Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
selbst verraten. Aber ich warne dich, ein lauter Ton und dein Genick macht ‚knack’.“ Sein Gesichtsausdruck war finster, doch tief in seinen Augen schien sie so etwas wie ein leises Flehen zu erkennen. Sie nickte, um anzuzeigen, dass sie verstanden hatte. Ihre Gedanken rasten, während sie krampfhaft überlegte, in welcher Art und Weise sie für die Piraten von Wert genug sein konnte, um sie am Leben zu lassen. Ihr Blick fiel auf die blutige Klinge. Nachdem sie den ersten Ansturm von Ekel zurückgekämpft hatte, kam ihr plötzlich eine Idee.
„Ich kann Wunden nähen und verbinden“, sagte sie leise, doch deutlich genug.
„Pah. Wunden nähen ist keine Kunst, aber vielleicht kann er sich ja selbst zusammenflicken, wenn wir Fischfutter aus ihm gemacht haben.“
„Warte. Ich habe ihn nähen sehen. Er macht sehr kleine, sorgsame Stiche. Da bleibt kaum eine Narbe zurück. Mit solchen Nähten bekommst du glatt einen Nachlass bei den leichten Damen im Hafen.“ Smith lachte verschwörerisch und seine Kumpane stimmten erheitert mit ein.
„Na gut, du hast gewonnen, Smith. Aber wenn er schreit, bringe ich nicht nur ihn, sondern auch dich um. Verstanden? Und jetzt bring die halbe Portion ins Kabelgatt.“ Emilia leistete keinen Widerstand, als Smith sie auf die Beine hievte, ihre Arme auf den Rücken drehte und sie zur Treppe führte.
Sie warf einen letzten Blick über die Schulter und sah, wie sich der Mob zum Achterschiff schob. Weder Kapitän Bennett noch seine Offiziere schienen etwas von dem heimtückischen Überfall mitbekommen zu haben und schliefen seelenruhig in ihren Betten. Eine böse Überraschung würde sie erwarten, sobald sie die Augen aufschlugen. Smith stieß sie voran und führte sie ins Vorschiff, sperrte sie dort in den Stauraum und fesselte sie an Armen und Beinen. Nachdem er sie verschnürt hatte, ließ er sie einfach liegen und ging zur Tür.
„Warte, Smith!“ Emilia hob angestrengt den Kopf. „Warum hast du mich gerettet? Du hättest mich töten können.“
Er zuckte die Schultern. „Vielleicht, weil ich dich mag, Grünschnabel?“
Mit diesen Worten ließ er sie allein zurück. Emilia verlor sämtliches Zeitgefühl, doch bald merkte sie, wie das Schiff sich in Bewegung setzte und an Fahrt gewann. Zuerst war es kaum wahrnehmbar, doch nach einer Weile begann es spürbar zu schaukeln. Die Seeräuber mussten die Taue von den Pollern gelöst und den Hafen verlassen haben. Was gleichzeitig bedeutete, dass sie die Kontrolle über die Seaflower an sich gebracht hatten. Nach einer halben Ewigkeit öffnete sich die Tür. Smith kam herein, bückte sich und löste ihre Fesseln. „Du hast Glück, Emil. Wir haben einen Kapitän gewählt, der dir seine Gnade gewährt, wenn du dich uns anschließt.“ Sie wusste, dass sich von nun an alles an Bord ändern würde, und dass sie sich den neuen Begebenheiten anpassen musste, wenn sie nicht sterben wollte.
„Wer ist unser neuer Kapitän?“
„Giovanni DeMarco.“
***
Doktor Neville Maberly wischte sich den Schweiß von der Stirn. Raymond Walsh, ein enger Vertrauter von Giovanni, lag schwer verletzt auf der kleinen Pritsche. Emilia drückte mit aller Kraft ein Tuch auf seinen Unterleib, um die Blutung zu stoppen. Ihre Hände zitterten, als sie den muskulösen Körper des Mannes berührte, den Hill einst auspeitschen ließ.
„Wir werden ihn nun verbinden“, entschied Maberly und gab dem Patienten ein Zeichen, dass er sich aufsetzen möge.
Raymond stieß ein gequältes Seufzen aus, während Emilia ihm half, in eine aufrechte Position zu kommen. Sie musste ihn stützen, da er nicht mehr genügend Kraft hatte. Gemeinsam bandagierten sie den Piraten. Maberly bemühte sich, den Verband so fest wie möglich anzuziehen. Das Ende schlitzte er in zwei Streifen und verknotete diese.
„Wann bin ich wieder einsatzfähig, Doktor? Kapitän DeMarco braucht mich.“
Seine Stimme klang leise und kraftlos. Langsam glitt er auf sein Kissen zurück.
Maberlys Mundwinkel zuckte nervös, als er den Namen DeMarco vernahm. Auch Emilia erinnerte sich an Giovannis Gnadenlosigkeit, als er die Leichen von Abraham Bennett und seinen Männern bei voller Fahrt ins Meer geworfen hatte. Die Meuterei hatte viele Opfer gefordert. Die meisten davon auf Bennetts Seite. Doch die Offiziere hatten sich überraschend gewehrt und auch einige Piraten während des Kampfes im Achterschiff verletzt. Einer von ihnen lag nun vor ihr.
„Länger, als Euch lieb sein wird. Vielleicht
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