritte wurden immer länger und schneller, bis er mit weit vorgebeugten Schultern rannte. Er sprintete um eine enge Kurve in der Nähe der Blumenebene und prallte um ein Haar mit dem ersten der Pilger zusammen, die gerade von der Abendandacht zurückkamen und mit dem typischen betäubten, ekstatischen Ausdruck in den glänzenden Augen über den Pfad stolperten und trotteten.
Han bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge und kam sich dabei vor wie ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt. Er spähte in der zunehmenden Dunkelheit in Gesichter, schielte unter Kapuzen, suchte und suchte. Wo war sie?
Han griff mit wachsender Sorge nach den Armen einzelner Pilger und verlangte zu wissen, ob irgend jemand 921 gesehen hatte. Die meisten ignorierten ihn oder starrten blöde und mit heruntergeklappten Kinnladen vor sich hin, doch endlich deutete eine alte corellianische Frau mit dem Daumen hinter sich.
Han wandte sich in die angegebene Richtung und erblickte 921 ein Stück hinter den anderen. Erleichterung durchflutete ihn. Er schloß rasch zu ihr auf, noch immer nach Luft ringend, verschwitzt und zerzaust vom schnellen Lauf.
»Hi«, keuchte er und hoffte, daß die Begrüßung sich in ihren Ohren nicht ebenso lahm ausnahm wie in seinen eigenen.
Sie schaute im Zwielicht zu ihm auf. »Hi«, entgegnete sie unbestimmt. »Du warst eine
Weitere Kostenlose Bücher