Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
zusammenmischen.“
Giovannis Blick traf Emilia, der vor Schreck schwarz vor den Augen wurde. Sie wankte ein Stück nach hinten und stieß mit dem Rücken gegen die Brüstung.
„Also gut, wenn es stimmt, was der Doktor sagt …“
Emilia nickte eingeschüchtert.
„Keine Angst, Junge. Ich mag zwar gnadenlos zu meinen Gegnern sein, aber wer auf meiner Seite steht, hat von mir nichts zu befürchten.“
Maberly, Giovanni und Emilia gingen zum Achterschiff zurück, wo sich das Schiffshospital befand. Raymond schlief tief und fest, als sie den Raum betraten. Giovanni schaute zu ihm, und Emilia war sich sicher, Sorge in seinem Blick zu erkennen. Dann setzte er sich auf den Stuhl an Maberlys Schreibtisch und wartete auf Emilia, die aus einem Fass etwas Wasser in eine Schüssel goss und ein Tuch eintunkte. Sie kniete vor Giovanni und wrang es aus, um es dann um seine Hand zu legen.
Er zischte leise.
„Verzeiht, habe ich Euch wehgetan?“
„Nicht so schlimm.“ Er sprach im Flüsterton, um Raymond nicht zu wecken.
Vorsichtig säuberte sie die Wunde, während Maberly seine Wundarztkiste durchsuchte und schließlich zwei Beutel aus der Schublade zog. Er vermengte Salbenfett und Pulver und rührte das Gemisch kräftig um.
Emilia betrachtete Gios Wunde genauer. Ein langer Striemen ging quer über seine Handfläche. Offenbar hatte er in eine scharfe Klinge gefasst, um einen Angriff abzuwehren. Sie wischte das verkrustete Blut ab und kämpfte gegen den inneren Drang an, seine Hand in ihre zu legen und ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Maberly reichte ihr die Salbe, die sie auf die Verletzung strich und wickelte dann ein zweites, trockenes Stück Stoff um seine Hand.
„Das fühlt sich gut an“, seufzte er wohlig. „Sieh mich doch einmal an, Junge. Sei nicht so schüchtern. Oder hast du noch immer Angst vor mir?“
„Nein, Sir … Kapitän …“
Die Finger seiner anderen Hand schoben sich unter ihr Kinn und hoben es an, sodass sie gezwungen war, ihn anzusehen. Giovannis Augen verengten sich.
„Du bist noch sehr jung“, stellte er fest.
„Ja, Kapitän. Ich bin 16 Jahre alt.“
„Ich hätte dich auf 14 geschätzt.“
Sie grinste. In Wirklichkeit hatte sie 22 Lenze hinter sich!
„Du bist mir irgendwie vertraut. Haben wir uns schon einmal gesehen? Woher kommst du, Emil?“
„Ich bin aus … Liverpool“, log sie hastig.
„Liverpool? Nein, dann irre ich mich.“
„Vermutlich. So, Eure Wunde ist verarztet, Kapitän.“
„Danke“, sagte Giovanni nachdenklich und stand auf. An der Tür drehte er sich noch einmal zu Emilia und Maberly um. „Versprecht mir eines, Emil.“
„Ja?“
„Kümmert Euch gut um meinen Freund Raymond.“
„Natürlich, Kapitän. Er ist bei uns in guten Händen.“
***
Am Nachmittag legten sie in Katonga an, wo es vor Piraten nur so wimmelte. Es war keine Piratensiedlung im eigentlichen Sinne, doch der Gouverneur hatte die Stadt als „neutral“ erklärt und duldete die rauen, doch oftmals nicht all zu armen Gesellen in seiner Siedlung und sorgte damit nicht nur für einen ungewöhnlichen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch dafür, dass der Ort selbst von Überfällen weitestgehend verschont blieb. Immerhin sahen selbst die Kapitäne – die unter dem Jolly Roger fuhren – ein, dass ein sicherer Hafen und die Versorgung mit Proviant und Bedarfsgütern auch für sie einigen Nutzen hatte. Maberly verwarf seinen Plan auf Landgang zu gehen und zu fliehen, denn ein – wenn auch nur inoffizielles – Seeräubernest erschien ihm hierfür nicht der geeignete Ort zu sein. Er zog sich in seine Kajüte zurück und blieb dort unter dem Vorwand, sich um Raymond Walsh zu kümmern, während Emilia Gerwin Reilly zum Kontor begleitete, um Vorräte einzuholen.
„Wenn wir hier fertig sind, Emil, muss ich dich unbedingt zur Lady Rosa mitnehmen.“
„Lady Rosa? Wer oder was ist die Lady Rosa?“ Emilia runzelte die Stirn.
„Das wirst du schon sehen, Junge. Knaben wie du werden dort zu Männern gemacht.“
Gerwin legte die Hand auf Emilias Schulter und schob sie an verschiedenen Ständen vorbei durch die Straßen und hin zum Hafen, wo sie nicht lange nach der Lady Rosa Ausschau halten mussten, denn sie stach ihnen regelrecht ins Auge. Sie war kleiner als die anderen Schiffe und bunt angestrichen. Über der Brüstung hingen leicht bekleidete Mädchen, die Vorbeikommenden zuwinkten und mit ihren Reizen an Bord lockten. Erinnerungen stiegen in ihr hoch, als sie die
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