Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
bat.“
„Nein, darum geht es nicht.“
„Worum geht es Euch dann? Schüttet mir Euer Herz aus, junger Freund. Ihr habt so viel für mich getan, dass es das Mindeste ist, wenn ich nun auch etwas für Euch tun kann.“
„Also gut, ich will Euch verraten, was mich beschäftigte. Ich dachte über Euch nach.“ Das war in keinster Weise gelogen. Emilia hatte die letzten Nächte in Gedanken bei Jonathan verbracht. Er reizte sie, denn er war anders als alle Männer, die sie kannte. Stets drückte er sich gewählt aus. Und seine Hände waren so fein, dass sie fast wie Frauenhände aussahen.
„Über mich?“, fragte er erstaunt – und doch wirkte er geschmeichelt.
„Ihr sagtet eben, Ihr hättet das Gefühl, wir würden einander kennen. Ich sage Euch nun, dass Ihr mit Eurer Vermutung recht habt.“
Er hob erstaunt eine Augenbraue. Noch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Emilia fort: „Es war vor über 10 Jahren, als wir uns im Garten des Herzogs von Buckingham begegneten. Erinnert Ihr Euch? Ihr habt mich vor den bissigen Hunden gerettet und mir zu essen gegeben, damit meine Mutter und ich nicht verhungerten.“
„Ihr seid der Knabe aus dem Irrgarten?“
Sie nickte.
Jonathan schüttelte fassungslos den Kopf. „Das ist unglaublich. Nun begegnen wir uns Meilen weit von zu Hause entfernt wieder, und Ihr begleicht Eure Schuld, indem Ihr mich vor dem Zorn der Piraten bewahrtet.“
Er sah sie auf eine merkwürdige Weise an. Es war nichts Unangenehmes in seinem Blick – im Gegenteil – Emilia verspürte ein aufregendes Prickeln in ihrem Bauch.
„Vielleicht ist es Schicksal“, sagte er bedeutungsvoll.
Ja, womöglich war es das? Emilia dachte an ihre Träume, die oft mehr als absurd waren, doch stets auch etwas Wahres beinhalteten. Irgendetwas mussten sie zu bedeuten haben. Vielleicht war er der Mann, auf den sie ihr Leben lang gewartet hatte? Sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen Gedanken. Er wusste doch nicht einmal, dass Emil in Wahrheit Emilia hieß. Ob er sich in eine Frau wie sie, die zum Abschaum der Gesellschaft gehörte, überhaupt verlieben konnte? Sie kam aus keinem guten Hause, und hübsch war sie auch nicht. Die Wochen auf See hatten sie härter gemacht. Ihr Körper hatte Muskeln ausgebildet, ihre weiblichen Formen, die ohnehin nie stark ausgeprägt waren, schienen gänzlich verschwunden zu sein.
„Ich muss nun gehen, aber wenn es meine Zeit erlaubt, komme ich heute Abend wieder zu Euch“, sagte sie leise und erhob sich.
„Ihr würdet mich sehr glücklich machen.“
Sie drehte sich noch einmal zu ihm um, dann machte sie sich auf den Weg zum Hauptdeck.
„Du bist ziemlich oft bei ihm“, knurrte Giovanni DeMarco und fing sie auf der Treppe ab. Offenbar hatte er auf sie gewartet.
„Was soll das, Kapitän?“
Sie wollte sich an ihm vorbeidrängen, aber er ließ ihr keine Chance.
„Irgendjemand muss Jonathan doch verpflegen“, sagte sie. Sie hatte das Gefühl, sich vor ihm rechtfertigen zu müssen.
„Und du opferst dich freiwillig – wie rührend!“
Sie blickte zornig zu ihm auf.
„Es war dein eigener Vorschlag, erinnerst du dich? Und jetzt lass mich bitte vorbei. Ich habe keine Zeit für diese Albernheiten.“
„Ich frage mich, was du an dem Kerl findest.“
„Er respektiert mich, ist gebildet und hat Manieren. Was man von dir nicht gerade behaupten kann.“
Er lachte abfällig. „Er kann dich aber nicht befriedigen, wie ich es kann.“
„Ich kann es nicht glauben, du bist eifersüchtig.“ Amüsiert hielt sie die Hand vor den Mund.
„Wie kommst du denn darauf? Mach dich nicht lächerlich.“
„Tu ich das?“
„Ich bin nicht eifersüchtig, verdammt! Ich wollte dich nur vor einer Dummheit bewahren. Du vergisst, dass er dich für einen Mann hält. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Interesse an dir zeigt.“
„Und wenn ich ihm die Wahrheit sage?“
„Das würdest du nicht wagen.“
„Ich habe schon ganz andere Dinge gewagt.“ Warum meldete er plötzlich Besitzansprüche an? Störte es ihn wirklich so sehr, dass sie Jonathan sah? Oder steckte etwas anderes dahinter? Plötzlich ahnte sie, woher sein Misstrauen rührte.
„Du befürchtest, dass ich mit dem jungen Adligen durchbrenne und den Schatz ohne dich suche?“
„Das ist Unsinn. Wie willst du und diese halbe Portion das allein schaffen? Ich habe dir schon einmal erklärt, dass wir aufeinander angewiesen sind. Du bist von mir und der Mannschaft abhängig. Selbst, wenn ihr Madagaskar mit einem
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